Archiv der Kategorie: Kultur

Vom Problem, „systemische“ von „individuellen“ Ebenen zu trennen

Offenbar hat mich eine Diskussion auf Facebook gestern über die Nacht so beschäftigt, dass ich heute früh tatsächlich mit einem Gedanken aufgewacht bin, mit dem ich Leuten, die reflexhaft auf Beschreibungen von Auswirkungen, die die patriarchal geprägten Normen und Muster in unserer Gesellschaft nunmal zeitigen und durch zig empirische Daten eindeutig belegbar sind, mit Unterstellungen, man verbreite „Männerhass“ oder überhaupt seien ja wohl „nicht alle Männer so“, reagieren – oder sie nehmen es gleich als persönlichen Angriff, weil sie sich selbst als männlich identifizieren und sich deshalb als Person direkt „gemeint“ fühlen – den Denkfehler erklären kann, in den sie da getappt sind.

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Und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben

In der Mediathek der ARD ist derzeit noch die Doku „Kulenkampffs Schuhe zu sehen. Ich hoffe, dass, wenn die irgendwann „depubliziert“ wird, dass ich die auf Youtube finde, dann werde ich den Link aktualisieren. (edit 29.9.: mal sehen, wie lange dieser Link tut)

Das Fernsehen der 60ger ist zwar einen Ticken früher als meine Kindheitserinnerungen (ich bin ja Jahrgang 1968, entsprechend beginnen meine eigenen TV-Erinnerungen Anfang der 70ger), aber sie haben schon stark auch in die 70ger reingestrahlt – Kuhlenkampf war schon „älter“, aber EWG lief – wie ich grade selbst zu meiner eigenen Überraschung recherchierte – bis tief in die 80ger, wie auch Rosenthal und all die anderen, die in den 60gern begannen meist bis in die 80ger „durchhielten“ und zum Teil sogar auch in den 90gern noch regelmäßig im Fernseher auftauchten. Entsprechend bin ich eher Generation Rosenthal, Fuchsberger und Carrell als Kuli und Valente.

Die Anfänge dessen, in dessen etabliertes Ergebnis ich dann bereits direkt reingewachsen bin, ist hier nachdenklich und unter dem Eindruck einer traumatisierten Generation  (meiner Großeltern – meine Eltern sind jung genug, um das Schlimmste der deutschen Vergangenheit nicht bewusst miterlebt haben zu müssen, auch wenn mein Vater, ’44 geboren, als Baby auf abenteuerlichen Wegen aus Ostpreußen flüchten (oder besser: geflüchtet werden) musste (ich schrob darüber, was das für meine eigenen Prägungen bedeutete, hier) aufgearbeitet.

Wenn heute vor allem 20-30-Jährige verstehen wollen, auf welcher gesellschaftlichen und psychologischen Grundlage das Phänomen des „alten weißen Mannes“, das man heute beobachten kann, aufbaut, sollten sie diese Reportage anschauen, die ohne dieses aktuelle Phänomen direkt zu thematisieren, das mit, wie ich finde, fast liebevollen Nachvollziehbarkeit (ohne etwas zu entschuldigen) zeigt – gerade die „leichte Muse“ der Unterhaltung, die in jener Zeit ständig im Widerspruch mit der immer noch schmerzlich aktuellen Vergangenheit der Menschen steht, die deshalb natürlich auch ständig in diese hineinstrahlt und zeigt, wie die Menschen mit ihren Gefühlen zwischen den Stühlen sitzen, nämlich ihrer Vergangenheit und dem, was sie als Kinder und Jugendliche gelernt und verinnerlicht haben und der Realität, die ihnen jede Minute ihres restlichen Lebens dagt(e) „Es war alles falsch, deine Eltern, Lehrer, Bezugspersonen haben euch belogen und zu Monstern gemacht!“

Und manche der in diesem Umfeld aufgewachsenen heutigen „alten weißen Männer“ haben diesen Zwiespalt übernommen und bis heute nicht aufgelöst bekommen. Und sitzen deshalb gleichzeitig als „liebenswerte Onkels“ bei ihren Familien, aber wüten gleichzeitig heute in den Feuilletons und auf den Stammtischen herum, unfähig zu Reflexion und unfähig, sich mit ihren eigenen Vergangenheiten zu versöhnen, weshalb sie sich auch nie mit anderen versöhnen können werden. Und bei manchen Vergangenheiten kann ich das sogar gut nachvollziehen, denn wenn es nichts gibt, das verziehen werden kann, braucht man Ignoranz als Fertigkeit um überleben oder auch nur sich ertragen zu können. Dass mangelnde Empathie sich selbst gegeüber natürlich auch dazu führt, dass auch die Empathie gegenüber der Außenwelt in Mitleidenschaft gezogen wird, ist dabei eine leider unvermeidbare Konsequenz.

„Und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben!“

Ärgernis des Tages: Die B.Z. zwingt mich, die GEMA in Schutz zu nehmen!

Es gibt ja viel zu kritisieren an der GEMA, wer mich kennt, weiß, dass ich wahrlich kein GEMA-Freund bin und aus für mich sehr guten Gründen deshalb den Aufbau der alternativen Verwertungsgesellschaft C3S unterstütze – was ihr übrigens hier auch tun könnt, wenn ihr möchtet und könnt. Wir bauen das Teil derzeit fast ausschließlich ehrenamtlich auf, dennoch gibt es laufende Kosten, was ein Problem ist, weil die während der Aufbauzeit nicht gedeckelt werden können. Weil noch keine Zulassung, und ohne Zulassung auch keine regulären Einnahmen. Aber ohne die jetztige Arbeit (und die damit verbundenen laufenden Kosten) auch keine Zulassung. Aber ich schweife ab.

Was ich sagen will: es ist überhaupt nicht hilfreich, wenn ein Boulevardblatt mit offensichtlichem Unfug auf GEMA-Bashing macht, weils so viele schöne Empör-Klicks gibt, ohne sich vorher mal wenigstens ansatzweise zu informieren. Denn damit werden Mythen in die Köpfe geschrieben, die so einfach nicht der Realität entsprechen. Was am Ende auch der C3S schaden wird, einfach, weil zu viele Leute falsch informiert darüber sind, wie öffentliche Musikdarbietung funktioniert.

Grade stolperte ich über diesen Artikel in der B.Z. – und weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, den Kopf auf den Tisch zu schlagen ob des vielen Blödsinns, der in diesem Artikel steht. (LSR-Verlagslink, einfach „weiter zur Zielseite“ klicken)

Gema dreht Neuköllner Kiez-Kneipe das Mikro ab

Im Zapotek traten unbekannte Bands und Straßenkünstler auf. Bis die Gema knapp 700 Euro forderte – obwohl keiner der Musiker dort registriert ist. […]

Und schon im Teaser fass ich mir an den Kopf, weil es nun mal völlig egal ist, ob aufführende Musiker bei der GEMA „registriert“ sind (sie wären, wenn, „Mitglied“, weil die GEMA ein Verein… ach, wie gesagt, man weiß echt nicht wo anfangen), weil es hier um Urheber geht und nicht um Interpreten. Aber der Reihe nach:

  1. Natürlich muss eine öffentliche Musikdarbietung laut UrhG einer Verwertungsgesellschaft – und damit der GEMA, weil sie die einzige ist, die es gibt – gemeldet werden. Woher soll eine Verwertungsgesellschaft denn sonst wissen, dass es eine Veranstaltung gab? Diese Meldepflicht ist – zu Recht – gesetzlich festgeschrieben. Wir können uns gern über die GEMA-Vermutung, die sich aus dieser gesetzlichen Vorgabe und dem Umstand, dass die GEMA derzeit noch Monopolist ist, in der Folge als Rechtsauffassung entwickelt hat und an der man einiges zu Recht aussetzen kann, unterhalten, aber dass eine öffentliche Aufführung gemeldet werden muss ist doch völlig logisch. Wie sollen denn sonst berechtigte Ansprüche erkannt und berechnet werden? Per Hellseherei?
  2. Ob Musiker GEMA-Mitglieder sind hat nichts zu sagen, diese Information im Artikel wäre ausschließlich dann interessant, wenn dazu geschrieben würde, dass dort keinerlei Coverversionen sondern ausschließlich Eigenkompositionen gespielt würden. Was nicht dabei steht, deshalb gehe ich tatsächlich davon aus, dass dort Material anderer Urheberschaft gespielt wurde. Was bei „Straßenmusikern“ ja auch durchaus üblich und wahrscheinlich ist. Nach der Veranstaltung wird eine einfache Spielliste abgegeben, und wenn keiner der Urheber – also Texter und Komponisten – der gespielten Songs GEMA-Mitglied (oder einer ausländischen Verwertungsgesellschaft, die sich von der GEMA in DE vertreten lässt) ist, kostet es nichts. Nada. Nullinger.
  3. Der „unverhältnismäßige Aufwand“, eine Anmeldung vorher als auch eine Spielliste hinterher (nicht etwa, wie es im Artikel den Anschein erweckt, vorher) einzureichen ist gering, es gibt tausende Veranstaltungen und zig auch kleine Musikkneipen in ganz DE, die das problemlos und seit Jahr und Tag hinbekommen. Musiker wissen das im Normalfall auch. Ich hab solche Listen auch schon ausgefüllt, das ist eine Sache von 10 Minuten. Und ja, es ist gerechtfertigt, dass Komponisten und Texter einen finanziellen Anteil erhalten, wenn ihre Arbeit im Rahmen einer Wertschöpfungskette verwendet wird. Egal, ob die Wertschöpfung in Eintrittsgeldern, Werbung, Attraktivitätssteigerung oder Abverkauf von Getränken liegt.
  4. Einmalig knapp 700€ für 7 Monate und der Mann muss seinen Laden dicht machen? Sorry, aber dann stimmt schon was mit dem Laden nicht. 50€ für eine Veranstaltung mit 5 Gästen? Dann wurde hier der falsche Tarif gewählt. Ja, die GEMA-Tarife sind schwer durchschaubar (was allerdings in dem Artikel nicht kritisiert wurde, aber warum auch einen echten Kritikpunkt finden, wenns Allgemeinplätze und Plattitüden tun). Wobei ich persönlich nicht glaube, dass diese Zahl einen realen Hintergrund hat sondern einfach mal als Behauptung in den Raum gestellt wird. Im Gegenteil, wenn da 100 Euro im Monat angesetzt werden dürfte da ja nicht mehr als 2 Mal im Monat Musik gespielt werden. Es liest sich aber so, als sei das durchaus mehr.Ja, das Tarifsystem ist kritikwürdig. Und manche Tarife sind durchaus…. seltsam und schwer nachvollziehbar auch ob der Höhe der Kosten, ums freundlich auszudrücken. Aber ebendas sehe ich in diesem Artikel überhaupt nirgends angesprochen, da wird ausschließlich das Klischee bedient. Im Gegenteil, mir erscheinen 100 Euro im Monat als überraschend wenig, da kennt man durchaus andere Stories (von Leuten, die grundsätzlich gewillt wären und waren zu zahlen).
  5. Wenn dem Mann 100€ im Monat zuviel sind, um Livemusik im Laden zu haben heißt das wohl, dass die Musiker, die bei ihm spielen, wahrscheinlich für umsonst spielen. Jedenfalls lese ich nirgends die Beschwerde, dass diese immense Summe verhindere, den auftretenden Künstlern eine rudimentäre oder auch nur symbolische Gage zu zahlen, dafür, dass sie seine Gäste unterhalten. „Geht es nicht um Profit“ höre ich auch oft genug. Meist, um mir nicht einmal irgendwas anzubieten, das meine eigenen Aufwände etwas abfedert geschweige denn deckt.“Es geht nicht um Profit“ höre ich zu oft und zu schnell grade von Leuten, die mit einer Betonung auf das „Künstlerische“ gerade mit dafür sorgen, dass Künstler sich selbst ausbeuten und nicht aus der prekären Ecke rauskommen. Danke für nichts, „nicht für den Profit“ my ass. Der Mann führt ein Geschäft. „Nicht für den Profit“? Dann komm ich demnächst mal einen Kaffee da trinken. Mal sehen, was der sagt, wenn ich ihn großäugig anschaue und frage „Wie jetzt? Du machst das doch nicht etwa für den Profit? Ich empfehle dich doch auch weiter!“ wenns ans Zahlen geht.
  6. Der Mann müsste nicht einmal diese 700€ zahlen, wenn er tatsächlich ausschließlich GEMA-freie Künstler, die ausschließlich eigenes Material spielen, in seinen Schuppen holte und der GEMA einfach die Veranstaltung als GEMA-frei mit einer entsprechenden Spielliste meldete, es gibt deren durchaus. Ja, kann sein, dass die GEMA Kontrolleure schickt. So what, dann hat die GEMA Geld für nix ausgegeben und man kann sie sogar auslachen dafür.

Ich halte es aber aus eigener Erfahrung gar nicht für besonders unwahrscheinlich, dass der Mann solche Leute gar nicht erst annähme, angesichts der Absagen, die z.B. meine Band, GEMA-frei und nur Eigenkompositionen, regelmäßig bekommt, ohne dass überhaupt mal reingehört wurde. Weil schon bei Erwähnung von Eigenmaterial abgewunken wird und die Begründung dabei grundsätzlich ist „Wenn ihr nicht mal ein paar Covers bekannter Bands spielt, die die Leute aus dem Radio kennen, bin ich nicht interessiert, gegen ein zwei eigene Stücke im Set hätte ich nichts, aber ausschließlich Eigenes, nein, kein Interesse.“

Wie gesagt: es gibt wirklich genug an der GEMA auszusetzen, auch und gerade seitens Veranstaltern, die ich zum größten Teil als durchaus einsichtig kenne, was Abgaben an Verwertungsgesellschaften selbst betrifft. Deren Kritik ist im Normalfall nicht, dass sie was zahlen sollen, sondern liegt woanders, sei es im Tarifdschungel, in mancher Willkürlichkeit, die u.a. auch ebendiesem Dschungel und anderen Intransparenzen geschuldet ist und in tatsächlichen bürokratischen Aufwänden, die aber dann deutlich außerhalb des bisschens Spielliste-Melden liegen. Es gibt Fälle von falscher Beratung, falschen Tarifen, die angesetzt wurden, entsprechenden Rechtsstreitigkeiten und was nicht alles. Da muss niemand irgendwas blödsinnig skandalisieren, was gar kein Skandal ist. Solche Artikel sorgen am Ende dafür, dass die berechtigte Kritik nicht mehr gehört wird, weil jegliche Kritik als „typische Skandalisierung und GEMA-Bashing“ verunglimpft werden kann. „Cry Wolf“-Effekt.

In diesem Artikel jedenfalls finde ich nicht einen Punkt der tatsächlichen Probleme, die Künstler und Veranstalter mit der GEMA haben, aufgelistet. Nicht einen einzigen. Obwohl es wirklich mehr als genügend davon gäbe.

Und ja, ich ärgere mich über solche Artikel, die mich quasi zwingen, dass ausgerechnet ICH ein langes Posting schreiben muss, das ausgerechnet die GEMA verteidigt!

Ich hab nämlich eigentlich besseres zu tun:

Singvøgel auf der C3S-Party in Potsdam
Ich mit Singvøgel auf der C3S-Party in Potsdam

 


Me für die C3S auf der Berlin Music Week

Da saß ich doch vor einiger Zeit schon mit Wolfgang und Bruder für die alternative Musikverwertungsgesellschaft C3S auf der Bühne der Berlin Music Week. Dafür, dass ich nur einen halben Tag Vorbereitung hatte (in dem Sinne, überhaupt zu wissen, um was es geht, da ich kurzfristig für Meinhard eingesprungen bin), hab ich mich bis auf einen kleinen Aufregungsbedingten Fadenverlierer bei der ersten Wortmeldung gar nicht so doof angestellt, stelle ich beruhigt fest 🙂

Direktlink: https://www.youtube.com/watch?v=THn3GqKCXm4


Star Citizen

Star Citizen Testflug from Sven Scholz on Vimeo.

Früher(TM) hab ich ja gern am PC gespielt. Aber in den letzten Jahren hat das irgendwie stark nachgelassen. Nicht unbedingt, weil ich grundsätzlich keinen Bock mehr auf Computerspiele gehabt hätte, aber es gab einfach zu wenig, was mich gereizt hätte.

Das liegt wahrscheinlich vor allem daran, dass ich schon immer am liebsten „geflogen“ bin und aber auch Flugsimulatoren noch irgendwas spezielles mitbringen mussten, um mich auf Dauer zu begeistern – meine ersten Spiele für den PC waren „Wing Commander“ und Red Baron“, und beide setzten damals Standards.

Red Baron hatte dabei eine einmalige Zusatzfunktion, nämlich, dass man seine Flüge mitfilmen konnte und hinterher richtige Actionfilme, mit frei setzbaren Kameras usw. zusammenschneiden konnte. Mindestens so viel Spaß wie am Fliegen hatte ich da, die besten Einsätze zu rasanten Actionfilmen zu schneiden.

Über Wing Commander muss man denke ich nicht viel erzählen – es war die Spieleserie, für die man sich fast jedes mal, wenn der nächste der Reihe rauskam, einen neuen PC kaufen musste und das auch oft tat. Von Anfang an hatte Chris Roberts, der Erfinder der Serie, es geschafft, den Spagat zwischen Action und Simulator in genau dem richtigen Maß hinzubekommen, kein anderes Weltraumgeballer machte mir so sehr Spaß wie das, nicht einmal die Star Wars-Games kamen da ran, obwohl ich auch X-Wing vs. Tie Fighter innig liebte.

Spätestens nachdem ab dem dritten Teil die Zwischenszenen mit echten Filmen realisiert wurden (und jede weitere Folge doppelt so viele CDs in der Packung hatte als die vorige – nein, DVDs gabs noch nicht) und diese mit echten Schauspielern – Mark Hamill, John Rhys-Davies, Malcolm McDowell und viele andere – realisiert wurden, war Wing Commander eine eigene Liga für sich. Mein Lieblingspart war der vierte, wegen der sehr politischen Story. Ich hätte nie gedacht, dass mich mal ein Spiel wegen seiner Story völlig beeindrucken würde.

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Ich denke, dass es eben auch diese Storylines waren, und wie diese ins Spiel integriert wurden, die die besondere Atmo von Wing Commander ausmachte. Dass Chris Roberts „filmisch“ denkt, hat er ja später auch bewiesen, als er mit „Lord of War“ einen Kinoerfolg hinlegte – und das Kunststück fertig brachte, einen Film zu machen, der nicht nur trotz sondern sogar wegen Nicolas Cage in der Hauptrolle zu Recht ein Erfolg wurde. Ich meine: Nicolas Cage! Der kriegt normalerweise jeden Film tot!

Nach einigem Frust mit von den Spieleherstellern zu früh veröffentlichten und entsprechend verbuggten Wing Commander Derivaten und auch wegen „Das muss auch auf Konsole funktionieren!“-Forderungen der Firmen war es lange still um die Serie. Bis Chris Roberts auf die Idee kam, es über Crowdfunding zu versuchen. Nachdem es überall hieß „Nur für PC? Keine Konsole? Das will doch niemand“ wandte er sich an die Spieler selbst. Und bastelt jetzt mit einem zur Zeit auf rund 48 Millionen Dollar angewachsenen Budget, das mit Riesenschritten auf die 49 Mio zusteuert, an dem Spiel, wegen dem ich mir jetzt wieder einen neuen Computer und einen neuen Joystick gekauft habe.

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Eine Alphaversion einiger Module sind – auch zu Bugfixing-Zwecken – für Backer spielbar. Ich kann jetzt schon sagen: es macht einen mordsmäßigen Spaß! Und ja, man kann noch zusteigen

Update 28.9.: Patch 13.0.2 ist da. Der Business Hangar hat einen Facelift bekommen und heißt jetzt „Aeroview Hangar“. Ich hab ein weiteres Video gedreht. Ich lauf da ein bisschen im neuen Hangar rum und mach dann noch einen kleinen Rundflug mit der Hornet. Ach ja, die Mucke ist wieder von mir.

Star Citizen Rundgang & Testflug from Sven Scholz on Vimeo.

 

Das Internet rettet die Welt. Verdummt alle. Nicht. Doch. Nein. Doch. Ach.

Ich bin ja inzwischen doch schon ein bisschen älter und stieß deshalb bereits in der ersten Hälfte der Neunziger Jahre auf dieses „Internet“. Gegenüber damaligen „early adoptern“ relativ spät, ich bin zwar jemand, der irgendwie jeden Scheiß mitmachen muss, aber meist bekomme ich den Scheiß erst mit, wenn die, die jeden Scheiß mitmachen müssen, ihn schon eine gute Weile mitmachen. So auch beim Internet. Natürlich, als „Computerfreak“ seit den Achtigern und schon immer technikinteressierter Mensch seit frühester Kindheit, habe ich lange Zeit vor meinem eigenen Einstieg ins Internet schon von „Datenfernübertragung“ gelesen, von Akustikkopplern und von vernetzten Computern, Hacker waren schon in den frühen Achtzigern Themen meiner Lieblingsfilme und -bücher. Und ich hatte Freunde, die nerdig genug waren, da schon weit früher als ich aktiv mitzumischen.

Vom Zuschauer zum Akteur aber wurde ich erst Anfang/Mitte der Neunziger. Als das „WWW“ bedienungsfreundlich genug geworden war, so dass auch ich einen Zugang in diese Welt finden konnte. Diese Dings-Boxen, die über irgendwelche lokalen Einwahlknoten erreichbar waren, die man aber irgendwie abonnieren musste, abholen, hinschicken, mit Terminal-Eingabezeilen und all sowas – da konnte ich nichts mit anfangen. Jens hat sich da letztens ja mit Oliver drüber unterhalten, das empfand ich als unendlich kompliziert. Ich habs ja schon mal gesagt: ein klassischer „Nerd“ bin ich nie gewesen.

An der Technik, wie ich sie da kennenlernte, hat sich bis heute nicht viel geändert. Die gewachsene Bandbreite, der billige Speicher und die leistungsfähigen Geräte ermöglichen mehr Geschwindigkeit für aufwändigeren Inhalt, aber wenn mans rein funktional betrachtet gibt es da viel weniger Unterschiede als man vielleicht denkt: ich habe Mitte der Neunziger auf der Babylon5-Seite die Trailer und Reviews zu den aktuellen Folgen angesehen, als im deutschen TV noch mit einem Jahr Verzögerung die Folgen der vorangegangenen Staffel ausgestrahlt wurden, wie ich heute in Dr. Who oder andere Serien reinschaue, bevor sie überhaupt auf einem heimischen Sender zu sehen sind, wenn sie es da denn überhaupt sind. Der Unterschied, Bandbreite und Datenmenge, ermöglicht das als Stream in hoher Auflösung und komplette Filme anstatt in kurzen Videos von einer Minute in 360 Pixeln breit, für die man dennoch eine halbe Stunde brauchte, sie runter zu laden. Ähnliches gilt für fast jede „Netztechnik“ – erinnert sich noch wer an „Quicktime VR„? Die Technik ist jetzt ziemlich genau 20 Jahre alt. Androids „Photo Sphere“ ist nichts anderes. Geändert haben sich Bandbreite, Speicher und Rechenpower. Aber nicht die grundsätzliche technische Funktionalität.

Wenn Feuilletonisten, Marktschreier, Politiker, Aktivisten, Maschinenstürmer und was weiß ich noch alles heute über „das Internet“ schreiben, reden oder reflektieren wundere ich mich deshalb oft sehr. Immer wieder geht es um ein „neues Medium“ (Merkels „Neuland“-Zitat letztes Jahr war da ein Höhepunkt einer langen Liste) und dessen wahlweise „Potentiale“ oder „Gefahren“, alles so neu und deshalb unabsehbar wie dennoch mit der Sicherheit des Unfehlbaren entweder in den totalen Untergang oder in das Paradies führend.
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Von der Schwierigkeit, Musik ohne Industrie-Budget zu promoten

[Es gibt einen Nachtrag]

Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Artikel schreibe, denn ich habe ein bisschen Angst davor, dass man ihn als Rant oder gar Publikumsbeschimpfung missversteht, denn beides soll es nicht sein. Es geht um etwas, in das ich direkt involviert bin, und genau das lässt mich etwas zögern, da ich nicht den Eindruck erwecken will, nur, weil ich da direkt betroffen bin jammere ich da jetzt rum. Ich schicke das Ding trotzdem ab, in der Hoffnung, dass meine Intention, persönliche Eindrücke und Beobachtungen aufzuzeigen und auch ein bisschen zum Nachdenken ganz allgemein über diese und ähnliche Thematiken (das selbe könnte ich für Literatur oder Film schreiben, in die ich aber keine erste-Hand-Einblicke habe, mir aber denke, dass es nicht groß anders ist) anzuregen.

Ich bin da ein bisschen frustriert.

Wenn ich mich mit Leuten über Musik unterhalte, speziell über die Musik, die „erfolgreich“ ist, also die, die im Radio läuft und ja auch offenbar mit 5-6-stelligen Verkaufszahlen glänzt, höre ich immer und überall die selben Klagen: Der Mainstream sei langweilig, Texte nichtssagend, Kompositionen und Arrangements stromlinienförmig ohne Brüche und Überraschungen und „die Industrie“ verkaufe ausschließlich „gefälliges“, ohne jegliche Provokation oder Denkanregung.

Es sei keine „Message“ mehr in der Musik, „früher“TM gab es mehr Nachdenkenswertes und provokatives selbst im einfachsten Pop-Bereich, heute würden nur noch völlig austauschbare „Gesichter“ gecastet, die irgendwelche Industrie-Produktionen verkaufen sollen und wenn das Gesicht nach einem halben Jahr Dauerpräsenz ausgelutscht ist käme einfach ein neues, das mit der finanziellen Marktmacht der Konzerne in alle Kanäle gedrückt wird, bis man auch diese nicht mehr sehen und hören könne.

Dann erzählen mir Leute, dass dieses „Internet“ das alles ja ändern würde, Von der Schwierigkeit, Musik ohne Industrie-Budget zu promoten weiterlesen

Kritische Massen

Diesen Artikel habe ich eigentlich für das Fotoblog Fotoschraubr geschrieben, aber da ich finde, dass dieses Thema nicht nur Fotos und Foto-Communities oder -Blogs betrifft sondern alle Bereiche des Lebens, in denen „kritisiert“ wird, poste ich ihn, nur leicht angepasst, auch noch einmal hier in meinem Blog, einfach, weil unser Fotoblog noch nicht die Reichweite hat, die ich mir für dieses Thema wünsche.

Hier bei mir im Blog geht es mir um eher Grundsätzliches, denn ich bin der Meinung, dass wir alle, die wir mit einer sehr „typisch deutschen“ Kritik- und damit zusammenhängenden Fehlerkultur aufwuchsen und von ihr geprägt wurden, Potentiale verschenken. Nein, verschenken ist zu schwach: wir trampeln auf ihnen herum und zerstören sie, ohne es zu bemerken.

Ich will heute nämlich mal ein Reizthema ansprechen: Die Sache mit der Kritik. Sowohl öffentliche Kritik, die Menschen unter Bilder, Texte, Musik oder welche Veröffentlichung anderer Menschen auch immer schreiben, als auch die in „persönlicherem“ Rahmen, von Schule, Studium, Beruf bis hin zu Freundeskreisen und Familie.

Es gibt da ja grob zwei Fraktionen, natürlich mit Schnittmengen und fließenden Übergängen, aber vereinfacht ausgedrückt sagen die einen „Wenn mir etwas negativ auffällt, dann sag ich das der/demjenigen, damit in Zukunft diese Fehler vermieden werden“ und die anderen „Ich nörgle nicht ungefragt an Leuten herum, speziell nicht an Leuten, die ich gar nicht wirklich kenne, weil ich niemanden demotivieren möchte“.

Entsprechend dazu gibt es diese jeweiligen Vorlieben auch bei denen, die kritisiert werden selbst, also die, die rein positive Kommentare unter z.B. Fotos, von denen sie selbst wissen, dass sie Mängel haben, als „Schleimerei“ empfinden und das nicht als „richtige Kritik“ empfinden, und solche, die sich von negativen Kommentaren verunsichern lassen, sie als übergriffig empfinden und denen sowas deshalb auch nicht wirklich hilft.

Nun, gerade im deutschen „Kulturraum“ wird hinter dem Wort „Kritik“ tatsächlich eher die „Benennung von Mängeln“ verstanden. Das bewerte ich nicht, das ist einfach eine Feststellung. Wenn ich im deutschen Sprachraum um Kritik bitte kann ich zu 99,9%er Sicherheit davon ausgehen, dass mein Gegenüber ein ernstes Gesicht macht, mit der Stirne runzelt, „Hmmmm…“ sagt, und nach scharfem Blick und kurzer Überlegung tatsächlich beginnt, eine Mängelliste aufzuzählen.

Und zwar egal, wie gut das zu kritisierende Objekt neben diesen Mängeln ist. Und ich kann mir auch ziemlich sicher sein, dass das mein Gegenüber auch wirklich etwas findet, denn die Aufforderung war ja die, zu kritisieren, und da sucht man eben auch wirklich so lange, bis man etwas gefunden hat.

In anderen Kulturräumen ist das anders, Kritische Massen weiterlesen

Gastbeitrag bei venue-music: „Die GEMA und die C3S“

Nachdem ich mich ja letztens ein wenig über das Interview mit einem GEMA-Justiziar in der Musikwoche geärgert hatte fragte Carsten mich, ob ich diesen IMO höchst unseriösen Spin, mit der die GEMA dort und anderswo gegen die C3S argumentiert, nicht mal für venue music in einem Gastbeitrag ein bisschen durchdeklinieren möchte. Fand ich eine gute Idee – und den Artikel haben wir dann auch gleich mal unter CC-Lizenz (was das ist hab ich vor einiger Zeit im Singvøgel-Weblog beschrieben) veröffentlicht. Weil wir es können.

Am 8. August 2013 veröffentlichte die “Musikwoche” ein Interview mit dem GEMA-Justiziar Tobias Holzmüller in dem er um Stellungnahmen zum Thema “Creative Commons” und der sich als GEMA-Alternative anbietenden zukünftigen Verwertungsgesellschaft C3S gebeten wurde.

Ich habe mir dieses Interview jetzt ein paar mal genau durchgelesen und mir verfestigt sich der Eindruck, dass die GEMA tatsächlich nervös zu werden scheint, denn anders kann ich mir manche Aussage nicht erklären. Es ist nicht so, dass man sagen könnte “Der Mann lügt”. Der Mann ist immerhin Jurist, wirkliche “falsche” Behauptungen sind da nicht zu erwarten, da wäre er auch ziemlich dämlich.

Aber man kann ja auch Dinge einfach nicht sagen. Und so beschleicht mich der Verdacht, dass die GEMA derzeit versucht, einen bestimmten Spin aufzubauen, der durch geschicktes Weglassen kleiner, aber wichtiger Details und, wie ich unterstellen muss, bewusster (da ich mir nicht vorstellen kann, dass intelligente Menschen vom Fach die “richtige” Reihenfolge nicht erkennen) Umkehrung von Ursachen und Wirkungen ein Bild malt, das ich – als Urheber, Musiker und Kulturinteressierter – so nicht stehen lassen will.

Der zentrale Spin, den ich da sehe, nicht nur in diesem Interview sondern auch in einigen anderen Aussagen der GEMA, wie sie in letzter Zeit in Medien zu lesen sind, lässt sich in ein paar Punkten in etwa so zusammenfassen:

  1. Die C3S wird Creative Commons Lizenzen vertreten
  2. Wer Werke unter CC lizensiert verzichtet auf ihm zustehende Vergütungen
  3. Wer zur C3S geht verzichtet auf ihm zustehende Vergütungen
  4. Die C3S ist keine Alternative für Urheber_innen, die von den Erlösen ihrer Werke leben können wollen bzw. müssen.

Dieses Bild funktioniert, wenn man ein paar Informationen nicht hat bzw. nicht dazu sagt. Es funktioniert aber ab dem Moment nicht mehr, wenn diese Informationen dazu kommen […]
(weiter auf venue music: Die GEMA und die C3S)

Wer an einer GEMA-Alternative interessiert ist, sei es als Unterstützer, sei es aber gerade auch als Musiker, Texter oder Komponist, kann helfen, dass die C3S Wirklichkeit wird, indem sie/er sich am aktuellen Crowdfunding der C3S beteiligt. Wer mehr wissen möchte: Etwas ausführlicher aus meiner Sicht bloggte ich letztens zum Start des Crowdfundings hier.

 

Apokalyptiker an der Macht

Ich lagere hier mal einen Gedanken, den ich im Gesichtsbuch als Kommentar schrob auf die Frage nach der Motivation von Überwachung und Kontrolle der eigenen Mitbürger in sich selbst als „freiheitliche Demokratie“ bezeichnenden Ländern, die aufkam, als diese Praxis mit der totalitärer Staaten verglichen wurde. Der Gedanke ist schon sehr alt, ich hatte ihn hier schon im Jahre 2006(!!!) angedeutet, aber noch nicht so ausformuliert wie im Folgenden. Ja, ich schreibe auf jeden Fall noch einen längeren Artikel zum Thema Überwachung. Genau deshalb werfe ich diesen Gedankengang schon mal hier hin, um mich später noch mal drauf beziehen zu können.

Die Motivation [für Überwachung in einem demokratischen Staat] ist in der Tat eine andere [als in einer totalitären Diktatur], und die Motivation ist es auch am Ende, die ein Ergebnis immer mitbestimmt – wir leben (zum Glück) nicht in einem Terrorregime, in dem Überwachung ein Mittel von vielen ist, bzw. als Werkzeug eine Voraussetzung, um programmatisch und „gewollt“ Menschenrechte zu unterdrücken und Macht totalitär und absolut zu erreichen und zu erhalten.

Die Überwachung, wie wir sie heute erleben (und noch bis zum Beginn der 90ger niemals für möglich gehalten hätten, würde ich meinem jüngeren Ich erzählen, was heute abgeht, ich hätte es mir nicht geglaubt, weil ich nie geglaubt hätte, dass „wir“ das zugelassen hätten) hat andere Motivationen: sie spiegelt auf der irrationalen Seite eine Angst vor Kontrollverlust wider, oder aber auch den Glauben, dieser Kontrollverlust sei abwendbar, es ist die Angst alter Männer vor dem Tod und dem „jüngsten Gericht“, die Angst, „Schuld“ zu sein, weil man „nicht alles getan“ habe, aber auch ein Zeichen voranschreitender Technokratie, die ähnliche Motive zum Hintergrund hat, denn technokratische Systeme entheben den einzelnen Menschen seiner Verantwortung und produziert „Schreibtischtäter“ ohne eigenen Willen, die sich ja „nur an Vorschriften gehalten haben“. Ein Zeichen dafür ist die ständig wiederkehrende Argumentation, dass ja „alles gesetzlich geregelt“ sei und damit auch „rechtens“ – dass Gesetze einfach „falsch“ sein können ist da nachrangig. Friedrichs „Supergrundrecht“ spricht da auch Bände. Die Menschenrechte sind da Kollateralschaden, nicht Ziel.

Politik heute ist keine Vision mehr, keine Zukunftsgestaltung, kein Gesellschaftsbild, sondern nur noch Verwaltung und Beharren auf einen Status Quo – „Haltet die Welt an“, aber sie dreht sich eben dennoch weiter.

Die Angstspirale dreht sich ebenso weiter, ein weiteres Signal dafür: der Umgang mit den diversen „Finanzkrisen“, die die unglaublichsten Schreckensszenarien heraufbeschwört, sollte man es nicht schaffen, alles so zu lassen wie es ist, die Möglichkeit, dass eine Veränderung auch eine zum Besseren sein könnte wird nicht einmal mehr als utopische Hoffnungs-Option angenommen, es gibt sie schlicht nicht, die einzige gute oder bessere Zukunft wird in der Vergangenheit gesehen, aber da war ich schon, die war nicht besser. Nur anders.

Das alles erinnert mich an das erste Jahrtausend unserer Zeitrechnung, als das „römische Reich“ auf Teufel komm raus erhalten wurde, selbst als es schon lang nicht mehr existierte sondern irgendein irgendwas nur noch dessen Namen trug, weil man glaubte, dass der Untergang des römischen Reiches das Zeichen sei, dass die Apokalypse käme und man deshalb „trickste“, nach dem Motto: „Schau, es ist doch noch da“ – und wenn nur als Formalität.

Yoda hat recht, wenn er sagt, dass Furcht die größte Gefahr ist, die es für die menschliche Seele gibt.

 

Künstliches Geld

Ich habe drüben im Singvøgel-Weblog was längeres über Geld, Kosten, Bezahlung, Wert und Wertschätzung rund um Musik und Musik“geschäft“ geschrieben.

[…]Es geht um das leidige Geld. Denn es kostet Geld, Musik zu machen, und das nicht zu knapp. Musiker kaufen Instrumente und Zubehör, sie brauchen Räumlichkeiten, sie müssen mobil sein, sie benötigen viel Zeit, zum üben, um Promotion zu machen, um an andere Orte zu kommen. Wenn sie ihre Musik veröffentlichen wollen, benötigen sie weiteres Equipment, noch mehr Zeit, weitere Menschen, die Dinge für sie tun. Wenn ein Album dann veröffentlicht werden soll, muss Artwork erstellt werden, gedruckt, eine CD gepresst, konfektioniert und verschickt werden. Selbst wenn man „nur“ digital veröffentlicht, braucht man einen Distributor, der die Daten auf verschiedene Plattformen verteilt, auf denen sie verkauft werden können.

Auch diese Dienstleistungen kosten erst einmal Geld. Bis ein Musiker oder eine Band ein Album bei iTunes oder Amazon oder Google oder wo auch immer stehen hat, wo das dann für einen Zehner verkauft wird, von dem die Band dann je nachdem zwischen 30 bis 75% des Verkaufspreises abbekommt, ist also schon ein kleiner 5-stelliger Betrag von den Musikern selbst investiert worden, und da ist jetzt nicht mit eingerechnet, was es gekostet hat, überhaupt soweit zu kommen, dass man über eine Produktion eines Albums nachdenken kann, also Ausbildung, Stilentwicklung usw. usf..

[…]

Wer rechnen kann, kann also relativ einfach ausrechnen, ab wann ein Musiker beginnt, den ersten Cent „Gewinn“ zu machen: sobald die Summe der Online-Erlöse und die Summe der Differenz zwischen Stückpreis und Verkaufspreis der verkauften CDs [/ Downloads] langsam in den 5-stelligen Bereich kommt. Und selbst das ist noch eine „falsche“ Rechnung, denn in der Zeit, die das benötigt, sind ja weitere laufende Kosten zu schultern. Aber selbst diese vereinfachte Rechnung zeigt schon, wie schwer es ist für kleine, unabhängige Musiker außerhalb des großen Musik-Business und ohne riesige Fanbase, sich vom Verkauf eigener Musik finanzieren zu können – geschweige denn, davon „leben“ zu können. Bzw.: wie unmöglich, solange DAS die einzige Einnahmequelle bleibt. […]“

weiterlesen: „Umsonst ist nicht kostenlos“

 

C3S Crowdfunding gestartet! Die GEMA-Alternative macht Ernst!

YAY! Das Crowdfunding zur Gründung der GEMA-Alternative -> „C3S“ wurde soeben gestartet!

-> http://www.startnext.de/c3s

Ich denke mal, ihr habt schon von der C3S gehört, der in Gründung befindlichen alternativen Verwertungsgesellschaft – wir -> Singvøgel sind da ja schon seit einiger Zeit engagiert dabei, die Vorbereitungen laufen schon seit fast 2 Jahren (oder wars sogar länger? Egal.), und ich kann Neues vermelden: es wird Ernst!

Beim C3S-Barcamp

Über ein -> Crowdfunding versuchen wir in den nächsten Wochen, ein Startkapital zusammen zu bekommen und je mehr zusammenkommt desto besser, denn wir können den Betrag quasi verdoppeln, da wir -> für jeden Euro nochmal einen von der Film und Medien Förderung NRW bekommen können (Förderungen funktionieren meist so, dass sie in dem Umfang gewährt werden, wie der zu Fördernde selbst investieren wird)!

Beim Crowdfunding gibt es drei Möglichkeiten, die C3S zu unterstützen (Menü in der rechten Seitenleiste oben, über der Liste der „Goodies“): man kann ein Dankeschön kaufen, bekommt also direkt was für sein Geld, man kann einfach so etwas spenden und, IMO das wichtigste man kann investieren, sprich, einen Genossenschaftsanteil á 50 Euro vorzeichnen und damit Mitglied der C3S werden.

Künstler, die das tun, haben für die Genossenschaft, die im September gegründet werden wird, Antrags- und Stimmrecht – jedes Mitglied gleichberechtigt, also nicht wie bei der GEMA manche mehr, manche weniger, der größte Teil schlicht gar nicht – und werden Werke zur Verwertung anmelden können, sobald die C3S soweit ist, dass sie die Verwertung tatsächlich wahrnehmen kann.

Der interessanteste Punkt (aus meiner Sicht als Musiker) ist dabei, dass die Verwertung Werk-basiert geschieht und nicht wie bei der GEMA im Total-Buy-Out-Modus: es wird nur genau das Werk verwertet, das ich anmelde und nur in dem Rahmen, wie ich es anmelde. Die einzige Verknüpfung zu mir als Person besteht darin, dass ich nur anmelden kann, wofür ich das Urheberrecht habe.

Das ist sogar für GEMA-Mitglieder interessant, denn GEMA-Mitglieder können ja, wenn ich das richtig verstanden habe, seit einiger Zeit bestimmte Medien aus der GEMA-Verwertung „ausnehmen“ (das dann freilich auch wieder ganz oder gar nicht, aber immerhin) – heißt, wenn ein GEMA-Mitglied sich im Internet nicht von der GEMA vetreten lässt kann die C3S dies dort weit flexibler übernehmen als es die GEMA tut. Radioairplay GEMA, Internet-Streaming, Youtube, Netzradio und was es im Internet sonst noch alles gibt C3S, zum Beispiel.

Mit dem Unterschied eben, dass man über die C3S nur genau die Werke verwerten lässt und nur in genau dem Rahmen, wie man möchte. Das heißt, auch wenn die GEMA ja bekanntlich kein Creative Commons ermöglicht (inwieweit das auch für profesionelle Musiker ein interessantes Modell sein kann hatte ich -> letztens ja auch ausführlich im Singvøgel-Blog beschrieben), könnte man ein Werk über die C3S z.B. zumindest im Internet genau so verwerten lassen als wäre es ein CC-Werk (Nicht allerdings in echter CC-Lizenz, da diese ja die Verwertung auf/in allen Medienformen bestimmt, also auch auf den Teil, den die GEMA übernimmt. Da das aber wegen der Ablehnung von CC seitens der GEMA nicht geht, bleibt GEMA-Mitgliedern eine CC-Lizenz weiterhin verschlossen) – das geht dadurch, dass die C3S nicht das komplette „Urheberrecht“ (genau genommen die damit verbundenen Rechte, schon klar) einer Person sondern nur die Verwertung der Rechte, die mit einzelnen Werken verknüpft sind und nur die, die man explizit angibt übernimmt, da beißt sich (ich bin kein Jurist, drum sag ich sicherheitshalber: „nach meinem Verständnis“) nichts mit dem, was man bei der GEMA unterschreibt, solange man dort eben keine Vollverwertung vornehmen lässt.

Aber auch für „normale“ GEMA-Mitglieder, die schon lange Veränderungen in der GEMA selbst fordern, aber nicht gegen die Stimmübermacht der Verlage und Etablierten ankommen ist eine Unterstützung interessant, denn wenn die C3S Erfolg hat ist die Chance, dass sich auch die GEMA bewegen muss, weil ihr die vielen „kleinen“, die sich dort im Moment über den Tisch gezogen fühlen, sonst womöglich davonlaufen, weil es eine Alternative gibt mit fairen Ausschüttungen und mehr Freiheiten.

Für mich als Musiker wird da ein Traum wahr – im -> Blog meiner Band hatten wir schon 2010 mal einen „Wunschzettel“ geschrieben, wie wir uns eine zeitgemäße Verwertung vorstellen würden, und die C3S erfüllt diese Wünsche jetzt tatsächlich komplett 🙂

Für Veranstalter wäre die Unterstützung einer zweiten Verwertungsgesellschaft übrigens ebenfalls interessant: Die GEMA-Vermutung in der derzeit praktizierten Form wäre nämlich nicht mehr möglich. Das heißt zwar nicht, dass man keine Veranstaltung mehr anmelden muss, denn es wäre freilich nicht zumutbar, dass die Verwertungsgesellschaften quasi die ganze Zeit alles nach irgendwelchen Veranstaltungen durchscannen, eine Meldepflicht ist also durchaus vernünftig, aber die Argumentationsbasis der GEMA, einfach mal eine Rechnung zu schicken, weil sie davon ausgehen durfte, als einzige Verwertungsgesellschaft, dass das aufgeführte Material bis zum Beweis des Gegenteils auf jeden Fall GEMA-Material sei, wäre so nicht mehr haltbar.

Die C3S wird aber auch nicht wie die GEMA es tut irgendwelche Leute wohin schicken und nachsehen, ob da irgendwer irgendwo eine Veranstaltung nicht angemeldet hätte, der Punkt „Fairness“ gilt nach innen wie nach außen und wir hoffen, dass mit dieser Einstellung auch uns seitens Veranstaltern fair begegnet wird und diese ihre gewerblichen Veranstaltungen bzw. öffentlichen Aufführungen von Werken freiwillig anmelden. Das werden sie dann übrigens aussuchen können, bei wem sie das tun, sie müssen das nicht auseinander dröseln: eine Meldung bei einer Verwertungsgesellschaft reicht, die jeweile VG muss das dann selber auseinanderdröseln, für was von der Playlist sie zuständig ist und für was die/eine andere.

Somit geht der Aufruf zur Unterstützung nicht nur an Musiker/Künstler sondern auch an Veranstalter, Broadcaster, Verlage usw. usf. – die C3S ist nicht „Konkurrenz“ zur GEMA sondern Ergänzung und Alternative für alle, die sich außerhalb des absolut Althergebrachten bewegen. Und das dürften ja inzwischen, egal ob Nische oder Mainstream, mehr oder weniger fast alle sein.

Überdies wird sich die C3S als europäische Verwertungsgesellschaft gründen, das heißt, Künstler aus ganz Europa können sich dort anmelden (sprich: Gesellschafter werden), also auch z.B. österreichische oder auch englische, französche, usw. Künstler!

Natürlich können auch reine „Konsumenten“ 😉 die C3S unterstützen. Einfach, weil sie das toll fänden, dass sich mehr Künstler für Creative Commons Lizenzen entscheiden könnten, denn es ist wahrlich nicht einfach, auch nur einen Cent mit Musik zu verdienen, die wenigsten haben da glaube ich eine Vorstellung davon, wie das wirklich ausschaut, auch hierzu -> schrob ich unlängst im Singvøgel-Blog, und wenn eine einfach zu handhabende Verwertung gewerblicher Nutzung von CC-Material möglich wäre wäre würden vielleicht auch mehr gewerblich handelnde Marktteilnehmer auch mal ein CC-Stück oder eine CC-Band spielen/nutzen/engagieren usw. – was bedeutet, dass auch CC-Künstler Geld für ihre Arbeit bekommen könnnen, was wiederum Entlastung bedeutet, damit mehr Zeit, mehr Möglichkeit, besseres Equipment, bessere Aufnahmen, kurz: mehr Qualität, bessere Musik, auch auf die Ohren von allen, die gern Musik hören.

Schauts euch also mal an, und wenn ihr das für unterstützenswert erachtet: sagt es weiter, macht mit – helft uns, eine faire, alternative und eine der modernen Medienvielfalt Rechnung tragende Verwertungsgesellschaft zu realisieren 😀

Crowdfunding Feature: „C3S :: Die faire GEMA-Alternative / The fair alternative in collecting societies.“ from C3S on Vimeo.

Hier nochmal die relevanten Links:

http://c3s.cc
http://www.startnext.de/c3s

Und hier noch -> die Pressemitteilung zum Crowdfunding:

Düsseldorf, 15. Juli 2013 – Die GEMA sieht sich nicht erst aktuell bei Urhebern und Konsumenten in der Kritik. Bislang gibt es keine Alternative dazu. Wer als Musikschaffender mit seinen Werken in der Öffentlichkeit stattfinden möchte, muss Mitglied bei der GEMA werden. Die Initiative Cultural Commons Collecting Society (C3S) möchte dies ändern und hat am gestrigen Sonntag ein Crowdfunding gestartet zur gemeinsamen Investition in eine faire Alternative zur GEMA. Der Gründungstermin steht fest: 25. September während des Reeperbahn Festivals in Hamburg.

Mit der Digitalisierung haben sich die Bedürfnisse von Konsumenten und Urhebern geändert. Lange wurde auf eine Anpassung und Umstrukturierung gewartet, die unabhängigen Musikern zugute kommt. Jedoch weder die GEMA selbst, noch die Politik oder das Deutsche Patent- und Markenamt (DPMA) können die bestehende Situation ändern.

Aus diesem Grund wurde die C3S (Cultural Commons Collecting Society) als Initiative zur Gründung einer neuen, alternativen Verwertungsgesellschaft ins Leben gerufen. Eine Gemeinschaft, die sozial, offen und demokratisch agiert. […] weiterlesen…

Achjaaa, fast vergessen – Ein kleines Dankeschön vornweg gibts übrigens jetzt schon: Der -> „Ignition Mix“ mit 22 Knaller-Musik-Tracks zum Download auf Free Music Archive. Und die Singvøgel sind auch dabei. Und dass das schon über 18.000 mal runtergeladen wurde zeigt ja auch irgendwie, dass es ein Publikum gibt für Musik, die sich etwas abseits vom Mainstream bewegt 🙂

 

Sich raushalten?

Ich hatte letztes Jahr im Singvøgel-Weblog was zur Frage der „politischen“ Relevanz von Popkultur/-musik geschrieben. Anlass war damals Pussy Riot, aber das war nur ein Aufhänger für etwas IMO sehr sehr grundsätzliches.

Denn es geht um nicht weniger als die Frage, wie lange sich Pop(uläre) Kunst und Kultur noch „raushalten“ will oder soll.

Habs grade zufällig nochmal gelesen und denke, vor dem Hintergrund dessen, was gerade hier so schief läuft, Stichworte „Rettung“ weniger auf Kosten des Gemeinwohles vieler, Tendenz zum Überwachungsstaat (Bestandsdatenauskunft etc.), Lobbykratie, Intransparenz und Vetternwirtschaft (Leistungsschutzrecht, BER, S21, Ablehnung von Transparenz- und Antikorruptionsgesetzen uvm.) ist der nicht weniger aktuell geworden, auch wenn Pussy Riot nicht mehr in den Schlagzeilen stehen (aber immer noch im Gulag sitzen).

Mir fiel der Artikel wieder ein, als ich auf die Singvøgel-Facebook-Page zur „Feier“ des Tages vorhin unser „Stasi 2.0“ aus dem Jahr 2007(!!) setzte und fand, ich sollte diesen Artikel auch noch mal ausgraben. Denn…

[…]Dass dieses „sich raushalten“ sich inzwischen so fest etabliert hat, dass sogar Teile der „Konsumenten“ hinter Solidaritätsbekundungen nur noch PR-Gründe vermuten – oder, noch schlimmer – hinter der Aktion der Pussy Riots selbst nur einen PR-Coup zum „bekannt werden und zur Förderung von Plattenverkäufen“ (Ja, solche Ansichten gab es zu hören und zu lesen, man möchte es kaum glauben), ist ein weiteres Alarmzeichen dafür, dass sich die industrialisierte Corporateship-Popkultur heutzutage in die gesellschaftliche Irrelevanz bugsiert hat, aus der herauszukommen sehr schwer werden wird – aber auch sehr notwendig ist. Welche Existenzberechtigung hat eine „Kultur“, wenn sie nichts mehr bewegen will, keine Diskussionen mehr eröffnet, keine Reaktionen mehr provoziert?

Es ist dringend Zeit für neue Leadbellys, Dylans, Hendrixe, Baezes, Whos, Patty Smiths, Johnny Rottens, John Lennons, Bruce Springsteens, U2s, Nirvanas und wie sie alle hießen und heißen. Es gibt sie. In den Subkulturen, den kleinen Szenen abseits, den „special interest“-Nischen. Früher, bis tief in die 80ger, waren sie es, die den Mainstream befruchteten, ja, teilweise diesen sogar eroberten, mitsamt ihren Themen. Es liegt „am Markt“, die Gatekeeper zu verjagen, die sie heute zugunsten ihrer schnell gecasteten und ebenso schnell gehypten, ausgepressten und wieder fallengelassenen austauschbaren Fastfood-Schaufensterpuppen nicht ins Scheinwerferlicht lassen. Ihr seid dieser Markt. Ihr habt die Macht. Fordert sie ein.[…]

Kundgebung Laase

 

Habt ihr denn schon alle das neue Singvøgel-Album?

Hier reinhören, gut finden, weiter sagen – und kaufen, weil das Album zu machen einen Haufen Geld und Zeit gekostet hat und das nächste wird es nicht minder. Wems gefällt unterstützt uns und ermöglicht uns mit dem Kauf des Albums, weitere Alben zu produzieren, mehr Musik zu machen und euch auch weiterhin damit Freude zu bereiten. Und das sogar „richtig“, denn hier kauft ihr Musik direkt beim Erzeuger, ohne Zwischenhändler, die erstmal über die Hälfte oder noch mehr selber einstecken 😉

-> Soundcloud Direktlink zum Anhören, liken, kommentieren und weiterverlinken

-> CD-Baby-Direktlink zum mp3 kaufen

-> Singvøgel-Direktlink zum CD kaufen

 

Ich habe da einen Artikel über Creative Commons geschrieben

…drüben, im Weblog der Singvøgel. Anlasshalber, weil wir unser neues Album ja unter einer CC-Lizenz veröffentlicht haben. Zum einen erkläre ich, was das konkret für die Beteiligten bedeutet. Zum anderen, warum wir das gemacht haben. Und zum dritten, unter welchen Umständen das eine gute Idee ist. Und unter welchen (noch) nicht.

[…] [Wir] hoffen […] darauf, dass die Initiative zur Gründung einer alternativen Verwertungsgesellschaft so schnell wie möglich realisiert werden kann. Die C3S ist letztlich der konsequente und notwendige Schritt zur Professionalisierung der Creative Commons Idee.

Die Vorteile für den privaten Musikfan bleiben vollkommen erhalten, „CC“ bedeutet für den Privatnutzer nicht mehr und nicht weniger als „Braucht sich keinen Kopf zu machen“; die wenigen Einschränkungen, die ihn vielleicht betreffen könnten, sind in den Kürzeln auf einen Blick klar ersichtlich und eindeutig.

Dafür bringt eine Verwertungsgesellschaft, die (im Gegensatz zur GEMA) Werke und nicht Personen vertritt, für den Urheber selbst maximal feinjustierbare Kontrolle darüber, welche Rechte er von der Gesellschaft für welches Werk vertreten und verwertet sehen möchte und welche nicht, und für kommerzielle Nutzer und Verwerter den Vorteil, auch für CC-Werke einen einzigen Ansprechpartner zu haben, bei dem er entsprechende Rechte für seine Bedürfnisse einholen kann und die zentral die Vergütungen dafür einnimmt und an die einzelnen Künstler weiterreicht. Und das auch hier sehr fein granulierbar.

Aus diesem Grund unterstützen wir die Idee der C3S auch aktiv. Und rufen Künstler wie auch Musikliebhaber dazu auf, dies auch zu tun. Künstler können dies vor allem auch damit tun, dass sie eine Absichtserklärung zum Beitritt zur C3S unterzeichnen. Damit sich Creative Commons und der Gedanke dahinter irgendwann so stark und als so selbstverständliche Option durchsetzt, dass es nicht mehr nötig sein wird, solche langen Monsterartikel zu schreiben wie diesen hier, nur um euch zu erklären, was das eigentlich ist, sein soll und wofür es gut ist….

Der komplette Artikel hier: Creative Commons – was ist das denn JETZT schon wieder?

 

Till Kreuzer über das Urheberrecht

Till Kreuzer hat einen langen, interessanten Aufsatz über die Herausforderungen an ein modernes Urheberrecht geschrieben. Und fordert darin, die Vermischung von Urheber- und Wirtschaftsrechten aufzuheben, da u.a. genau diese Vermischung zum einen Privatpersonen in einen für sie eigentlich nie „gedachten“ überkomplexen Rechtsrahmen gezogen hat, innerhalb dessen diese ständig und zwangsläufig nun mit ebenjenen Rechtsschranken ständig in Konflikt geraten, ob sie das nun wollen oder nicht, zum anderen diese Vermischung für ein Ungleichgewicht zu Ungunsten der Urheberseite auch gegenüber rein wirtschaftlich agierender Protagonisten, die nicht Urheber sondern „nur“ Verwerter von deren Werken sind, führt.

Dass die Interessen zwischen privatem „Nutzer“, Urhebern und Verwertern – für alle drei Parteien – neu austariert werden müssen ist für jeden, der sich auch nur ein bisschen mit dem Thema beschäftigt hat, ja (wenn er ehrlich ist) offensichtlich. Dass diese Austarierung IMO so fair ausbalanciert werden muss, dass zum einen das Vorteils-Übergewicht auf Verwerterseite, das die eigentlichen Urheber zu einfach in unfaire und vielfach sehr prekäre Abhängigkeitsverhältnisse zwingt, aufgelöst wird (keine Sorge, IMO wird kein Verwerter pleite gehen, der sein Geschäft zu fairen Bedingungen macht, es gibt genug seriöse Verwerter, die das schon immer tun und „trotzdem“ erfolgreich sind – im Gegenteil, solche Verwerter würden im Wettbewerb gestärkt, denn sie müssten nicht mehr „Billigheimern“ und Konzernen gegenhalten, die mit Vertragskonstrukten, die schon fast an Betrug, zumindest aber an Ausbeutung grenzen oder gar nur als solches zu bezeichnen sind, den Markt zu dominieren suchen), zum anderen den Privatmenschen wieder aus dem Rechtsrahmen herausnimmt, der nie für ihn gedacht war sondern bis vor vielleicht 15 Jahren sich ausschließlich an gewerbliche Marktteilnehmer wandte und nur für diese relevant (und gedacht) war, ist in der Tat mehr als überfällig.

Von der Idee einer „Kulturflatrate“ bin ich aus verschiedenen Gründen (u.a. Stichwort: Verteilungsschlüssel, Nachweisbürokratie und einiges mehr) nicht überzeugt, insoweit hoffe ich für die zu suchenden Lösungen noch auf etwas Phantasie, die den Spagat zwischen Bürokratie und Missbrauchspotential einerseits und der Vergütung und fairen Verteilung andererseits irgendwie gelöst bekommt. Aber für die Beleuchtung der grundsätzlichen Probleme und die Beschreibung dessen, wo es hingehen sollte (und warum) ist dieser Artikel eine saubere, sachliche und – vor allem – angenehm verständliche und somit nachvollziehbare Grundlage.

[…]Obwohl der Urheber schon immer auch und vor allem Schutz vor seinem Vertragspartner brauchte (dem Verleger, dem Filmhersteller usw.), war das Urheberrecht stets so ausgestaltet, dass er alle Rechtspositionen, die ihm Geld einbringen, mehr oder weniger vollständig abtreten konnte. Unter dem Diktat der Vertragsfreiheit wird es dem zumeist übermächtigen Verwerter überlassen, ob und wenn wie viel der Urheber von den Erlösen abbekommt. Nur das Persönlichkeitsrecht bleibt ihm, zumindest soweit wirtschaftliche Interessen des Verwerters hierdurch nicht übermäßig beeinträchtigt werden. Ein solches System ist nicht dazu geeignet (man könnte mutmaßen: auch nicht dazu bestimmt), um den Urhebern ein Einkommen zu sichern.

Die im Urheberrecht angelegte – vermeintliche – Schicksalsgemeinschaft zwischen Urheber und Verwerter ist ein Geniestreich der Kreativwirtschaft und wohl einer der größten Lobbyerfolge aller Zeiten. Sie ist der Grund dafür, dass in Urheberrechtsdebatten sehr erfolgreich kulturelle, romantische und moralische Aspekte vorgeschoben werden (können), obwohl es fast ausschließlich um reine Wirtschaftsinteressen, genauer darum geht, den Verlagen, Musik- oder Filmunternehmen weitergehende Monopole zur Gewinnmaximierung zu bescheren.

Diese Vermischung völlig unterschiedlicher Funktionen in einem „Urheberrecht“ führt zu massiven Ineffizienzen und dazu, dass der Blick auf die unterschiedlichen Interessen und Anforderungen an den Schutz kreativer Leistungen verstellt wird. Dies zu unterbinden ist eine der großen Herausforderungen und wichtigsten Ansatzpunkte für zukünftige Urheberrechtsreformen. Eine konzeptionelle Lösung läge darin, die Interessen von Urhebern und Verwertern regelungssystematisch zu trennen. Man könnte in diesem Zuge ein „richtiges“ Urheberrecht schaffen, das den Interessen der Kreativschaffenden tatsächlich gerecht wird (das z.B. als wesentliches Element neben den Persönlichkeitsrechten ein starkes Urhebervertragsrecht aufweist). Neben das Urheberrecht wären spezielle Wirtschaftsrechte zu stellen, die gleichermaßen die wirtschaftlichen Interessen der Verwerter (Werkmittler) als auch einen funktionierenden Wettbewerb sichern.[…]