Irgendwie kam ich in den letzten Jahren ja nie dazu, diesen Fragebogen durchzugehen, weiß auch nicht, Jahreswechsel sind bei mir traditionsgemäß meist eine hektische Zeit und wenn es dann irgendwann wieder etwas ruhiger ist, ist es meist schon so spät im neuen Jahr, dass mir so ein Rückblick nicht mehr passend erschien. Jens macht das schon 10 Jahre lang regelmäßig und genauso regelmäßig fange ich ebenfalls an, diesen Blogartikel zu schreiben, der dann irgendwann halbfertig in den Entwürfen rumlungert, bis ich ihn dann irgendwann im März oder April lösche. Mal sehen, wie weit ich diesmal komme…
Zugenommen oder abgenommen?
Irgendwas um die 72 Kilo müsste ich haben. Ich glaub ich hab ein bisschen abgenommen, nachdem ich in den letzten Jahren allgemein eher zugenommen hatte. Aber ich wiege mich auch nur vielleicht einmal in 2 Jahren, weshalb ich das immer nur an den seltsamen Veränderungen in der Bundweite hauptsächlich meiner Lederhose abschätzen kann. Nachdem die vorletztes Jahr so stark eingegangen war, dass ich sie nicht einmal mehr zu bekam bzw. sie sogar beim Anziehen kaum über den Oberschenkel zu ziehen war, hat sie sich dieses Jahr dazu entschieden, wieder ein wenig größer zu werden, so dass ich das Teil sogar wieder anziehen kann. Leder ist ja schon ein seltsames Material…
Haare länger oder kürzer?
Tendenziell kürzer, und ich fürchte, ich kanns nicht mehr aufhalten. Ich hatte Ende der 80ger bis Anfang der 90ger versucht, irgendwas, was man als „Frisur“ bezeichnen könnte mit meinen Haaren anzustellen und gab dann vor 20 Jahren auf, weil mit meinen superdünnen Haaren einfach nichts funktionierte, was nicht Tonnen von Haarspray oder Gel oder ähnliches benötigt, um wenigstens so ein bisschen „Form“ reinzubekommen. Jedenfalls nichts, was mir gefallen hätte. Seitdem hab ich die Haare so, wie ich sie habe. Aber seit einiger Zeit stelle ich mit etwas Sorge fest, dass ich sie nicht mehr wirklich schneiden muss. Klar, Spitzen, bei langen Haaren muss man das schon immer mal, wegen Spliss und so. Aber wenn ich noch vor 5 Jahren bei der Gelegenheit volle 10cm unbesorgt wegschnippeln konnte, sind es inzwischen tatsächlich nur noch die Spitzen, und ich habe das Gefühl, selbst diese 1-2cm weniger bleiben dann auch weniger. Dieses „Wenn ich sie ein ganzes Jahr lang nicht schneide gehen sie bis zum Hosenbund“ jedenfalls kann ich inzwischen komplett vergessen. Weiter als über die Schulterblätter kommen sie einfach nicht mehr.
Kurzsichtiger oder weitsichtiger?
Ich habe dieses Jahr mal ausprobiert, ob ich nicht mit diesen schönen neuen Kontaktlinsen, die so weich sind, dass man sogar Computerarbeit damit machen kann, zurecht komme. Und habe festgestellt, dass ich dann eine Lesebrille bräuchte. Ist mir gar nicht so aufgefallen, wie oft ich offenbar unter oder über der Brille vorbei schaue, wenn ich wo draufsehe, das näher als 30cm entfernt von den Augen ist und irgendwie „klein“ – sei es Schrift oder ein Smartphone-Screen. Oder der Kontrollmonitor der Kamera nach einer Aufnahme. Mit Linsen geht das natürlich nicht. So schön das ist, draußen rumzurennen ohne Verkleinerungseffekt und Verzerrungen, so unangenehm ist es, sobald man Dinge tut. Mit den Händen. Mal sehen, vielleicht hol ich mir Tageslinsen für Urlaube, wenn ich irgendwo draußen rumrenne oder so. Aber für Alltag lass ichs. Achso, die Frage: die Kurzsichtigkeit lässt nach um den Faktor, wie die Weitsichtigkeit zunimmt.
Mehr bewegt oder weniger?
Das kommt drauf an. Bewegt hab ich an vielen Stellen einiges, das meiste freilich nicht alleine, einiges auch „nur“ so ein bisschen „dabei“, wie Zeit und Kräfte es erlaubten, aber es kommt schon was zusammen. Auch durchaus mehr als in manchen Jahren zuvor. Ich hoffe, dass ein paar dieser Dinge sich auch weiterbewegen und irgendwo hin, wo sie sichtbar werden und bleiben und wirken. Mal sehen. Ich habe da ein paar „Langzeitprojekte“, zuallererst natürlich meine Band Singvøgel, mit denen ich dieses Jahr ein neues Album aufgenommen habe für das derzeit noch bis Mitte Februar ein Crowdfunding läuft (Und wenn ihr da mitmachen würdet würdet ihr mich sehr glücklich machen).
Dann bin ich irgendwie in den Verwaltungsrat der GEMA-Alternative C3S gerutscht, wofür ich viel weniger Zeit aufbringe als ich müsste und wollte, und irgendwie und überhaupt hab ich ein bisschen das Gefühl, viel zu machen, aber dabei zu wenig zu bewegen, weil sich die Kraft auf viele Baustellen so aufteilt, dass es für die jeweils einzelnen einfach nie genug ist.
Was aber täuschen kann, weil vieles, was ich versuche zu bewegen halt so langfristige Sachen sind, dass man das Resultat der Anstrengungen erst viel später sehen können wird. Hoffe ich wenigstens. Dass das so ist und dass mans irgendwann sehen wird…
Nachtrag: Hahaha, OK, die Frage hab ich ja phänomenal missverstanden, da war wohl tatsächlich „bewegen“ im Sinne von Sport o.ä. gemeint, und ich sülze stattdessen hier rum – um die Frage also in diesem Sinne zu beantworten: ich spiele Schlagzeug und diverses Trommelgedöns, ich denke, ich bewege mich damit mehr als der durchschnittliche Couchpotato, und solang ich eine halbe Stunde lang Powerdrumming durchhalte bevor ich mal zur Erholung einen etwas ruhigeren Song in der Setlist brauche, ist das wohl auch erstmal OK. Bissl was sollte ich aber die nächsten Jahre wohl draufpacken, damit das so bleibt… 🙂
Mehr ausgegeben oder weniger?
Komische Frage. Ich glaube weder noch. Tendenziell sogar eher weniger, weil die Fixkosten stetig steigen, ohne dass die Einkünfte nachziehen. Somit ist das wohl auch weniger eine Frage des Wollens sondern des Könnens.
Der hirnrissigste Plan?
Keine Ahnung. Ich plane nicht mehr viel, weil in den letzten 30 Jahren alles, was ich geplant habe am Ende eh anders gekommen ist. Also wenn es um langfristige Dinge geht. Und im Sinne von „Bis dahin das, dann dieses, und dann das“. Ich habe Ziele, und die verfolge ich auch und versuche Dinge zu tun, von denen ich hoffe, dass sie zur Verwirklichung dieser Ziele beitragen. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Dinge, die ich tue am ehesten zu Ergebnissen führen, wenn ich nicht allzu sehr darüber nachdenke, im Sinne einer „Planung“. Ich liebe es, Dinge so zu tun, dass sie als „Synchronizität“ irgendwann Wirkung entfalten – heißt, ich tue Dinge, von denen ich nicht weiß, wie sie wirken und auf welche Weise sie andere Dinge ermöglichen und zu Ergebnissen führen – ich mach einfach und lass es auf die Welt los. Und freue mich dann, wenn sie, längst vergessen, plötzlich mit Gefolge und ausgewachsen irgendwann mal wieder durch eine Tür reinkommen und aus einer Richtung, die ich nicht erwartet hätte, hätte ich versucht, mir darüber einen Kopf zu machen. Funktioniert am besten dann, je weniger „Planung“ ich in sowas reinstecke.
Insoweit kann ich wohl sagen: hirnrissiges hab ich dieses Jahr nicht geplant. Nicht, weil ich nichts hirnrissiges täte (das tu ich durchaus immer mal), sondern eben, weil ich einfach nichts so konkret plane, um eine Antwort auf diese Frage haben zu können….
Die gefährlichste Unternehmung?
Ich weiß nicht. Was heißt schon „gefährlich“? Ich fahr viel mit dem Auto durch die Gegend. Aber ich mach keine Extremsportarten oder sowas. Nicht, dass ich nicht wirklich mal einen Fallschirmsprung machen wollte oder so, tät ich schon gern mal. Hab ich aber keine Zeit zu. Und auch tendenziell nicht die Kohle, weil ich die meist für anderes, „wichtigeres“ brauche. Und je nachdem würde ich vielleicht sowas eh auch als weniger „gefährlich“ erachten als mich täglich mit den vielen unaufmerksamen Leuten im täglichen Straßenverkehr abzumühen.
Der beste Sex?
Ja, den hab ich, danke der Nachfrage. Mit weniger als dem besten geb ich mich nicht zufrieden.
Die teuerste Anschaffung?
Meine Kamera. Ich hab mir eine Nikon D800 geleistet. War finanziell ein Wagnis, auch weil ich mir nicht 100% sicher war, ob ich mich am Ende nicht ärgere, weil der Unterschied zur D90, die ich bislang hatte, sich vielleicht doch als weniger groß herausgestellt hätte, als ich erhoffte, nach dem Motto „Schade ums viele Geld“ – ich meine, ich bin kein „Profi“, fotografieren ist das, was ich tatsächlich als „Hobby“ bezeichnen würde, und so viel Geld für „nur“ ein Hobby auszugeben, das gebe ich zu, hat mich schon einige Nächte Schlaf gekostet. Aber das Gegenteil war der Fall, ich will das Teil nicht mehr hergeben. Ich habe das erste Mal im Leben das Gefühl, etwas zu haben, das wirklich wirklich und zu 100% meinen Ansprüchen und Bedürfnissen entspricht. Ohne Schielen auf das „Nächste“, „Bessere“ oder ähnliches. Es ist einfach endlich mal kein Kompromiss mehr.
Das leckerste Essen?
Boah, was für eine Frage – keine Ahnung. Ich esse gern und auch gern gut und genieße gutes Essen sehr, wenn ich die Gelegenheit dazu habe. Und habe auch in diesem Jahr einige Sachen gegessen, selbst gekocht oder gekocht bekommen, die wirklich lecker waren. Aber das ist für den Moment. Also nichts, woran ich mich im Sinne von „Hach, weißt du noch, dann und dann, der Lammbraten?“ noch Monate oder gar Jahre dran erinnere. Ich glaube, ich hab da einfach andere Prioritäten, was langfristige „Erinnerung“ betrifft…
Das beeindruckenste Buch?
Ich habe dieses Jahr nicht ein einziges Buch gelesen. Erwähnte ich, dass ich zu viel Zeug mache? Ich hatte einfach keine Zeit.
Der ergreifendste Film?
Wie immer war ich auch in diesem Jahr in einem Zehntel der Filme im Kino, in die ich eigentlich rein wollte. Was ärgerlich ist, weil ich gern Filme schaue. Aber zum Glück hab ich seit letztem Jahr einen Fernseher, auf dem man auch „große“ Filme super ansehen kann, so dass ich ein paar der Filme, die ich in den letzten Jahren verpasst habe, nachholen konnte. Ich liebe „große“ Filme, Science Fiction, Effekte, große Bilder, pompöse Filmmusik, Pathos, aber ich lasse mich regelmäßig von Filmen enttäuschen, die glauben, sie bräuchten keine Charaktere oder Story (eine Story darf wegen mir gern“unlogisch“ sein, Plotholes haben oder sonstwas, aber es sollte halt zumindest eine da sein) sondern Effekte und Krach-Bumm alleine reichen. Entsprechend dünn ist da die Auswahl inzwischen, ich finde das sehr schade, dass ausgerechnet die sogenannten „Blockbuster“ da mindestens zur Hälfte inzwischen nicht über „mehr so mittel“ rauskommen. Da wird so viel Geld ausgegeben um tolle Effekte und Bilder zu kreieren und dann wird am Characterbuilding, der Story und den Dialogen gespart.
OK, um auf die Frage zurückzukommen – ich fand „Cloud Atlas“ sehr schön, den habe ich dieses Jahr endlich nachgeholt bekommen. Wenns um einen Film aus diesem Jahr gehen soll: was „ergreifendes“ war da für mich nicht dabei. Mir hat der „Star Trek“ gefallen (aber nur in 3D), „Thor“ war ganz nett, das Dr.Who-Special im 3D-Kino – wie gesagt, ich mag Popcorn-Kino. Aber „ergreifend“ ist ja was anderes. Ich denke, in dieser Kategorie landen keine Filme dieses Jahres (jedenfalls keine von denen, die ich dieses Jahr auch wirklich gesehen habe). Drum bleibe ich wohl bei „Cloud Atlas“, weil ich den eben dieses Jahr das erste Mal geguckt hab.
Die beste CD?
Auch wenn ich digitale Alben in diese Kategorie mit reinrechne muss ich sagen, dass mir dieses Jahr nichts absolut herausragendes begegnet ist. Ich hab ein paar Soundtracks gekauft, die ich auch prima finde (sonst hätte ich sie ja nicht gekauft) und auch ein-zwei Rock-Alben. Hmmm… Wenn ich jetzt sage, David Bowies „The Next Day“, bin ich dann ein alter Sack?
Mit Musik ist das eh ein bisschen schwierig, alldieweil ich ja selbst welche mache und das deshalb auch einen großen Teil meiner Aufmerksamkeit für dieses Thema einnimmt. Was natürlich nicht heißt, dass ich Musik anderer Leute nicht höre (oder sie mich nicht interessierte, im Gegenteil), aber durch die eigene persönliche Priorität und ständigen Zeitmangel ist das halt schon schwierig, manchmal. Ich habe mit meiner Band ja dieses Jahr mit der JETZT, die wir 2012 aufnahmen, selbst auch eine CD rausgebracht, und natürlich, weils das eigene Baby ist, ist die für mich die beste CD dieses Jahres. So wie die neue, gerade im Entstehen begriffene WESTWIND natürlich die beste CD aus 2014 werden wird. Für mich. Aber irgendwie habe ich Hemmungen, das einfach so platt heraus zu sagen. Kommt mir einfach so unbescheiden vor.
Was freilich blöd ist, weil sich das nicht verträgt mit der Notwendigkeit, zu klappern für seinen Kram. Ich mein: ich bin absolut überzeugt von dem, was ich – was wir – da tun. Warum fällt mir das dann so schwer, das auch entsprechend groß rauszustellen?
Das schönste Konzert?
Ich war dieses Jahr auf keinem Konzert. Also als Zuschauer. Nur als Protagonist. Da fand ich den Gig in Österreich am schönsten, obwohl der so unplugged war wie es unpluggeder kaum geht (kleine Batterieverstärker für die E-Bässe und für Karan ein noch kleinerer Batterie-Amp für den Gesang, weil open air) – viele richtig tolle Leute kennen gelernt und auch einfach die Erfahrung, dass man sogar ohne Stromanschluss richtig Stimmung machen kann.
Die meiste Zeit verbracht mit…?
Zeug. Viel Zeug. Hauptband, Zweitband, C3S, Job, Musikpiraten e.V. und tausend kleine Alltagsdinge dazwischen, darunter und darüber. Grundsätzlich OK, aber wenn diese Dinge teilweise gleichzeitig anstehen wirds echt anstrengend, und wenn so eine Mehrbelastungsphase länger am Stück andauert geht auch mir irgendwann mal die Puste aus. Dieses Jahr noch nicht.
Aber für 2014 muss ich aufpassen, glaube ich, und versuchen, die Dinge etwas besser hintereinander organisiert zu bekommen anstatt über- und untereinander und gleichzeitig. Vor allem, wenn ich ständig das Gefühl habe, dass wegen eines Themas andere dieser Punkte zu leiden haben und ich für diese dann nicht genug mache bzw. machen kann. Ganz abgesehen davon, dass ich mich vor lauter lauter überhaupt nicht um mich selber kümmere. Hab nur noch keinen Schimmer, wie ich das anstellen soll, da was dran zu ändern.
Die schönste Zeit verbracht damit…?
Auf jeden Fall die zwei Wochen auf Rømø, wo wir unser neues Album aufnahmen. Ich will nie mehr anders aufnehmen. Das war einfach so großartig wunderschön. Weil eben außer dem, was wir da taten nichts anderes möglich war und ich mich deshalb ausschließlich und nur darauf konzentrieren konnte. Das hatte ich dieses Jahr viel zu selten.
Vorherrschendes Gefühl 2013?
Vier Marathons gleichzeitig laufen ohne zu wissen, wann oder ob man endlich mal wenigstens einem der Ziele näher kommt.
2013 zum ersten Mal getan?
Eine Genossenschaft mitgegründet.
2013 nach langer Zeit wieder getan?
Da fällt mir leider nichts ein. Was mir nicht gefällt.
3 Dinge, auf die ich gut hätte verzichten mögen?
1.: Steuererklärung. Ich hab da wirklich Probleme mit. Das macht mir physische Schmerzen, nur dran zu denken.
2.: Ständig wegen Kleinkram das Auto in die Werkstatt zu bringen, um es danach gleich nochmal reinzubringen, weil nur die Hälfte der Probleme gelöst wurden. Ich hasse es, Dinge nochmal tun zu müssen, die ich eigentlich als erledigt abgehakt habe.
3.: Mir ernsthafte Sorgen um liebe Menschen machen zu müssen.
Die wichtigste Sache, von der ich jemanden überzeugen wollte?
Dass Dinge auch dann funktionieren können und werden, auch wenn man das in dem Moment, in dem man dafür arbeitet, noch nicht sehen kann.
Das schönste Geschenk, das mir jemand gemacht hat?
Mit mir Zeit zu verbringen.
Der schönste Satz, den jemand zu mir gesagt hat?
„Du bist ein super Musiker!“ – ja, ich habe Probleme, mich als solcher selbst anzuerkennen. Blöde Konventionen. Umso schöner, wenn es einfach mal ganz aus heiterem Himmel jemand anderes tut.
2013 war mit 1 Wort…?
Anstrengend. Die Engländer haben das Wort „exhausting“, das triffts am Besten.
2 Gedanken zu „Jahreswechselfragebogen“