oder hätten halt was vernünftiges lernen sollen, andere arbeiten ja auch noch neben ihrem Hobby. Das ist die Meinung in Deutschland, offensichtlich, schrob ich vor einigen Tagen im Singvøgel-Weblog in Hinblick auf die Bestrebungen der Politik, mal eben diese lästige Künstlersozialkasse abschaffen zu wollen. Ja, das ist akut vom Tisch. Nein, natürlich wird das nun alle paar Monate zur Disposition stehen, bis es irgendwann, zur Not halt Freitag abends kurz vor der Sommerpause, unbesehen durchgewunken wird. Wie so manches andere, das mehr oder weniger mit Kultur zu tun hat, ja auch, oft völlig unbemerkt von der Öffentlichkeit, nur die Betroffenen kriegen es mit. Hinterher.
Wie die wirklich Realität aussieht kann man in sehr berührender Form bei Slidetone nachlesen, der über das Schicksal von Alex Parche (vielleicht kennt wer die Zeltinger Band?) berichtet – und über die Musiker-helfen-Musikern-Aktion der Zeitschrift „Gitarre & Bass“, mittels der Geld für die Rehamaßnahmen gesammelt wird. Die Unterstützerliste ist beeindruckend, ebenso wie die Sachspenden namhaftester Firmen. Eine tolle Solidarität, die man hier sehen kann.
Dass es diese Solidarität gibt ist erfreulich und ermutigend.
Dass sie offensichtlich bitter nötig ist, um einem ja nicht einmal unerfolgreichen Musikerkollegen mitten in Deutschland die notwendige medizinische Hilfe nach einem Schlaganfall zu ermöglichen ist mehr als peinlich für eines der reichsten Länder der Erde, das sich überdies gern selbstbeweihräuchernd eines der „Dichter und Denker“ nennt.
Mein Namensvetter schreibt denn auch leicht verwundert:
[…]Ich habe schon einige Male Support-Gigs für Musiker aus USA gespielt, die den Rest ihres Lebens dafür touren werden um offene Krankenhaus Rechnungen zu bezahlen. Und bis heute dachte ich, das das nur US-Musikern passieren kann […]
Aber Künstler, speziell Musiker, sind ja eh stinkreich. Oder hätten halt besser was vernünftiges gelernt. Spitzweg lässt grüßen. Aber davon hatten wir’s ja auch schon vor zwei Jahren mal.
Ein wenig OT: Was ich nie verstanden habe. Sobald jemand in der Schule eine Gitarre, Schlagzeug bedienen konnte, wir da von Band, Platten und immer wieder geld geredet. Wie man geld verdient etc etc.
Bei Fotografen, Maler ist das nicht so üblich. Woher kommt imemr nur diese Fixierung auf „Mit Musik Geld machen“, daß ist es was mich immer wieder abstößt. Ich dachte, daß sollte eigentlich Spaß machen.
Du meinst als Jugendlicher? Das ist einfach: das Image der großen Rock- und Popstars steht in Punkto Glamour denen von berühmten Schauspielern in nichts nach. Fotografen gibts nicht so bekannte, die zwei-drei, die es vielleicht mal in die 3SAT-Kulturzeit schaffen – oder mit Nacktbildern auf dem Mount Everest für eine kurze Fotostrecke in den Boulevard kennt doch kein normaler Jugendlicher. Und Maler werden erst berühmt, wenn sie tot sind. Musiker dagegen sind dauer- und omnipräsent (und auch vergleichsweise „billig“ zu haben), entsprechend ist da einfach der Aufmerksamkeitsfaktor nicht zu schlagen.
Wenn es Ernst wird merkt man dann aber auch da sehr schnell, dass es neben den oberen 2% noch die 98% Musiker gibt, die für ihre Kohle in einer Form und zu Bedingungen arbeiten, dass der einzige Grund, sich das anzutun, in der Tat unendlicher Spaß an der Musik selbst sein muss, die für die vielen Nachteile entlohnt. Insoweit kann ich dich glaube ich beruhigen: ich wüsste keinen Musiker, der das „wegen des Geldes“ macht – denn wenn ich etwas „nur“ wegen des Geldes machen würde, ich glaube, da wäre Musik machen so ziemlich das ineffizienteste, das ich mir aussuschen könnte – und selbst wenn ich irgendwann einen Haufen Geld verdienen sollte, gibt es 134.867 andere Wege, zu viel Kohle zu kommen, die weniger anstrengend, im Ansatz teuer, weniger Zufallsabhängig, etc. pp. sind. Ohne die Motivation „Spaß“, auch im Sinne, sich gewissermaßen „berufen“ zu fühlen und „nicht anders zu können“ steht IMO wirklich keiner diesen Weg wirklich durch. Wobei ich jetzt auch nichts verwerfliches darin sehe, vom Kulturschaffen, womöglich sogar gut, leben zu können.
Vom „Entweder Selbstverwirklichung oder materiell erfolgreich“- Gegensatzpaar, das ja auch gerne für soziale Berufe hergenommen wird, um zu rechtfertigen, dass man als Krankenschwester ganz selbstverständlich grade mal einen Bruchteil z.B. eines Bankergehaltes verdient oder so halte ich denn auch grad nochmal nix (wobei ich dir jetzt nicht unterstelle, so eine Einstellung zu haben, das ist jetzt ganz allgemein gesprochen).
Mein Mann ist Musiker und Fotografin, ich schreibe und male. Beide haben wir das Problem von offiziellen Stellen mit einem maliziösen, „na ja es ist ja schön das sie ein Hobby haben, aber von Beruf wollen wir doch erst reden wenn sie ihren Lebensunterhalt daraus bestreiten können“ angeödet zu werden.
Wir haben hier in Kiel mit anderen KünstlerInnen jetzt das Netzwerk für Selbstbestimmte Lebensweisen gegründet, dessen vorderstes Ziel es ist, den Beruf KünstlerIn als anerkannt, unabhängig vom kommerziellen Erfolg und als unterstützendswert zu etablieren.
Alles Liebe KArin
Aus rechtlicher Sicht gibt es eine klare Grenze zwischen „Liebhaberei“ und „Beruf“: wenn man für seine Einkünfte Steuern und Abgaben zahlt.
Aus eigener Erfahrung weis ich, dass z. B. das System der Arbeitsagentur und der ARGEn so struktuiert ist, dass jede „Auffälligkeit“ sofort den „Betrugsverdacht“ nach sich zieht. Das liegt am System, da kann der einzelne Fallbearbeiter noch so vernünftig und einsichtig sein (überforderte oder autoritär ihr kleines bisschen Macht auskostende Sachbearbeiter machen das alles noch schlimmer, aber nicht sie sind das Kernproblem.)
Ein Beispiel: vor einigen Jahren war ich arbeitslos, konnte aber nebenher ein bisschen Geld mit freiberuflicher journalistischer Arbeit verdienen. Was ja nicht so ungewöhnlich ist – und selbst ein ausgesprochen weltfremder Sachbearbeiter wird „Journalist“ als „berufliche Tätigkeit“ akzeptieren, auch wenn man damit nicht seinen Lebensunterhalt komplett bestreitet.
Das Dumme ist nur: Journalistische Tätigkeiten, ja überhaupt Tätigkeiten freiberuflicher Art, waren in den Formularen gar nicht vorgesehen. Was wieder bedeutete, dass jedes Detail, z. B. die von mir angegebenen Arbeitsstunden, erst mal angezweifelt wurde. Etwa nach dem Motto: da kann man viel mogeln, also wird er wohl mogeln.
Auf den nahe liegenden Gedanken, dass ich, wenn ich wirklich vorgehabt hätte, zu mogeln, wohl einfach „schwarz“ gearbeitet hätte, kam offensichtlich niemand. Ehrlichkeit wird also faktisch bestraft.
Zur Anerkennung als Beruf: in manchen Fälle hilft die Anmeldung als „Gewerbe“ – ich kenne einen Künstler (Maler), der kurzerhand ein Gewerbe als „Graphiker“ angemeldet hat, auch wenn das, was er da macht, wenig mit dem Beruf eines Graphikers zu tun hat. Auf einmal ging vieles, was vorher, als „freier Künstler“, nicht ging. Vor allem: „Graphiker“ wird sofort von allen Bürokraten als Beruf anerkannt, „Kunstmaler“ nicht.
Allerdings ist so was nur sinnvoll, wenn man wirklich einen nennenswerten Teil seines Einkommens aus dem Kunstschaffen erzielt. Erzielt man zu wenig Umsatz, stuft einen das Finanzamt gerne als „Liebhaber“ ein.
ja, ihr reichen künstler 🙂 fresst den armen bänkern die butter vom brot, versichern kann man euch guten gewissens auch nicht und dann wollt ihr auch noch sondernamen auf den personalausweisen stehen haben, also wo kommen wir denn da hin!
am ende seit ihr noch revolutionär, färbt euch die haare bunt oder tragt lederjacken.
und immer dieser lärm!
und die löcher in den hosen!
und das nennt sich dann kultur!
ts ts ts….