Das Nicht-Thema des Jahres. Irrelevant wie sonstwas. Ich würde da auch nicht groß drüber schreiben, vor allem nicht im Blog, wo ich eh schon zu lange so wenig schreibe. Wenn das nicht ein Anlass wäre für manche Beobachtung, die mir auffiel. Und als Mittel zum Zweck erscheint mir Wulff dann grade noch brauchbar. Wenn das Ganze sonst schon keine weitere Relevanz besitzt.
Beobachtung 1:
Ein riesiges Problem für das in unserem Kulturkreis vorherrschende internalisierte streng dualistische Denkmodell, das beinhaltet, möglichst alles auf genau zwei Antipoden herunter brechen zu müssen, dazu die passenden ebenfalls dualistischen (pseudo)logischen Schlüsse und Bewertungsmodelle, speziell die nach Augustinus – „Es gibt nur eine Wahrheit, und was dieser nicht entspricht ist falsch“ und all ihrer Derivate, scheint mir schon die Konstellation der Protagonisten zu sein.
Zunächst das Herunterbrechen auf zwei gegenüberstehende Seiten. OK, das ist noch kein Problem, BILD und Wulff, das war noch einfach.
Dass jetzt die vielen anderen Protagonisten in dieser Veranstaltung, also die anderen Medien, die Zuschauer, denen diese Medien Dinge verkaufen wollen, die Parteien, die Personen, die Wulff ins Amt brachten, die vielen reichen „Freunde“ Wulffs, jetzt im blinden Fleck stehen nimmt man gerne mit.
Aber schon bei „Wenn bei zwei Seiten einer „böse“ ist ist der andere gut“ wirds jetzt schon ganz eng. Wenn Wulff der Böse ist müssen die BILD-Leute die Guten sein. WTF? BILD gut? Nein BILD ist nicht gut! OK, dann ist Wulff der Gute. Oh, warte….
Und richtig: viele der „Diskussionen“, die man so verfolgen kann drehen sich wie selbstverständlich um genau diese Frage: wer von den beiden ist jetzt der Gute und wer der Böse? Diese Denknorm scheint so stark und selbstverständlich, dass die schmerzhafte Dissonanz selbst für Leute, die BILD sonst für das manifestierte Böse an sich halten sie nicht hindert, die BILD und einen Kai Dieckmann zum Opfer zu erklären und als ein solches für bar jeden Zweifels.
Oder eben andersrum, Leute, die z.B. Guttenberg (korrekterweise) seinen „Fehltritt“ eben nicht durchgehen ließen, plötzlich den präsidialen Vertuschungs- und Täuschungsversuch um die Finanzierung der Hütte des derzeitigen Amtsinhabers eines Amtes, dessen einzige Relevanz darin besteht, „moralische Instanz“ zu sein als vom Amt zu trennende Privatangelegenheit sehen wollen, als Faux Pas, für den man sich halt zu entschuldigen habe, was er ja auch getan habe, sich anzusehen beeilen, weil das ja „logisch“ ist: die BILD-Zeitung als manipulatives Hetzblatt kann ja nur ein unschuldiges Opfer, das durch langjährig trainierte und etablierte Perfidie einer manipulierenden Meinungsmacht getrieben und ins schlechte Licht gestellt wird, jagen.
Und so dreht sich der Großteil der Diskussionen, die Beiträge aufwerfen, die die jeweiligen Verantwortungen der jeweiligen Seiten aufzeigen – selbst die Beiträge, die beiden Protagonisten die selbe Menge an „Schuld“ zuweisen, darum, wer der Gute und wer der Böse sei. Mit allen dazugehörigen Auswüchsen, inklusive einer „Der Feind meines Feindes ist mein Freund – Solidarisierung mit dem vermeintlich Guten und der „Wenn du nicht für mich bist, bist du gegen mich“ – Kriegserklärung denjenigen gegenüber, die die andere Seite als den Bösen identifiziert hat, denn diese Identifizierung ist ja auch immer auch die Wahl der Seite. Und die eigene Seite als eine Böse Seite anzuerkennen geht ja nicht, denn das hieße einerseits automatisch, die andere, die die man selbst für das Böse an sich hält, ist die Gute Seite, und das geht nicht, denn durch die eigene Seitenwahl wäre man selbst ja plötzlich auch ein Böser, und man selbst, ja man selbst ist immer bei den Guten.
Und schon streiten sich selbst Menschen, die eigentlich ähnlicher Wellenlänge sind bis aufs Blut und mit einer Emotionalität, dass man sich die Augen reibt. Weil eine marginale Andersgewichtung einer Bewertung sie zu Vertretern komplett konträrer Lager macht. Der Kampf zwischen Gut und Böse kennt keinen Kompromiss, das Gute muss obsiegen, und Augustinus weiß, dass es nun mal nur eine Wahrheit geben kann, ein „auch Recht haben“ kann es nicht geben, denn wenn ich dem anderen Recht gäbe hieße das, ich habe Unrecht. Dieses Muster ist so stark, dass viele es nicht einmal bemerken, wenn man es ihnen innerhalb einer solchen Diskussion versucht zu erklären: das Weltbild ist die Welt und die Grenzen der Welt sind die Grenzen des Denkens.
Wenn dann bei Artikeln, die die Rolle der BILD-Zeitung und auch anderer Medien ebenso kritisch hinterfragen wie Wulffs Handlungen die Diskussion dann um die Frage geht, ob denn eine Kritik an BILD nicht die Verantwortung Wulffs schmälere, verharmlose, entschuldige etc., manchmal auch umgekehrt, kann man das schön beobachten. (Dass das eine weniger oft passiert als das andere hat einen Grund, den Stefan Niggemeier schön beschrieben hat, das spar ich mir jetzt mal, wird eh viel zu lang, alles 😉 )
Dabei ist dieses vermeintliche Dilemma eigentlich überhaupt kein Problem, wenn man eben nicht in den dualistischen Fehler verfällt, zu glauben, dass es zu einem Täter immer auch ein Opfer geben müsse und diese beiden Rollen streng getrennt wären bzw. Verantwortung, die man auf einer Seite findet, automatisch die auf der anderen verringere, weil Verantwortung nach den Gesetzen des Schuldprinzips immer nur auf der Seite des Täters, also des Bösen, liegen könne.
Hier sieht man also zwei Täter, die um den Titel des Opfers kämpfen, um in diesem Weltbild ihre Unterstützer zu finden, indem sie dem Muster gemäß eine vermeintliche Wahl zwischen Gut und Böse und wenn gewählt wurde eine Solidarisierung mit ihnen zu provozieren versuchen. Beide Protagonisten versuchen dabei, sich als moralische Instanz aufzustellen, beide Protagonisten handeln aber zutiefst unmoralisch. Man könnte sagen: beide in einen Sack und draufschlagen, man trifft keinen falschen.
Der letzte Strohhalm, wenn man es bis hierhin erfolgreich geschafft hat, sich dieses Mechanismus zu entziehen und zu sagen „OK, zwei Täter, beides sind Böse“, doch noch aus diesen beiden Gegnern auch Antipoden im Sinne eines Werturteils zu machen ist das „Argument“, dass eine der beiden Seiten „nicht anders könne“, also somit weniger verantwortlich für sein Handeln sein muss als der andere und wir so doch noch von der Verantwortung ins Schuld-Prinzip rutschen können. Da wird mit Faust verglichen, und Mephisto bemüht, von Archetypen gefaselt, nur um das irgendwie hinzukriegen. Und schon ist das Verhalten der BILD quasi archetypisch, es ist ja quasi Mephistos natürlichste Aufgabe, der Versucher zu sein, oder eben Wulff dem Trickster als armes Opfer verfallen, dem Meister der Lügen, gegen den kaum jemand eine Chance hätte.
Quatsch! Wir sind hier nicht im klassischen Drama, hier agieren normale Menschen mit freiem Willen, und was sie tun tun sie, weil sie sich selbst dafür entscheiden es zu tun: Sowohl BILD als auch Wulff hatten und haben stets jede Möglichkeit, moralisch zu handeln und haben sich dagegen entschieden. Hier gibt es keinen Archetypen. Nur moralische Totalversager.
Beobachtung 2:
Wenn man es geschafft hat, diese ganze Geschichte mal nicht dualistisch anzusehen, kann man sich mal die Protagonisten ansehen und findet – jetzt wenig überraschend – fast ausschließlich diesen bestimmten Schlag Leute vor, die Jens hier so schön beschrieben hat:
[…] Wir kennen die schon aus unserer Schulzeit und die waren genau die Mitschüler, die sich immer mit dem System gut gestellt haben. Die genau hingeschaut haben, wer ihnen nutzen kann und die immer versucht haben, sich mit denen zu verbrüdern, damit sie ihnen bei den Hausaufgaben und Referaten helfen oder besser, sie ihnen gleich fertig erstellen im Tausch mit meistens materiellen Vorteilen und Gefallen. Insgesamt kamen diese Mitschüler relativ konservativ rüber, allerdings täuschte das – Konservativ waren nur ihre Ansichten zu Frauen und Beziehungen (denn wenn man Frauen aus der Karrieregleichung lässt hat man gleich schon viel weniger Konkurrenz) und ihre Ablehnung von jeder und jedem anderen, der auch nur den Ansatz einer Nonkonformität zu ihrem recht einfachen Wertekanon zeigte.
Die Einfachheit des Kanons war aber wichtig, denn sie war Grundlage für ihren Lebensentwurf. Der Mittelpunkt dieses Lebensentwurfes bildete und bildet die „Karriere“. […]“
Und dann wird mir klar: hier muss ich nicht Partei ergreifen. Erst recht muss ich mich mit keiner Seite solidarisieren. Im Gegenteil: Alle Beteiligten – und das ist nicht Wulff und Diekmann, sondern auch die „reichen Freunde“, die „Parteifreunde“ aller Couleur, die sogenannten „seriösen Medien“ – sie alle spielen hier eine Soap Opera vor, eine kleine geschlossene Welt, in der Leute mal etwas weiter vorn und mal etwas weiter hinten liegen, in der sich Leute heute in moralischer Überlegenheit sonnen und sich in Empörung ereifern und morgen die sind, über die sich ereifert wird, in der es vordergründig darum geht, Macht zu erlangen oder zu erhalten, oder anderen zu nehmen. Aber wenn man genau hinschaut, wie ein Zuschauer, der eine Posse auf einer Bühne sieht, dann merkt man: diese mit immensem Aufwand inszenierten Bewegungen angeblicher Machtverschiebungen sind im Vergleich zur echten Welt minimal.
Nur die hysterische Empörung, die lautstarke Skandalisierung, die grelle Bebilderung, die mit nichts kleinerem daherkommen kann als dem Untergang der Demokratie, wenn von „Angriff auf die Pressefreiheit“ schwadroniert wird, nur weil jemand jemand anderem kindisch auf die Mailbox weint, oder aber vom Ende aller Kultur und allen Anstands, weil ein anderer halt jetzt mal einen Bundespräsidenten durch den Dreck schleift wie es sonst nur bei HartzIV-Empfängern, Ausländern, C-Promis oder anderen armen Schweinen, die sich nicht wehren können, Gang und Gäbe ist, oder den „Verlust in das Vertrauen in die Politiker und die Politik allgemein“ weil ein Bundespräsident vielen – auch mir – korrupt erscheint – als ob es ohne diesen Fall um dieses Vertrauen auch nur einen Deut besser gestellt wäre – nur diese immensen ständigen Überhöhungen, es geht niemals auch nur eine Nummer kleiner, lassen einen Glauben, es mit hohen Höhen und tiefem Fall zu tun zu haben.
Dabei fällt hier niemand. Hier und da rutscht jemand ein paar Zentimeter. Mal hoch mal runter. Vielleicht auch mal einen Meter. Aber es findet alles „da oben“ statt, auf dem Gipfel. Weit weg vom Tal, weit weg von der großen Tiefebene, weit weg von den restlichen 99%, wo man die „volle Härte des Gesetzes“ spürt, wenn man einen gammligen Keks aus einer Mülltone fischt, während Minister, die das Grundgesetz verletzten, nach wie vor völlig ungeschoren davon kommen.
Man bleibt unter sich, da oben, man sortiert vielleicht mal neu, wer welches Zimmer in diesem Penthouse der Gesellschaft belegt, aber man zieht nicht aus und man lässt auch niemanden rein, der nicht dazu gehört. Es ist also letztlich wirklich egal.
Noch.
Denn wie Jens auch richtig bemerkte:
[…]Offensichtlich sind die Privilegien, die sich diese Generation selbst geschaffen hat, in der Transparenz nicht belastbar. Offensichtlich haben wir es satt, diesen Leuten zu erlauben, uns ihre Weltsicht aufzudrücken, in der sie die wertvollen Menschen sind und wir die anderen. Der erste Schritt ist, zu bemerken, dass man Ihre Karrieremodelle nicht mehr tragen will und ihr Spiel nicht mehr mitspielen mag […]. Vielleicht merken gerade sehr viele Menschen, dass wir die nicht brauchen. Vielleicht erkennen wir, dass wir nicht mit der Hilfe der richtigen Beziehungen, dem Aufbau und Ausnutzen von Abhängigkeiten. Intrigen und Mobbing und des Austausches von materiellen Gefälligkeiten weiterkommen sondern dass wir ja echte Qualifikationen haben und sinvoll anwendbare Fähigkeiten und dazu Ziele, an deren obersten Stelle nicht irgendeine „Karriere“ steht aus der wir unser Selbstwertgefühl schöpfen. Und dass unsere Methoden die besseren sind.
Vielleicht erleben wir also tatsächlich gerade den Beginn vom Ende dieser elenden Ellenbogen-Generation und vielleicht reicht die Zeit sogar, bis die nächste wieder funktionierende Methoden findet, um vorher doch mal ein paar Dinge in Ordnung bringen zu können. […]“
Wenn es wirklich gelingt, wenn nur ein paar bisherige Zuschauer einfach aufstehen und gehen, und den Blick auf diese kleine Theaterbühne mit den viel zu grell und übertrieben agierenden Schauspielern links liegen lassen, raus gehen und ihr eigenes Ding durchziehen und den anderen zeigen, dass es auch anders geht, weil möglich ist, was man sich vorstellt und man sich das vorstellen darf, was man möchte, und so die Erkenntnis wächst, dass Alternativen und Konzepte grundsätzlich zum Menschenbild derer, die es entwerfen, passt – und damit auch klar wird, dass im Moment einfach zu viele Leute das Sagen haben, die ganz offensichtlich ein Menschenbild haben, das nichts neben der eigenen Person wertschätzt und wir mit der Förderung und Unterstützung neuer Konzepten also auch automatisch neue Leute mit neuen Menschen- und Weltbildern bekommen und das einfacher ist als die alten Köpfe zu entfernen – dann verschwinden diese Leute da oben nach und nach dorthin, wo sie hingehören. In die Irrelevanz. Denn dann findet das Leben draußen, vor dem Theater, in frischer Luft und Sonne statt. Ohne die.
Und den resignierten Zynikern, die den Glaubenssatz „Da ändert sich doch eh nix, das ist doch alles naiver Idealismus“ so verinnerlicht haben, dass sie ihn jedem, der noch ein wenig Feuer unter seinem Hintern spürt, entgegenrufen müssen: Ihr Trottel, Handlanger des Establishments, ihr seid genau da, wo sie euch haben wollen! Und ihr seid willige Instrumente dieser Leute, indem ihr als Demotivatoren für sie in der Welt herumstreift und versucht, jedem, der an echten Alternativen arbeitet, den Mut zu rauben und macht damit euren Glaubenssatz zu einer selffulfilling prophecy.
Denn freilich gibt es sie schon und gab es immer, die Alternativen. Aber mit neuen Medien, die das Broadcastingmonopol aufgehoben haben und Kommunikation über Länder und Kontinente hinweg ermöglichen gibt es eine reelle Chance, diese an den Gatekeepern und den Schutzmechanismen der Camarillas vorbei sichtbar zu machen. Egal ob das Unternehmer sind, die einfach eigene Regeln aufstellen, was für sie „unternehmerischer Erfolg“ bedeutet, ob das Konzepte sind, die von einem völlig anderen Menschenbild ausgehen, oder Parteien, die solche „spinnerten“ Konzepte trotz allen Spotts der Etablierten und Zyniker zu Politik werden lassen wollen.
Und die Nackt- und Substanzlosigkeit der „alternativlosen“ etablierten Welt für alle sichtbar zu machen.
Mik Check… Mik Check… – Der Kaiser… – Der Kaiser… …hat ja… …hat ja… gar nichts an!
Einzig, freilich, worauf geachtet werden muss ist, dass die Versuche der „da oben“, dieses Medium, über das ihnen derzeit so an die Substanz gegangen werden kann, unter Kontrolle – und damit außer Kontrolle von „jedermann“ – zu bekommen, verhindert werden. Denn das versuchen sie massiv. Und damit man nicht merkt, dass sie es sind bzw. dass es überhaupt stattfindet, versuchen sie es über den Umweg EU. Wo die Exekutive die Gewaltenteilung umgehen kann und in Form von Ministern Richtlinien wie eine Legislative durchsetzen, die die echte Legislative dann gefälligst nur noch abzunicken hat. Weil sie – teils noch zu Recht – glauben, dass die EU erst bemerkt wird, wenn es zu spät ist. Aber auch das ist zum Glück nicht mehr garantiert….
Beobachtung 3:
Warum eigentlich macht die BILD das mit Wulff, wo sie doch sonst drauf scheißt, ob jemand moralisch sauber agiert oder nicht? Jeder erinnert sich doch an die Jubelartikel über Guttenberg, selbst als dieser schon völlig enttarnt war? Ganz einfach: Wegen seiner Bemerkung zum Islam, der „zu Deutschland gehöre“. Eine andere Intention erscheint mir jedenfalls als unwahrscheinlich.
Ich sehe das so: Weil Wulff diesen lichten Moment seines Redenschreibers nicht bemerkt hat, so dass er ihn nicht weggefiltert hat (das ist meine Vermutung, warum Wulff das überhaupt gesagt hat) wird er jetzt von der Springerpresse gemaßregelt. Die nur gewinnen kann: entweder er knickt ein und man macht ein Gentlemans Agreement, wie in diesen Kreisen üblich (Mama Merkel und Busenfreundin Friede könnten da schon für sorgen, denn wer soll denn da bitte Nachfolger werden? Somit 1. Möglichkeit: eine schöne „Aussprache“ und danach ist Wulff mal irgendwann wegen irgendwas BILD-Gewinner. Und das Wort „Islam“ sagt er nie wieder.))
oder BILD macht so lange weiter, bis sie einen Bundespräsidentenkopf im Trophäenschrank hat, mit dem sie in Zukunft verlorenes Drohpotential wieder erlangt hätte: „Wir haben einen BP abgeschossen, was glauben Sie, was wir mit Ihnen machen, wenn Sie nicht tun was wir wollen! Und jetzt: hüpf! Hüpf!“.
Und die restliche „Elite“, die Geldgeber, sie sind auch noch aus den Schlagzeilen, wenn Wulff dann nicht, wie er eigentlich müsste, wegen seiner Vertuschungsversuche dieser „anonymen“ 500.000 Eur zurücktritt sondern wegen angeblicher „Drohungen“ (die ich „sinnloses Gejammer auf einen AB von irgendwem draufheulen“ nenne, aber doch bitte keinen Angriff auf die „Pressefreiheit“, aber das geht ja heute keine Nummer kleiner mehr als quasi kurz vorm neuen Nazi-Deutschland, während per Staatstrojanern von mehreren Ministern munter konsequenzlos die Verfassung gebrochen wird und der Verfassungsschutz über 10 Jahre eine Terrorbande finanziert, die ungestört massenhaft Leute umnietet, und auch hier gibt es keine nennenswerten Konsequenzen bis heute) einem in meinen Augen islamophoben, schmierigen und nicht minder unmoralischen Hetzblatt gegenüber.
Also Win Win Win für die BILD: die reichen Kumpels aus der Schusslinie, Schlagzeilen für Wochen, ständige Erwähnung bei bis dahin als seriös gegolten habenden Medien und damit Relevanz ohne Ende, und entweder ein immenser Machtgewinn für’s Droharsenal oder endlich wieder einen handzahmen BP, der der eigenen Hetze gegen den bösen Muselmann nicht mehr im Wege steht.
Und eben deshalb ist mir diese ganze Affäre herzlich schnuppe. Und Teile Marina Weisbands Wunsch, dass es „schön wäre, einen Bundespräsidenten zu haben, der glaubwürdiger ist als die BILD-Zeitung“. So als Minimalforderung. Wenigstens.
Und wer jetzt noch was über Kultur lesen will, etwas mit Substanz, der klickt jetzt einfach hier noch drauf.
Meine Sichtweise ist eigentlich recht schnell beschrieben und hat sich von Beginn an nicht geändert:
Wulff halte ich nicht für besser oder schlechter als unsere regierenden Volkszertreter. Ob ich finde, dass er zurücktreten soll? Nein, denn wir würden nach meiner Einschätzung momentan keinen besseren kriegen, müssten aber dann für noch einen von der Sorte bezahlen.
Zu B/LD:
Treffender kann man’s nicht formulieren, finde ich.
Aber deswegen Mitleid mit einem Wulff haben? Fällt mir doch im Traum nicht ein! Wer einen Pakt mit der B/LD schließt, kann nicht erwarten, dass er da heile wieder rauskommt.
Das einzige, was ich echt eklig fand, ist zu beobachten, wie Deutschlands „Qualitätsjournalismus“ gierig sämtliche hingeworfenen Brocken der B/LD verschlungen und unverdaut wieder rausgewürgt hat. Hat denn keiner von Deutschlands Chefredakteuren mehr einen Funken Ehre im Leib oder Verstand im Kopf?
btw: Haste den Blome und den Mascolo bei Jauch gesehen, das war doch wohl Schmierentheater mit Würgereizfaktor vom Widerwärtigsten.
Man MUSS sich von all dem nach einer Weile abwenden, sonst verfinstert sich das eigene Welt- und Menschenbild und man ist nicht mehr imstande, sich eine bessere Welt vorzustellen, geschweigedenn daran zu glauben, dass wir sie nur erschaffen müssen…
Da sind wir bis auf den Punkt „zurücktreten oder im Amt bleiben“ einer Meinung 🙂
Ich bin dafür, dass so jemand zurücktritt. Wenn diese Leute schon glauben, alle verarschen zu können sollen sie wenigstens ein bisschen Angst davor haben, dass man sie erwischt. Ohne jegliche Konsequenz hätten die einen zu guten Schlaf. Den gönne ich denen nicht 😉
so gesehen war mir dieses Geschreibsel aus genau dem Grund ein Bedürfnis: Gedanken woanders hin, auf andere Perspektiven und in den Gedanken hinein, dass man dieser Bagage am Ende dadurch entkommt, indem man Dinge anders macht, so anders, wie die sich das niemals vorstellen können in ihren beschränkten Weltsichten. In meiner Welt, mit meinem Menschenbild, ist eine Welt möglich, in der Menschen sich gegenseitig unterstützen und tragen. Ich erlebe eine solche Welt mit meinem Freundeskreis schon jetzt regelmäßig, und ich bin überzeugt, dass „wir“ in Wirklichkeit die Mehrheit sind. Man muss aber auch immer mal wieder „die da“ genauer betrachten. Um die Denkfallen zu erkennen, wenn man sie umgehen will. Und um zu wissen, warum es wichtig ist, an der Alternative zu arbeiten.