Da Frau Osthoff immer noch nicht tut, was Medien und Soap-Konsumvolk so erwartet haben (und Politiker, die sich gern in einer solchen Umgebung geschmückt hätten, wohl, anders kann ich mir deren „Enttäuschung“ und „Unverständnis“ nicht erklären, denn unverständlich ist daran bei objektiver Betrachtung garnichts) wird das Medienvolk von der Journallie nun auf die schon während der Entführung begonnene Linie eingeschworen, nur kein Bedauern zu zeigen, sollte dieser „leichtsinnigen“ Frau doch noch was passieren (meine Meinung dazu schrob ich dort in den Kommentaren ja schon).
All diesen Schreiberlingen, die in meinen Augen keinen Schimmer von journalistischem Handwerk zu haben scheinen, sei dieses ARD-Interview mit Dr. Michael Müller-Karpe vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum in Mainz, der dort Projekte mit dem Irak koordiniert, ans Herz gelegt, um vielleicht ein bisschen was über die Hintergründe zu verstehen.
tagesschau.de: […] Womit hat sich Frau Osthoff im Irak beschäftigt?
Michael Müller-Karpe: Susanne Osthoff hat sich bereits Anfang der neunziger Jahre dafür eingesetzt, dass die Raubgrabungen, die damals begannen, einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden. […]
tagesschau.de: Welchen Stellenwert hat ihre Arbeit für die Archäologie?
Müller-Karpe: Den kann man gar nicht hoch genug einschätzen. […] Susanne Osthoff wollte darauf aufmerksam machen. Allerdings wollte man das nicht hören. […] Da wurden Aufnahmen gemacht, die jetzt ständig gezeigt werden: vorne Susanne Osthoff, die ein Interview gibt, hinten Leute, die in einer archäologischen Stätte graben. Der Kommentator sagt dann, dies sei Susanne Osthoff bei archäologischen Ausgrabungen. Das ist Unsinn! Es handelt sich dabei um Raubgrabungen! […] Und noch nicht einmal jetzt wird es richtig dargestellt.
tagesschau.de: Warum sind die Widerstände denn so groß?
Müller-Karpe: Es ist eine für Deutschland höchst brisante und peinliche Angelegenheit. Deutschland ist einer der wenigen Staaten, die die Unesco-Konvention von 1970 zum Kulturgüterschutz nicht unterzeichnet haben. Diese Konvention besagt, dass man die Gesetze, die andere Länder zum Schutz ihres kulturellen Erbes erlassen haben, respektiert. Den eigenen Bürgern würde dann der Handel mit Raubgütern aus solchen Ländern untersagt.
[…]
Da steckt eine finanzkräftige Lobby dahinter, die mit Hehlerware aus Raubgrabungen Geld verdient und die ganz offen mit dem Verlust deutscher Arbeitskräfte droht, wenn die Gesetze strenger werden.
[…]
tagesschau.de: Heißt das auch: Wenn Susanne Osthoff diese Arbeit nicht machen würde, dann würde sie im Zweifelsfall niemand machen?
Müller-Karpe: Das ist richtig.
Das ganze Interview unbedingt bei tagesschau.de: „Man kann ihre Arbeit nicht hoch genug einschätzen“ lesen!
Unter anderem täten einem Journalisten auch ein paar Gedanken über die Hintergründe, warum es einer Bundesregierung so wichtig ist, dass Frau Osthoffs Projekte, die von der öffentlichen Hand mitfinanziert wurden, ab sofort so schön diskreditiert werden. Tipp: Regierungsentscheidungen heutzutage erscheinen nicht zu Unrecht nicht etwa als unter dem Primat des Gemeinwohls sondern unter dem betriebswirtschaftlicher Überlegeungen gefällt.
Wie gut, da einen Grund gefunden zu haben, hier ein paar zigtausend Euro auf einen Schlag einsparen zu können. Wenn die Empfängerin von Fördermitteln erfolgreich als „fanatisch“ u.ä. diskreditiert ist, geht das problemlos. So ähnlich, wie das ja auch bei Einsparungen von Sozialleistungen wegen „Sozialschmarotzern“ funktioniert und wie das in einer entsolidarisierten Gesellschaft, in der sich keiner mehr für eine Allgemeinheit mitverantwotlich fühlen muss, eben so üblich ist. Und dass das auf fruchtbaren Boden fällt zeigt ein Blick in manche Kommentare bei Herrn Bittner (der dagegen selbst zeigt, dass es noch Journalisten gibt, die nicht jeden gewünschten „Volkstrend“ mitmachen).
Diese ganze verfickte hirnlose kurzsichtige Scheiß-Egomanen-Gesellschaft kotzt mich allerdings langsam nur noch an.
Nachtrag: Das Ganze erscheint schon bei leichtem Wegkratzen einer dünnen Schicht als eine (noch dazu sehr platte) politische Kampagne, die ein nur noch peinlich zu nennender „Profijournalismus“ auch noch mitspielt – vor lauter „schnell noch einen Artikel“ wird sich da nichtmal 5 Minuten Zeit genommen, auch nur ansatzweise an dieser dünn übertünchten Oberfläche zu kratzen und ein bis zwei Gedanken daran zu verschwenden, welche Interessen die Politik bei dieser Schmierenkomödie verfolgen könnte. Die Zeiten, Spins gut verpacken zu müssen, sind wohl vorbei, es reichen schon die blödesten Funzeln um einen heutigen „Journalisten“ zu blenden. Dinge in Zusammenhänge zu bringen, die eine Zeitfrist von zwei Wochen überschreiten kann da eh kaum einer mehr, wie’s aussieht (links via Jens).
Nachtrag2: Ein schöner Kommentar im Tagesspiegel: Susanne von Arabien, der eine schöne und treffende Polemik enthält – verlinke ich hier mal, auch um die Journalisten, die sich entgegen des (für mich so erscheinenden) Trends differenzierende Sichtweisen zeigen nicht über den pauschalen Kamm der oben Charakterisierten Möchtegern-Journalisten zu scheren, auch wenn auch hier noch nicht ganz verstanden wurde, was die Frau da wirklich tat/tut im Irak (und wem das ein Dorn im Auge zu sein scheint):
[…] Prominente, die sonnige Strände oder Steuerparadiese bevorzugen, werden deshalb auch nicht expatriiert. Sie will ihre Arbeit fortsetzen, trotz der Gefahr. Tun das Hilfsorganisationen, Reporter, Unternehmer nicht auch, im Irak und anderen Krisen- und Kriegsgebieten? Weil sie tun, was unsereins sich nicht zutraut, zollt man ihnen Respekt. […]
(via EoK)
Nachtrag3: Interessante Diskussionen auch drüben bei rebellmarkt.
Nachtrag4: Wer sich etwas umfassender – und seriöser – über Frau Osthoff und ihre Arbeit informieren möchte, für den ist der Wikipedia-Artikel über sie u.U. ein brauchbarer Ausgangspunkt. Schön bestätigt sich da auch mein Eindruck, dass der Versuch, Frau Osthoffs Reputation zu diskreditieren, tatsächlich von der FAZ auszugehen scheint. Im Weblinkteil gibt es auch ein paar interessante weiterführende Links, u.a. zur NYT etc.
Nachtrag5 (29.12.05): Klar, da zerrt man also nun eine durch jahrelange Ohnmacht in ihrer Arbeit zu Recht frustrierte, von den Boulevardmedien vom Opfer zum Täter gemachte und durch wochenlange Geiselhaft erfolgreich traumatisierte Person vor die Kamera (wohl noch etwa mit dem Argument, dass man das einer Öffentlichkeit schulde oder was?) und wundert sich, dass da nix bei rauskommt? Außer für die BILD, die sich wie nicht anders zu erwarten in einem Zusammenhang zwischen „irr“, „radikaler Moslem“ und ähnlichem vorurteilsgesättigten Stichworten pseudomoralisch das Maul zerreißt, da gleich neben dem Pin-Up-Girl.
Zum Glück gibt es wenigstens bei der Netzeitung ein bisschen Reflexion über den hier immer offensichtlicher werdenen journalistischen Dilettantismus, der sich von Anfang an durch den „Fall Osthoff“ zieht, der IMO keiner ist, sondern ein „Fall Journalistenversagen“ und ein Fall „Politikerversagen“ wie auch ein „Fall Bürgerversagen“, denn der gemeine Unterschichtenfernseh-Zuschauer frisst ja scheinbar alles an Gammeljournalismus, was ihm vorgeworfen wird und scheißt es kurz danach in jede Ecke weiter. Das sollt‘ ihm mal mit Lebensmitteln passieren, was er sich da medial verfüttern lässt, da käm‘ er ja aus dem Kotzen nicht mehr raus.
Ich wünsche jedem, der Frau Osthoff da jetzt in seinen bequemen Sessel pupsend be- oder gar verurteilt drei und mehr Jahre Arbeit unter schwersten existenziell belastenden Bedingungen, allein gelassen von Politik, uninteressant für Medien, und am Ende völlig für die Katz, und dann vier Wochen Entführung durch Leute, die wahrscheinlich nichtmal die englische oder deutsche Bedienungsanleitung der Handgranaten, Maschinengewehre und Raketenwerfer lesen können, die sie mit sich rumschleppen und auf sie richten. Dann gießen wir noch öffentlich einen großen Eimer Moral-Gülle über das Privatleben, während die tatsächliche Leistung völlig im Dunkeln bleibt, weil medial uninteressant, und dann wird man in ein Studio geschubst, voll mit Journalisten-Dilettanten, die keine Ahnung haben, worum es geht. Dazu noch die Häme von selbstgerechten wohlgenährten RTL2-News-Guckern und BILD-Lesern, die keine hundertstelsekunde lang auch nur versuchen, sich in eine solche Lage reinzuversetzen aber einen völlig selbstverständlich auf niedrigstem persönlichem Niveau aburteilen und beleidigen (und das Ganze als Teil ihrer „Meinungsfreiheit“ bezeichnen).
Dann will ich sehen, ob derjenige auf teilweise wirklich blödsinnige Fragen klare und stringente Antworten liefern kann und wie er auf im Vorwurfston moralischer Überlegenheit vorgetragene Forderungen nach „Dankbarkeit“ beantwortet.
P.S.: Dr. Dean kam auf die einfache Idee, Frau Osthoffs Interview-Aussagen von dem umliegenden Geplapper zu befreien und stellt eine relativ klare inhaltliche Linie fest, zumindest jedenfalls ist das Ergebnis weniger wirr, wie mit dem anderen Redestrang. Dass da irgendwie zwei Leute jeweils von völlig anderen Dingen sprachen hab‘ ich auch gemerkt (das ist wie jeweils die Hälfte zweier verschiedener Dialoge aus zwei verschiedenen Filmen gegeneinander geschnitten), aber so genau hatte ich mir’s noch nicht angeschaut. Doch ja, so geht das eigentlich sehr gut. Und ein paar schöne Hintergrundinfos zum Thema Raubgrabungen etc. hat er auch gefunden.
Solange mir keiner von den besserwisserischen Großmäulern, die da jetzt über Osthoffs „irren“ Auftritt ablästern, zeigt, dass er durch solche Situationen kommend in einer solchen Situation auch nur einen Tick besser agieren kann möge man sich mir gegenüber mit Urteilen, die sich auf dieses Interview stützen, sehr zurückhalten, wenn er keine gepfefferte Antwort vertragen kann, OK?
Nachtrag6 (29.12.05): Nach der Enttäuschung mit der SZ (Link da oben) versöhnt mich dieses Interview wieder, das den Fokus mal wieder auf allgemeine Fakten und weg vom hämischen Ausverkauf des Privatlebens lenkt:
[…]
SZ: Ihre Erfolge, so heißt es, seien bei allem Engagement dürftig gewesen.Sommerfeld: Das ist nicht wahr. Seit den frühen Neunzigern, seit den Zeiten des Embargos, haben sich Hilfsorganisationen ihre Sprach- und Ortskenntnisse zunutze gemacht. Und abgesehen von der humanitären Arbeit: Was sie für die Archäologie geleistet hat, kann man gar nicht hoch genug schätzen.
Dass es heute ein Bewusstsein für Raubgrabungen gibt, ist auch und vor allem ihr Verdienst. Sie hat eine Weltöffentlichkeit hergestellt für den Schutz jahrtausendealter Hochkulturen. Das Unesco-Team hat sich die Raubgrabungen aus der Luft angesehen, sie hat Fernsehteams dorthin gebracht und es geschafft, dass es überhaupt Bilder gibt. Am spektakulärsten war ein Bericht in der New York Times aus Isin vor zwei Jahren. Die Aufnahmen sind bis heute fast die einzigen Bilder von Raubgrabungen. Dass Großbritannien und die Schweiz die Unesco-Konvention zum Schutz von Kulturgut ratifiziert haben, hängt damit zusammen.
[…]
SZ: Als Simona Pari und Simona Torretta nach ihrer Entführung 2004 freigelassen wurden, feierte sie ganz Italien, obwohl auch sie erklärt hatten, dass sie in den Irak zurückkehren wollen. Der größte Teil der deutschen Öffentlichkeit hat sich Susanne Osthoff gegenüber schon während der Entführung distanziert und ablehnend verhalten.
Sommerfeld: Sie eignet sich nicht als Identifikationsfigur, sie ist nicht zu Weihnachten nach Deutschland gekommen, nicht in Talkshows aufgetreten. Bei vielen herrscht der Eindruck: Die will uns nicht. Und sie ist Muslimin. Der Islam aber wirkt so fremd und gefährlich, dass ein Mensch, der sich freiwillig in diesen Kulturkreis begibt, nicht ganz normal sein kann. Das ist das eine. Vielleicht liegt in der Ablehnung aber auch eine projizierte Furcht: Wenn sie etwas unternimmt gegen die Not im Irak – gegen alle Widerstände – warum tue ich nichts?
(via Dave-Kay)
Nachtrag7 (31.12.05): Schön, die FAZ kann nicht nur Verschwörungstheorien (braucht dafür aber eine Elke Heidenreich)
Nachtrag8 (31.12.05): Ein weiterer Aspekt in der Welt am Sonntag: „Der BND hat sie ausgepreßt und weggeworfen“ – und damit mehr offene Fragen, warum die Frau auch von Seiten der Politik so aggressiv angemacht wird…
Nachtrag9 (1.1.06): So, und mit diesem Artikel in der FAZ, in dem die Bearbeitung des Interviews Frau Osthoffs im ZDF kritisch hinterleuchtet wird stellt Patrick Bahners den in meinen Augen durch jenen Verschwörungstheorie-Artikel (oben) arg ramponierten Ruf der FAZ wieder halbwegs her, vor allem, wenn er auch das eigene Blatt nicht aus der Kritik lässt (Hervorhebung von mir):
[…] Just zu dem Zeitpunkt, da in der deutschen Presse, auch in dieser Zeitung, Zweifel an der Seriosität von Susanne Osthoffs archäologischem und humanitärem Engagement artikuliert wurden, verweigerten ihr die Therapeuten vom ZDF die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge darzulegen. Man ließ ihr den Appell, die Deutschen sollten sich einmal „Gedanken über den Hintergrund machen, daß sie nicht weit von dem Ganzen entfernt sind“.
Es klingt wie eine Weltverschwörungstheorie, wenn sie anfügt: „Irak ist auch bei uns, ich habe ja erwähnt warum“, aber dieses vorher Erwähnte ist der Bearbeitung zum Opfer gefallen […]
(Link via Dr. Dean)
Nachtrag9 (3.1.06): Georg Meggle, Professor für Philosophie an der Universität Leipzig mit Themenschwerpunkten u.a. Kommunikation, Kollektive Intentionalität und Terrorismus, analysiert das Interview des ZDF in der Telepolis und kommt zu völlig anderen Schlüssen als der größte Teil der Medien und der Öffentlichkeit. (Und damit zu einem Ergebnis, das mich doch ein wenig beruhigt, denn es bestätigt auch meine eigene Einschätzung, so dass ich wohl davon ausgehen kann, noch nicht völlig verscheuklappt zu sein):
[…] Der Kern der Botschaft der Archäologin Susanne Osthoff ist sinngemäß dieser: Verdammt noch mal, unterscheidet doch endlich zwischen dem mir persönlich Zugestoßenen (ein „kurzes Verbrechen“) und dessen größerem Kontext: Das „kurze Verbrechen“ an mir hat eine „lange Geschichte“! Anders ausgedrückt: Wie wollt Ihr meinen Fall – d.h., mich – „verstehen“, wenn Euch der (historische) Kontext derart egal ist?
Dieser Appell steckte schon in der dritten Antwort von Osthoff – und bis dahin waren auch ihre Sätze noch weitgehend grammatisch korrekt. Der Appell blieb absolut wirkungslos. Die TV-Sprecherin – und sicher nicht nur sie – war auf diesem Ohr völlig taub. Kontext war im Rahmen dieser Sendung keiner vorgesehen. Ein tieferes Verständnis gehörte nicht zum Programm. „Verstehen Sie?“ Auch dieses Signal ging ins Leere.
Es bleiben einige Thesen von Susanne Osthoff, die nach Erklärungen und dann wohl auch nach weiteren Diskussionen verlangen. […]
Unbedingt lesen! Und spätestens jetzt auch gleich (nochmal) das (nicht gekürzte) ZDF-Interview Und am besten vorher noch das bei al jazeera, denn darauf wird ja immer mal Bezug genommen, es also als bekannt vorausgesetzt), das, wie ich fürchte, von all denen, die über Frau Osthoff so schnell und einfach den Stab brechen, noch nicht einmal wirklich ernsthaft gelesen wurde!
(via Kommentare bei lautgeben)
Nachtrag10 (3.1.06): Auch in der TAZ beginnt manch einer zu ahnen, dass das, was da abends im ZDF zu sehen und hören war nicht unbedingt das war, was tatsächlich kommuniziert wurde oder werden sollte:
[…] Susanne Osthoff nutzt die Gelegenheit, der Öffentlichkeit mitzuteilen, dass im Irak bittere Not herrscht. An ihrem mit Sturheit gewappneten Eigensinn zerbricht der vom ZDF sorgfältig eingefädelte Text. Eine aufregende, emotionsgeladene und glücklich überstandene Entführungsgeschichte war geplant. Aber Osthoff ist gegen allen „privaten Pipifax“: Wichtig wäre es, „dass die Bürger mal solche Dinge erfahren: weshalb wir da überhaupt noch etwas tun“. Noch während sie ihre Hilfslieferungen für vierzig irakische Familien organisierte, ging ihr das Geld für die Miete im bayerischen Glonn aus. „Mein Vermieter hatte ja keine Gnade.“ Und: „Ich habe aber gewusst, dass die Leute [im Irak] noch ärmer sind als ich.“ […]
Nachtrag11 (4.1.06): Die Medienmaschine hat ihren Anspruch auf Personality wohl durchgesetzt – Frau Osthoff spielt nun ein wenig mehr nach deren Regeln, und schon werden die Töne ihr gegenüber freundlicher und fairer. Schade nur, dass Fairness seitens Medien scheinbar nicht von vornherein gegeben wird sondern erst kommt, wenn man tut, was sie wollen.
Ein (ich weiß: ungebetener, aber…) Ratschlag von mir: sie sollte tatsächlich „mitspielen“, mit etwas Glück schauen dann wenigstens ein paar Politiker und Verwaltungsbeamte doof aus der Wäsche, denn natürlich ist das so, dass man auch den Medien Dinge, die sie möchten und erwarten nur gegen Gegenleistung gibt. Hier wäre eine solche, eben der Arbeit und dem Engagement Frau Osthoffs ebensoviel Platz einzuräumen, als Bedingung dafür zu setzen, dass man auch „Personality“-Themen zulässt, die eigentlich keinen Arsch was angehen. Wer das System nicht ändern kann muss es wohl versuchen zu nutzen…
Nachtrag12 (6.1.06): Auch RTL versucht nun, den von den Medien zerstörten Ruf Frau Osthoffs wieder ein wenig herzustellen (via Dr.Dean). Ist da nach doch inzwischen sehr massiver Kritik der letzten Zeit an den Medien ein allgemeines Umschwenken, gar eine aus Selbsterkenntnis gewonnene Einsicht zu erkennen, oder ist man nur zufrieden, weil Frau Osthoff den Forderungen der Medien nun doch ein wenig entgegenkommt und „persönliches“ zulässt, die Medien sich also „erfolgreich“ sehen, Frau Osthoff gegenüber ihren Willen mit Druck durchgesetzt zu haben?
Vor allem aber bin ich mal gespannt, ob das Thema „Raubgrabungen“ mit diesem nun endlich doch noch erfolgreich auf’s Private verlagerten Schwerpunkt nochmal je aufs Tablett kommt. Nein, von den Medien erwarte ich das nun wirklich nicht – aber u.U. schafft Frau Osthoff es, wenn sie nun nach den vorgegebenen Regeln spielt, hier doch nochmal einen unerwarteten Schachzug einzubringen…
Nachtrag13 (10.1.06): Nachdem Frau Osthoff nun bei Beckmann war (hier mit Real-Video – und hier gleich der Kurzverriss) und damit dem „Bedürfnis“ der Medien (die das freilich als Bedürfnis des Zuschauers kaschieren) nach Personality und emotionalem Inhalt endlich entsprochen hat, so dass diese in den letzten Tagen sichtlich versuchten, einiges von dem, was sie kaputt gemacht haben wieder zu relativieren, gibt es sogar richtig selbstkritische Töne zur selbstgewählten Aufgabe der Massenmedien und zu deren Methodik, die sich um Fakten und Hintergründe nicht bemüht solange nur genug Emotion vermittelt werden kann:
[…] Wir sind eben, seit ein paar Jahren, keine Überbringer von Nachrichten mehr, wir verkaufen Emotionen, erzählen Geschichten, entwerfen Weltbilder, wir suchen nicht Distanz, sondern Nähe, wir vermengen das, was in den Zeitungen früher voneinander getrennt wurde, wir machen es inzwischen fast alle so ähnlich wie „Bild“. Jede Geisel muss für eine runde Geschichte stehen, ihr Schicksal muss eine Botschaft enthalten, sie darf nicht einfach nach Hause gehen, erleichtert sein und schweigen. Wer schweigt, macht sich verdächtig.
Wenn diese Maschine erst einmal läuft, kann keine Macht sie anhalten, so lange, bis es uns langweilig wird. Osthoff wurde Opfer eines Verbrechens, sie muss sich deshalb nicht für ihr Leben rechtfertigen. Sie muss nicht sympathisch sein. Solche Sätze sind Theorie. In der Praxis sieht es so aus, dass Osthoff sich bei ihren ersten Medienauftritten dumm angestellt hat und jetzt vor der Frage steht, ob sie als verrückte Rabenmutter in die Geschichte eingehen möchte, wer will das schon. Also musste sie zu Beckmann gehen, und Beckmann stellte ihr die Mutter aller Fragen: „Was war das für ein Gefühl?“ […]
Damit schließe ich für mich dieses Thema zumindest halb zufrieden ab, denn für einen Journalismus, der es zumindest stellenweise noch schafft, sich selbst und seine Mechanismen zu reflektieren gibt es noch Hoffnung. Auch die, dass aus dieser Selbsterkenntnis vielleicht doch noch mal die Einsicht erwächst, dass Journalismus, so er professionell sein will, nicht nur bestimmte Dinge besser nicht macht, will er sich noch selbst im Spiegel ansehen, sondern vielleicht sogar wieder seine Aufgabe findet: im Berichten über Hintergründe, Fakten, Zusammenhänge, die Zeitrahmen von mehr als drei Wochen umfassen und in professioneller Recherche und Handwerk, das den Bedarf an Wissen bedient. Und nicht nur den kurzfristiger Soap-Unterhaltung. Denn dafür sind andere da. Vielleicht passiert sowas ja irgendwann, wenn die Beckmanns und Kerners und wie sie alle heißen endlich aufhören, Vorbild für den Journalismus zu sein anstatt abschreckendes Beispiel, wie es sein sollte…
Das war dann wohl der letzte Nachtrag einer der letzten Nachträge, viel mehr ist nun erstmal nicht mehr zu erwarten, denke ich. Weitere weiterführende Links könnt ihr gerne (und werde ich ggf.) trotzdem noch in die Kommentare setzen. Die lohnen sich übrigens auch zu lesen, denn ein paar Links, die ich jetzt nicht hier in den Artikel übernommen habe, gibt es dort auch jetzt schon.
(Danke an Silke, die mir die obigen Links unten in die Kommentare schrieb)
…denn einen hab‘ ich noch:
Nachtrag14 (11.1.06): Auch die SZ verreisst die Beckmann-Sendung. Oder besser: den Beckmann. Und mit Recht.
[…] Gänzlich verbieten sich all die anderen Fragen, die zuletzt von der sensationsgierigen Allgemeinheit an die Adresse der ehemaligen Geisel gestellt wurden. Es geht Außenstehende schlicht nichts an, wie gut sich Susanne Osthoff um ihre Tochter kümmert, wie das Verhältnis zu ihrer Mutter und ihren Geschwistern ist, wie stark sie raucht, oder wie medientauglich sie ist. Völlig deplaciert – weil womöglich gefährlich – ist eine öffentliche Diskussion über ihr Verhältnis zum Bundesnachrichtendienst.
Reinhold Beckmann muss sich vor diesem Hintergrund die Frage gefallen lassen, warum er all diese Nebensächlichkeiten in seiner Sendung eine volle Sendezeit lang thematisiert hat.
Um als Einzelgast bei ihm geladen zu werden, reicht ein Ministeramt in der Regel nicht aus. Da müsste sich schon die Kanzlerin oder ein ähnliches Kaliber die Ehre geben. Im Gegensatz zu der Irak-Expertin ist die Kanzlerin allerdings seit Jahrzehnten im Umgang mit den Medien geschult. Susanne Osthoff hingegen war bis vor wenigen Wochen ein Mensch, dem die Medien keinerlei Beachtung schenkten (Anmerkung Sven: zumindest nicht die deutschen). All die wohlfeilen Kritiker der gebürtigen Bayerin sollten sich daher die ehrliche Frage stellen, wie glatt und geschmeidig sie wohl bei einem jähen Auftritt in einer 75-Minuten-Sendung mit der ungewöhnlich hohen Quote von 22,5 Prozent rüberkämen.
[…]
Doch die Prioritäten des Reinhold Beckmann waren offensichtlich anders gelagert. Das vorranige Ziel des Fernsehmanns lautete wohl, Teilhaber zu werden an der medialen Inszenierung, zu der der Entführungsfall Osthoff inzwischen verkommen ist. Diese Gelegenheit wollte er sich bei aller echten oder unechten Einfühlsamkeit nicht entgehen lassen.
(via Dave-Kay)
Nachtrag15 (14.1.06): Für diese Zusammenstellung (beim Demagogen) diverser Beckmann-Bashings seitens einiger namhafter Feuilletons auf Beckmanns Behauptung, seine Schmierigkeit beim Osthoff-Interview, die ihm von z.B. Antje Vollmer vorgeworfen wurde sei „weder beim Zuschauer noch in den Feuilletons angekommen“ lohnt es sich, doch nochmal einen Nachtrag zu machen. Und natürlich, dem Link zu folgen
MMarheinecke meint dazu:,
28. December, 2005
@ 10:10
Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit, bis der „Verdacht“ auftaucht, Frau Osthoff habe mit ihren Entführern kooperiert, Verschwörungstheoretiker gibt es in unter Politikern und Journalisten ja genug.
Das sie eine gewisse Symphathie mit ihren Entführern erkennen läßt, ist relativ normal (jedenfalls bei Geiselnehmer, die ihre Geiseln „anständig“ behandeln – in der Psychologie als „Stockholm Syndrom“ bekannt: http://de.wikipedia.org/wiki/Stockholm-Syndrom.)
Was Frau Osthoff wirklich auf Al-Jazeera sagte, paßt genau in das Schema „Stockholm Syndrom“, auch wenn mir für das hier jedes Verständ fehlt:
„She described her captors as „poor people“ and said that she „cannot blame them for kidnapping her, as they cannot enter [Baghdad’s heavily fortified] Green Zone to kidnap Americans.“
http://english.aljazeera….
Sven meint dazu:,
28. December, 2005
@ 11:54
Naja, ich kenne die Frau nicht, drum werde ich da keine Psycho-Spekulationen anstellen. Am Ende kann es mit der selben Wahrscheinlichkeit so sein, dass sie in gewisser Hinsicht Recht hat. Aber genau das sorgt bei vielen nicht dafür, sich Spekulationen oder gar Urteile zu enthalten, sondern im Gegenteil: wo nichts faktisches nachvollziehbar ist wird mit der Inbrunst der Überzeugung wildest rumgesabbelt, denn das kann ja eh keiner nachprüfen.
Auch die Alltagssituation da unten kenne ich nicht. Die kennt „nicht einmal“ der ach so große Möchtegern-„Experte“ Scholl-Latour, der immer dann ausgegraben wird, wenn ein Informationsvakuum statt mit Fakten mit heißer Klischeeluft zu füllen ist, damit darin wohlig realitätsfern herumspekuliert werden kann.
Ich kann also weder allgemeines Setting, noch akute Situationen noch beteiligte Personen auch nur ansatzweise einschätzen. Was auch IMO garnicht nötig wäre, würden da nicht selbsternannte „Experten“ eine ebensolche daherfabulieren. Da die auch nicht mehr einschätzen können als ich kann denen ihr Geseier auch nichts anderes sein als völlig wilde Fabuliererei. Denn deren Situation und Setting kann ich gut einschätzen. Nur deren Person nicht, weil ich ja auch diese nicht kenne. Aber immerhin macht das bei mir zwei drittel mehr Informationen aus, die es mir ermöglicht, deren Gefasel in einem Maß zu beurteilen, die weit hörhere Wahrscheinlichkeit auf „Zutreffen“ zeigt als alles, was die da sabbeln können.
(Die „Kooperationsspekulation“ gibt es -> zwischen manchen Zeilen (nichtmal gut versteckt) übrigens schon. FAZ goes BILD. Selten sowas Schlechtes gelesen. Verkauft der Autor etwa mesopotamische Antiquitäten, fragt man sich da…)
Was das „Stockholmsyndrom“ betrifft: Kann sein, kann nicht sein, kann was ganz anderes sein. Wie gesagt: je mehr Unbekannte, desto besser kann spekuliert werden. Kann man machen. Privat. Muss man aber nicht. Vor allem nicht „professionell“.
Brian Griffin meint dazu:,
28. December, 2005
@ 20:57
@MMarheinecke: Darüber zu diskutieren, welche Folgen die Geiselhaft für Frau Osthoff hatte, ist müßig. Spätestens aber, wenn wir Hobbypsychologen es anhand von ein paar Sekunden TV-Material versuchen, wird es komplett sinnfrei.
Glaubt man den wie üblich gut unterrichteten Quellen, war Frau Osthoff allerdings schon immer so. Irgendwo zwischen engagiert bis eigensinnig (manche nennen es fanatisch) bzw. schwierig zu kontrollieren. Und ja, das ist für die Scherbenmafia ein Problem. Für die Regierung auch.
MMarheinecke meint dazu:,
28. December, 2005
@ 22:33
Hi,
das „Stockholm Syndrom“ brachte ich deswegen ins Gespräch, weil es die offenkundigen Differenzen zwischen dem, was Frau Osthoff selbst über die Geiselhaft berichtet: http://www.netzeitung.de/spezial/irak/374978.html „Zu der Bedrohung während ihrer gut dreiwöchigen Entführung sagte Osthoff:
«Da hat man gar kein Gefühl mehr, weil man nämlich ständig kurz vor dem Tod steht.» Sie sei «teilweise gefesselt» gewesen. «Wenn es in Arabien keine Gnade gäbe, wäre ich im Kofferraum (des Autos ihrer Entführer) nach einer Stunde schon eliminiert worden und dann in den Kanal daneben reingeschmissen worden», berichtete die 43-Jährige.“) „
und ihren SympathÃebekundungen für ihre Peiniger zwanglos erklärt. Und zwar ohne die Frau zu einer „verrückten“ „verantwortungslosen“ „Fanatikerin“ zu stempeln..
Sie ist halt auch nur ein Mensch.
Meinung meint dazu:,
29. December, 2005
@ 01:20
Auf, auf zum fröhlichen Jagen
Die Deutsche Susanne Osthoff ist zur öffentlichen Person geworden. Gar eine Unperson?
Blick über den Zaun
Osthoff im Wortlaut
Susanne Osthoff gab dem ZDF ein Interview, dessen Wortlaut in voller Länge wiedergegeben wird.
…
blogotronic » dumm ist nur, wer dummes tut meint dazu:,
29. December, 2005
@ 13:46
[…] p.s.: wer mehr (und fundierter) lesen will, findet infos und links zum thema bei herrn scholz (1, 2 und 3) und herrn scholz (via sann�e in den kommentaren). sehr zu empfehlen! […]
sagichdoch? » Chrobog selber Schuld? meint dazu:,
29. December, 2005
@ 14:04
[…] (Und irgendwie krieg‘ ich das garnicht so stark formuliert, dass es satirisch ( -> überzogen) zu dem erscheint, was mit Frau Osthoff gemacht wird. Im Gegenteil, mir scheint, ich komme nichtmal richtig ran an die Realität…) […]
Sven meint dazu:,
29. December, 2005
@ 16:08
an die „Vollidioten“ (Name ist Programm?): anonym vorgetragene Beleidigungen, die offensichtlich aus reiner Troll-Motivation heraus erfolgen wandern in den Orkus. Ritschratsch.
Asatru :: Nornirs Ætt » Blog Archive » Der „Fall Osthoff“ meint dazu:,
29. December, 2005
@ 16:38
[…] Weitere Hintergründe bietet die Wikipedia und einige Weblogartikel und dranhängende Diskussionen. Von Sven um 17:35 [link] […]
B-29 meint dazu:,
29. December, 2005
@ 22:09
http : //www. rclineforum. de/forum/thread.php?threadid=101730…
Entlich spricht jemand mir aus was mich schon lange ankotzt!!
Die Stubenhocker und PillePalle in Malle Touris die noch nie aus ihrer heilen Neckermann Welt herraus gekommen sind scheien wieder nach dem Feuer für die Hexe!! Und unsere auch so machtgeilen Politiker stoßen ins gleiche Horn weils ja Stimmen bringen könnte.
Stellt euch mal vor Fr. Osthoff hätte nach der Entführung der Presse zur Verfügung gestanden wäre erst mal nach Deutschland heim und zur Bild und hätte selber alles geschildert incl. aller Projekte – was würden die Journailie dann schreiben ? – etwa „Heldenhafte Deutsche Archeologin läßt sich von radikalen fundamentalistischen Enführern nicht unterkriegen“ ?
Sven meint dazu:,
29. December, 2005
@ 23:53
ach du Schande, na da sind ja wirklich die Volldurchblicker beisammen *ächz* – BILD gewinnt
Witzig schon fast das ständige Nachplappern der Legende, Frau Osthoff hätte sich „nicht mal bedankt“ (Linksuche 10 sekunden in Google)
Mela meint dazu:,
30. December, 2005
@ 03:22
Am Tisch von – angesichts von Lebensberichten über Margarete Steiff tief bewegten , aber ansonsten kaltschnäuzigen – ältlichen, frauenbewegten Treehuggern, ist die Theorie des „˜das hat sie doch selbst eingefädelt‘ schon längst salonfähig.
Ich durfte ein derartiges Gespräch ungebeten mitbekommen.
Ansonsten wundert es mich bei jedem neuen Entführungsfall, das jeder zwar schon mal vom Stockholmsyndrom gehört hat, aber alle Rummeckern wenn sich Entführte dementsprechend benehmen…
Liisa meint dazu:,
30. December, 2005
@ 20:15
Im Grunde tritt nur wieder mal zutage, daß die Mär von den ach so toleranten Deutschen nur eine Mär ist. Wehe jemand paßt nicht ins übliche Schema oder erfüllt nicht die Erwartungen, dann wird schnell deutlich wie dünn bei vielen der Firniß der Toleranz und der Menschlichkeit ist.
sabine_k meint dazu:,
31. December, 2005
@ 01:17
Ich kann gar nicht sagen, wie wohl Beiträge hier tun, nachdem man diesen Medienmüll im Umgang mit Susanne Osthoff die letzten Tage hat miterleben müssen! War es eigentlich je offensichtlicher, wie da ein Mensch systematisch demontiert werden soll? Aus kaum noch durchschaubaren Interessen ? In diesem Zusammenhang Dank für diverse links, die immerhin zeigen, dass es noch nicht ganz funktioniert !!!
Iris meint dazu:,
31. December, 2005
@ 13:35
Tut gut zu sehen, dass doch nicht alle in der geistigen Umnachtung versunken sind, die sich – ausgehend von den Hetzkampagnen zahlreicher Schmierfinken (nein, Journalisten mag ich die nicht nennen) und politisch Verantwortungsloser – in den letzten Tagen um uns ausgebreitet hat.
Grumpf! meint dazu:,
3. January, 2006
@ 10:49
Die Fehler der Susanne Osthoff
Frau Osthoff hat einen Fehler gemacht: sie hat, bevor sie ihr sicherlich erlittenes Trauma mit Hilfe von Psychologen aufgearbeitet hat, ein Interview gegeben. Und nicht nur das, sie hat es gegeben, ohne sich von Medienberatern schulen zu lassen, wie es…
sagichdoch? » Bund deutscher Juristen stellt Journallie bloß meint dazu:,
3. January, 2006
@ 23:58
[…] Erschreckend dabei ist weniger, dass der „professionelle Journalismus“ zu Gunsten des schnellen Artikels jegliches Handwerkszeug verlernt zu haben scheint und weder den „BDJ“ überprüft hat (mit einer einfachen whois-Abfrage hätte man schonmal gesehen, dass es da keine greifbaren Verantwortlichen gibt, da die Registrierung „by private“ über einen Registrar in Arizona, USA lief und die Website der „Juristen“ selbst auch nicht einmal ein Impressum aufweist.) noch nach den Namen des angeblichen „Strafrichters am Bundesgerichthof“ geschaut hat. Diesen Dilettantismus der „Profis“ bei Presse wie Politik muss man wohl inzwischen als Regelfall hinnehmen, in dem Punkt habe ich schon lange resigniert. […]
Kommentare aus der AMAZONAS-Box meint dazu:,
4. January, 2006
@ 17:05
Nicht Frau Osthoff … (akt.)
Nicht Frau Osthoff ist pervers, sondern die Situation, in der die irakische Bevölkerung lebt. Goedart Palm/Telepolis.
und noch:
Doch ist der Frieden, der
sagichdoch? » Stoiber auch „irr“? meint dazu:,
5. January, 2006
@ 10:35
[…] Wenn Nicht-Medienprofis, noch dazu kurz nach lebensbedrohenden Erfahrungen, vor laufender Kamera Schwierigkeiten in stringenter und eloquenter Formulierung des gesprochenen Wortes zeitigt, ist eine solche Person (bestenfalls!) „irr“. […]
martinm.twoday.net meint dazu:,
7. January, 2006
@ 16:10
Stockholm Syndrom
Unter dem „Stockholm Syndrom“ versteht man ein psychologisches Ph
Iris meint dazu:,
8. January, 2006
@ 19:52
Hi Sven, hier ist noch ein Link, der vielleicht einigen mal bewusst macht, wie gefährlich die Kost aus der Medien-Gerüchteküche für Frau Osthoff ist:
http: //www.netzeitung.de/vermischtes/376500.html
Sven meint dazu:,
8. January, 2006
@ 22:01
Oh, danke, die letzten beiden Absätze sind sehr interessant. Und natürlich ein Armutszeugnis für die Medien, aber auch für gewisse Polit-Kreise, die diesen BND-Kram stützen.
Ivi meint dazu:,
9. January, 2006
@ 05:15
Hmmm… also wenn man das alles hier so Liest und die Nachrichten Verfolgt.
Frau Osthoff hat es ja anscheinend geschafft das alles und fast jeder über sie Redet Mir tuhen einfach nur die Menschen leid die Ihr helfen wollten und auf die Straße gegangen sind, hat sich schon mal jemand gefragt ob diese Menschen das noch mal Machen würden für entführte Mitbürger??? nach dem was jetzt alles gelaufen ist mit Frau Osthoff !?! .
Iris meint dazu:,
9. January, 2006
@ 07:11
„Frau Osthoff hat es ja anscheinend geschafft das alles und fast jeder über sie Redet“
Ja klar, Frau Osthoff hat natürlich bloß deswegen jahrelang im derzeit wohl gefährlichsten Kriegsgebiet gearbeitet, sich da entführen, wochenlang unter entwürdigenden Bedingungen und Todesangst gefangenhalten, anschließend von der Journaille durch den Dreck ziehen und sich zur Krönung auch noch als BND-Spitzel denunzieren lassen, nur damit hier jeder über sie redet. Geht’s noch? Ich glaub‘, Du bist hier falsch. Das hier ist nicht „˜Deutschland Sucht Den Superstar‘ oder irgend so „˜ne Nachmittags-Talkshow, wo irgendwelche mediengeilen Typen sich als Volldeppen präsentieren, nur damit se mal ins Fernsehen kommen. Hier geht es um ein echtes Leben.
Sven meint dazu:,
9. January, 2006
@ 08:35
Mir tun diese Menschen, die auf die Straße gingen, auch Leid: weil auch ihr Engagement durch verschiedene Medien und Politikeraktionen in den Dreck gezogen wurden, wie schon Frau Osthoffs Engagement selbst auch. Und ich frage mich auch, ob beim „nächsten Mal“ diese Menschen sich nochmal trauen, entgegen jeglicher Gefahr, durch Medien und Stammtisch-Politiker als blöde hingestellt zu werden, auf der Straße öffentlich Position zu beziehen und Solidarität zu zeigen (Ich weiß nicht, Iris, ob Ivi die Schelte so verdient hat, denn den Kommentar kann man auch in diese Richtung verstehen – auch wenn die Formulierung, dass „Frau Osthoff das geschafft“ habe (die natürlich garnichts „geschafft“ hat, denn ihr waren im wahrsten Wortsinne die Hände gebunden), und nicht etwa die Medien, die so lauthals und spekulativ „berichteten“, etwas unglücklich die Verantwortungen in eine falsche Richtung zu verweisen scheint Wäre schön, Ivi, wenn du das nochmal klären könntest, wie das gemeint war).
Wenn sie das aber nicht mehr tun, teils aus Resignation, teils, weil sie auf öffentliche Demontagekampagnen reingefallen sind und diesen „glauben“, dann ist es in diesem Land wieder erfolgreich ein paar Grad kälter geworden als es eh schon ist.
Solidarität gegenüber Menschen (mit all ihren „guten“ und „schlechten“ Eigenschaften) ist in dieser Gesellschaft, die andere Menschen nur mehr nach stereotyp-pauschalen Klischee- und Rollenmaßstäben be- oder gar verurteilt, die sie aus Soap-Operas gelernt haben, nicht mehr opportun. Die Tendenz geht wohl hin zu einer Eiszeit
silke meint dazu:,
9. January, 2006
@ 10:36
Heute abend 9.1.05 in der ARD bei Beckmann 22:45 gibt es ein 75min Interview mit Susann Osthoff (http://www.daserste.de/beckmann/)
Übrigens wie schnell Medien die Seite wechseln hat die Bild-Zeitung gestern abend wieder vorgeführt. Erst in der Online-Ausgabe eine Schlagzeile der Art: Osthoff für TV-Interview in Deutschland und wann sieht sie endlich ihre Tochter. War nur kurze Zeit online, dann kam Mutter und Tochter fallen sich um den Hals…
Leider unterscheiden sich die so genannten seriösen Zeitungen nicht mehr von der Bild-Zeitung.
Eine weitere sehr interessante Seite sind die Zerrbilder bei R-Archiv (www.r-archiv.de, einfach die Suche benutzen). Dort wird die merkwürdige Rolle von AA und BND sowie den Indiskretionen von den gerne in der Presse mit „aus Sicherkeitskreisen“ titulierten Personen beleuchtet.
silke meint dazu:,
9. January, 2006
@ 10:53
Upps, bei meinem Beitrag ist Frau Osthoff ein e abhanden gekommen, Susanne Osthoff muß es natürlich heissen
Sven meint dazu:,
9. January, 2006
@ 11:49
Wenn Frau Osthoff in der Netzeitung so zitiert wird:
Dann mag es sogar aus Sicht des BND so sein, dass sie „für diesen tätig“ war – aber das hätte man ihr dann vielleicht auch besser gesagt. Ich denke, dass sie dann sehr viel weniger „Hinweise“ gegeben hätte, weshalb man ihr imo wahrscheinlich wohl eben deshalb lieber nicht gesagt hat, wer ihr da Informationen aus’m Kreuz leiert. Frau Osthoffs Gefühl, „Benutzt und weggeworfen“ geworden zu sein ist unter diesen Umständen nur nochmehr nachvollziehbar.
Dass sie jetzt in die (Medien)Offensive geht und das Ganze so, dass sie den Medien in deren „Bedürfnissen“ spielregeltechnisch entgegenkommt und damit die Medien keinen „Grund“ (perverserweise genug) mehr sehen „müssen“, sie in die Pfanne zu hauen, sondern im Gegenteil ihr als „Ausgleich“ Gelegenheit bieten, ihre Sicht und ihre Themen (auch) anzubringen, dürfte so manchen Sesselpupser hinter irgendwelchen Schreibtischen ins Schwitzen bringen, denke ich mal – die Medien sind Huren, wenn Sesselpupser auf deren Loyalität ihnen gegenüber gehofft haben, dürfte das eine trügerische Hoffnung sein, wenn Frau Osthoff die Medien nun doch noch mit Personality, Gefühl und „menscheln“ bedient.
ivi meint dazu:,
9. January, 2006
@ 11:59
Ich meinte damit das Frau Osthoff bereits laut Medien schon einmal ins visier der Entfüher genommen worden wahr und man sie gewarnt hatte. Ich kritiesire Ihre Arbeit nicht um gottes willen kann ich garnicht!!!, nur Verstehen das man trotz warnung das mich jemand entführen will oder oder oder, immer noch in diesem Land bleibt kann ich nicht verstehen.
Ich für meinen Teil kann nur sagen das ich hoffe das mir und anderen
Menschen das nicht Passiert den beim nächstem Mal könnte es sein das überhapt kein Mensch mehr etwas tut,man kann jetzt den Menschen die auf die Straße gegangen sind einfach nur dankbar sein das sie es gemacht haben,das es überhaupt in der heutigen geselschaft noch so etwas wie Herz gibt.
Kritik am deutschen Krisenmanagement
Die Archäologin kritisierte, dass der deutsche Krisenstab nicht frühzeitig einen Mittelsmann bestellt habe. Trotzdem bedankte sie sich ausdrücklich beim Krisenstab und allen, die zur Beendigung der Geiselnahme beigetragen haben. „Ich bin jedem dankbar, der sich für mich engagiert hat und für mich seine Zeit geopfert hat. Ich konnte nicht wissen, dass in den Kirchen Kerzen für mich angezündet worden sind. Ich musste schauen, dass ich überlebe und körperlich durchhalte. Aber ich bin eine Kämpferin.“
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5118670_REF1,00.html
Iris meint dazu:,
9. January, 2006
@ 13:36
„nur Verstehen das man trotz warnung das mich jemand entführen will oder oder oder, immer noch in diesem Land bleibt kann ich nicht verstehen.“
Ich schon. Erstens hat sie inzwischen viele Freunde da, die auf ihre Hilfe angewiesen sind …deren Leben u.U. auch von ihrer Hilfe abhängt. Könntest Du Deine Freunde einfach so im Stich lassen, wenn man Dir sagt, Du wärst in Gefahr? Verdammt noch mal, da herrscht Krieg! Alle Menschen sind da in Gefahr. Außerdem sind nun mal die Kulturschätze, die sie den Menschen dieses Landes erhalten will, da. Vielleicht mag diese Arbeit vielen Kulturbanausen hier (die in darin höchstens luxuriösen Vitrinenschmuck sehen, mit deren Besitz sie sich in ihren Kreisen brüsten können) nicht wichtig genug erscheinen. Doch diese Kulturschätze sind Zeugen der arabischen Geschichte. Man beraubt diese Menschen also ihrer Geschichte, wenn man sie ihnen wegnimmt und verschachert. Ich denke, für eine wirklich engagierte Archäologin, als die Susanne Osthoff von ihren Berufskollegen beschrieben wurde, war das Grund genug, sich der Gefahr zu stellen.
Im übrigen arbeiten auch nach wie vor viele europäische Reporter und Diplomaten im Irak, obwohl sie da permanent in Lebensgefahr schweben (so wie jeder andere auch in einem Kriegsgebiet). Und ich denke, auch die sind sich der Gefahr bewusst. Sind die in Deinen Augen alle leichtsinnig? Oder würdest Du für sie auch jetzt noch auf die Straße gehen und für ihre Freilassung eintreten, wenn einer von ihnen entführt würde?
ivi meint dazu:,
9. January, 2006
@ 14:01
„Doch diese Kulturschätze sind Zeugen der arabischen Geschichte“
Stimmt das is auch wichtiger als Menschenleben
Man sollte vielleicht erst mal daran denken den Krieg dort zu beenden anstand an Kultuschätze zu denken, sorry aber die leute haben nichts von Kultuschätzen wenn se nicht mehr am Leben sind.
Iris meint dazu:,
9. January, 2006
@ 14:40
„Man sollte vielleicht erst mal daran denken den Krieg dort zu beenden anstand an Kultuschätze zu denken“
Das tun die, die das Zeug im Auftrag DEUTSCHER Käufer da rausschleppen aber auch nicht. Die warten nicht …denn da ist viel Geld zu holen. Und Geld ist für viele eben wichtiger als Menschenleben. Darum ist da ja überhaupt Krieg.
Im übrigen sehe ich das auch nicht so, dass Susanne Osthoff ihre Arbeit wichtiger ist als Menschenleben. Immerhin war sie lt. Aussagen einiger ihrer Mitstreiter eine der wenigen, die dringend benötigte Medikamente in die Kampfgebiete gebracht hat. Darum hab‘ ich auch in meinem Beitrag von eben zuerst die Menschen angeführt, denen sie sich verpflichtet fühlt und erst an zweiter Stelle ihre Arbeit (die aber nun mal der Grund ist, warum sie überhaupt in den Irak ging).
Sven meint dazu:,
9. January, 2006
@ 15:18
Wieso muss man alles gegeneinander in einen „entweder – oder“-Zusammenhang setzen? Kulturschätze, Geschichte usw. sind „wichtig“, denn sie stiften Identitäten und sorgen für Selbstvertrauen – aber sind langfristige „Werte“. Menschenleben, akut gefährdet, sind eine kurzfristige Angelegenheit. Beide sind IMO gleich „wertig“, aber so weit weg von einander, dass man sie nicht als Gegensatzpaar „entweder Kultur oder Menschenleben“ aufstellen darf. Das sind schon keine Birnen und Äpfel mehr, so unterschiedliche Aspekte weisen diese zwei Themenbereiche auf.
Ich würde mir wünschen, dass langsam mal Dinge, die eigenständig in ihren Werten und Aspekten sind, auch in ihrer Eigenständigkeit belassen würden und nicht nach augustinischem „unum verum“-Prinzip gegeneinander gestellt werden, um eines davon verwerfen zu können/müssen. „Wichtiger“? Das ist ein wertender Vergleich, der voraussetzt, dass man auch vergleichbares nebeneinander stellt. Dinge, die sich strukturell wie Werte-inhaltlich nicht ähnlich sind in einen solchen Vergleich zu zwingen tut letztlich beiden Themen Unrecht.
Zur Frage des „Verständnisses“: natürlich kannst du das nicht „verstehen“ – ich auch nicht. Aber nicht etwa, weil „es“ unverständlich ist, sondern weil wir andere Personen, mit anderen Lebensmittelpunkten und anderen Entwicklungen sind.
Aber nachvollziehen kann ich es ansatzweise. Wenn ich mir z.B. vorstelle, dass es hier „menschlich“ immer ungemütlicher wird, Freiheiten eingeschränkt werden, Tendenzen zum Überwachungsstaat hinführen usw., so dass ich mir überlege, ob ich hier wirklich bleiben will – und mich dennoch dafür entscheide, weil ich mich hier verantwortlich fühle, gegenüber Freunden und Familie (und nun komm mir keiner mit „Frau Osthoffs Familie ist doch in Deutschland“ – das ist sie im „Gefühlssinne“ offensichtlich ja nicht, und nur um diese Ebene geht es nunmal in einer solchen Frage), da haue ich nicht einfach ab, nur weil es „ungemütlich“ wird.
Die „Vollkaskomentalität“, die mancher Politiker Frau Osthoff zuschrieb, nur weil sie es sich offenhält wieder dorthin zu gehen, wo sie ihre Verantwortung fühlt und ihren Lebensmittelpunk und berufliche Aufgabe sieht (denn dass sie das in absehbarer Zeit täte hat sie nie gesagt!) sehe ich eher bei denen, denen jedes Risiko als Grund oder Vorwand dient, Engagement zu verweigern oder abzubrechen.
Und ich bin heilfroh (und die „Welt“ kann dies auch sein) dass diese Einstellung nicht bei jedem zu finden ist. Denn sonst gäbe es niemanden, der/die sich fürs Rote Kreuz/Halbmond, für THW, für UNESCO und für all die vielen anderen Hilfsprojekte in Gefahr begäbe und Hilfe leistete, und z.B. Minen räumt, Hilfsgüter transportiert, medizinische Hilfe leistet, aber eben auch dafür sorgt, dass nach Beendigung einer Krise noch etwas da ist, auf das das Land und die Menschen dann kulturell aufbauen können (von wegen „wichtiger“), ob in Sri Lanka (wo seit Jahrzehnten Bürgerkrieg herrscht), im Sudan, in Äthiopien, Kambodscha, Neu Guinea, Afghanistan oder sonstwo. Die Zustände in anderen Krisengebieten sind da u.U. keinen Deut anders, vielleicht sogar auch mal schlechter, nur weil nicht so intensiv berichtet wird wie über den Irak. Und/Aber auch im Irak gibt es „Alltag“, und der (und eine „Gewöhnung“ an Zustände und Situationen) ist ausschlaggebend für das „Sicherheitsempfinden“ von jemandem dort, und nicht etwa das, was in einem fernen Land Schlagzeilen über ein anderes Land macht.
Nach Schlagzeilen zu urteilen (und nach dem Wunsch mancher „Sicherheitspolitiker“ sollte das auch „endlich“ so sein) müsste man sich hier vor allem in Großstädten ja auch wahnsinnig „bedroht“ fühlen, speziell z.B. wenn man U-Bahn fahren will oder muss („Wie kann man nur“) – in London wartet an jeder Ecke ein Islamist mit „˜ner Bombe um den Bauch und wer mit dem Auto nach Paris fährt muss sich nicht wundern, wenn es Wärmeentsorgt wird? Oder denk‘ an die 70-er Jahre in der „BRD“, da musste man Angst haben, von der RAF erschossen oder zerbombt zu werden? Wer in dieser Zeit in Bonn oder Frankfurt wohnen blieb handelte unverantwortlich? Manch einer, der Berichterstattung aus dieser Zeit im Ausland verfolgte könnte durchaus dieser Meinung gewesen sein, denn da herrschen ja bürgerkriegsähnliche Zustände, Angst und Schrecken…
Nein, niemand kann etwas/ eine Situation „verstehen“ ohne einen entsprechenden Erfahrungshintergrund und ohne (jahrelang) gemachte konkrete Erfahrung einer Situation. Man ist angewiesen auf Wahrnehmung aus zweiter oder gar dritter Hand, und Wahrnehmung ist immer subjektiv und von Motivationen durchfärbt. Ob man will oder nicht.
Ein wenig Skepsis in das Bild, das wir uns von einem Bild das auf einer einer Beschreibung einer Wahrnehmung nochmals anderer, dritter oder vierter basiert, machen, wie sie uns die Medien liefern, ist da durchaus angebracht. Das, was Frau Osthoff mir als Bild zeichnet ist auch „nur“ ihre subjektive Wahrnehmung, diese aber basiert wenigstens auf eine direkte und jahrelange Erfahrung. Ich bin geneigt, dieses Bild als näher an einer konkreten Realität anzuerkennen als das, was mir ein Reporter aus Kairo (was vom Irak genausoweit weg ist wie ich) auf Grund eines Telefonats mit einem ausländichen Diplomaten in der grünen Zone Bagdads zeichnet oder eines von einem Reporter, der zwar vor Ort ist, aber nur für einen Kurztrip von ein-zwei Wochen, womöglich noch eskortiert und abgeschirmt vom „echten Leben“ dort und vorher in Brasilien über den Samba berichtete und nachher von den Monsunüberschwemmungen in Indien berichtet…
Iris meint dazu:,
9. January, 2006
@ 15:42
„˜Kulturschätze, Geschichte usw. sind „wichtig“‚
Das sehe ich auch so. Sie sind imo für die Menschheit von unbezahlbarem Wert. Ich hoffe, das kam in meinem Beitrag auch zum Ausdruck.
Doch ich wollte auch Ivi verständlich machen, dass Susanne Osthoff in meinen Augen Menschenleben nicht gleichgültig sind, weil sie sich für den Schutz dieser Kulturschätze einsetzt (und das in einer Lage, in der sich die Iraker allein nicht gegen diesen skrupellosen Kulturraub wehren können).
Sven meint dazu:,
9. January, 2006
@ 16:30
Ich will nicht versäumen, mich bei Ivi für die weiteren Erläuterungen zu bedanken – ich kann mir vorstellen, dass es nicht leicht ist, in einer so offensichtlich festen Meinungsstruktur wie hier (wobei ich mir durchaus einbilde, mir diese Meinung mit guten Argumenten erst erarbeitet und dann gefestigt zu haben ) eine von dieser ein wenig „abzuweichende“ zu vertreten. Ich hoffe, dass die Gegenargumente auch als Argumentation an der Sache ankamen und nicht als „Angriff“ auf die Person.
ivi meint dazu:,
10. January, 2006
@ 04:28
nein Sven ich habe diese nicht als Angriff auf meine Person gesehen, ich denke jeder hat eine andere Meinung und wie du schon sagtest eine andere Wahrnehmung.
silke meint dazu:,
10. January, 2006
@ 20:29
Ein wie ich finde sehr schöner Artikel zur Medienberichterstattung ist im Tagespiegel erschienen.
Jeder ist eine Geisel: http://archiv.tagesspiegel.de/archiv/11.01.2006/2283285.asp
MeOnly Weblog – Gespinst einer Netzbewohnerin meint dazu:,
11. January, 2006
@ 05:36
Geschichtenerzähler
Gern gelesen habe ich diesen erfrischend ehrlichen Artikel, über das Medienspektakel um Susanne Osthoff und seine gesellschaftlichen Ursachen: Jeder ist eine Geisel* , geschrieben von Harald Martenstein für den Tagesspiegel. Aufgelesen in einem…
silke meint dazu:,
13. January, 2006
@ 12:33
Bisher nur bei der LinksZeitung zu lesen:
Zuschauer schlägt Susanne Osthoff für Grimme-Preis vor
http://linkszeitung.de/content/view/6842/55/
Demnach hat ein Mitarbeiter des Tagesspiegel den Vorschlag für die Interviews beim ZDF und Beckmann eingereicht.
Als Begründung seht dort zu lesen:
„Begründet wurde der Vorschlag dem Bericht zufolge damit, dass Osthoff bei den Fernseh-Auftritten den «typischen festgefügten Projektionen, die sich Medien von Menschen und Geschehen machen, eindrucksvoll entzogen» und den Respekt eingefordert habe, den die Medienschaffenden vor ihren Objekten und ihrer Umwelt «längst verloren hätten». Zudem habe sie die Erwartungshaltung der öffentlichen Meinung «beispielhaft unterlaufen und damit gezeigt, worin Freiheit wirklich besteht: im Verzicht auf Beifall und Zustimmung anderer». Osthoff habe die Öffentlichkeit polarisiert und zum Nachdenken gebracht «wie kein zweiter TV-Akteur im Nominierungszeitraum».“