OK, das da war ein Drecksmarder, somit zahlt’s die Versicherung *uff*.
Das da hat erstmal funktioniert.
Im Übrigen bin ich es langsam Leid, mich nur dafür abzustrampeln, dass Dinge wenigstens halbwegs erträglich bleiben und nicht sofort schlimmer, wenn man mal einen Moment verschnaufen will. Gehört, Welt? Ein Fortschritt zum Besseren wäre angebracht, wenn man schon ständig Dauerlauf machen muss! Das wäre jetzt endlich mal an der Zeit!
Dann: Hessen. Naja, muss man nix sagen, außer: wer Koch wählt, denn halte ich für einen rassistischen, hirn- und schwanzlosen Vollpfosten. Denn wie der Herr, so’s G’scherr, heißts ja im Volksmund, oder?
Und natürlich: Nokia. Oooooh, die bösen, selbstsüchtigen Turbokapitalisten! Machen einfach, was Siemens, BenQ, Müller, … usw. usw. usf. auch alle machen, weil es nunmal genau so möglich und aus Gewinnmaximierungsüberlegungen auch nötig ist – und Nokia dämlich wäre, wenn ausgerechnet sie das, was alle anderen tun, nicht täte.
Hey, Volk, beschwert euch nicht bei der Wirtschaft, Wirtschaftsunternehmen, speziell in einem kapitalistischen System, sind nicht für das Gemeinwohl zuständig, sondern für ihren Profit und Eigennutz. Wer grundsätzlich mal Marktwirtschaft will, der akzeptiert das auch.
Für das Gemeinwohl ist die Politik, die „Volksvertretung“, zuständig. Und damit auch dafür, dem Eigennutzstreben der Wirtschaft die notwendigen vernünftigen Grenzen zu geben, die verhindern, dass dieser nötige Eigennutz zu Lasten eben jenes Gemeinwohls geht.
Also die Leute, die jetzt groß in Medien von „Unanständigkeiten“, „Imageschaden“ und „Boykotten“ faseln, aber seit Jahren nicht nur nichts gegen die Bedingungen, die u.a. Nokia, wie es sich für ein Profitorientiertes Unternehmen gehört, jetzt nutzt, getan haben, obwohl das nun wahrlich lange genug bekannt ist, nein, es sind eben dieselben, die diese Bedingungen erst geschaffen haben, die sie da nun so scheinheilig beklagen!
Wenn ihr also einen „Schuldigen“ sucht, schaut nach Berlin und Brüssel. Und achtet mal auf die Aufsichtsratsposten, auf denen sich inzwischen diverse Ex-Minister und ähnliche Vertreter der Politikerkaste inzwischen ihren fetten Arsch breit sitzen. In den Konzernen, die genau die Bedinungen nutzen, die jene, die nun davon profitieren, ihnen geschaffen haben. Und glaub keiner, ein einziger jener jetzt sich laut empörender aktiven Politiker täte irgendwann seinen Job, nämlich, sich ums Gemeinwohl zu kümmern: die sägen doch nicht an dem Ast, auf dem sie nach ihrer Politikerzeit zu sitzen gedenken.
Volksvertreter? Dass ich nicht lache! Die Wirtschaftspöstchen für später werden doch schon vorgewärmt! Gemeinwohl? Politik ist doch auch nur noch Selbstzweck.
Dauert nicht mehr lange, und wer nur nach „Gemeinwohl“ googelt macht sich schon links- und terrorverdächtig.
Mit anderen Worten: beschwere sich keiner, dass Wirtschaftsunternehmen ihren Job machen. Sondern, dass die Volksvertreter den ihren nicht machen.
Und just in diesen hysterischen, aber sinnlosen Hype fettnapft dieser Tiefflieger Clement und zeigt uns, dass stets gilt „Wess‘ Brot ich ess, dess‘ Lied ich sing.“ Aus der SPD ausschließen? Wieso denn? Wegen der Hessen-Wahl? Dann hätte Schröder gar nicht Kanzler werden dürfen.
Genau die gleichen Leute, die jetzt wegen Nokia einen 4eckigen Mund machen, haben solche Unternehmen bezirzt und bei deren Settlement sich vor den Kameras geaalt. Warum sollte sich das ändern.
Dass Unternehmen so handeln ist nicht neu und mag‘ auch unternehmerisch konsequent sein. Aber deswegen muss man es doch nicht gutheißen, lieber Sven.
Ich finde die Entscheidungen von Nokia usw. auch nicht toll, aber sie wären schlechte Kaufleute, wenn sie anders handeln würden, redunzt. Mit einem Pleite gegangenen Unternehmen ist auch niemandem geholfen. (Und „Wirtschaftsethik“ halte ich für Augenwischerei.)
Nein, es ist tatsächlich die Politik, die die Rahmenbedingen setzen muss. Weitere Stellhebel sind die betriebliche Mitbestimmung (wenn nicht, wie seinerzeit bei VW, die Herren Betriebsräte und Arbeitsdirektoren mit im Korruptionssumpf sitzen), die Gewerkschaften (wobei ich die deutschen Großgewerkschaften leider als allzu willfährige Erfüllungsgehilfen der Wirtschaftspolitik sehe) und sogar die Aktionäre, sofern sie ihre Aktien als nachhaltige Geldanlage sehen (Stockholder). Daimler hat z. B. nicht „nur“ Arbeitsplätze, sondern auch Aktionärsvermögen geradezu systematisch vernichtet, dasselbe gilt für Siemens und diverse Großbanken, in denen Manager mit den ihnen anvertrauten Geld buchstäblich Monopoly spielten.
Was wirklich helfen würde: mehr Transparenz und mehr Mut, sich unbeliebt zu machen. Und weniger Einfluss von „Politikberatern“.
@redunzl: Gut geheißen hab‘ ich’s ja nicht 😉
Aber der Clement, ja, das ist schon mal wieder filmreif. Unsere Politiker-Dilettanten in Aktion. Mal wieder. Man fragt sich, wie hirnlos man sein muss für diesen „Beruf“…
@Martin: Pleite gingen die nicht, bloß weil sie ein paar % weniger Rendite machen – ist ja nicht so, als ob Bochum Verluste gemacht hätte – nein, sie haben nur nicht die Höhe an Gewinn gemacht, die anderswo (Subvention mit einkalkuliert – denn die war in Bochum ja „aufgebraucht“) gemacht werden kann.
Das mit „Pleite gemacht“ war bewußt zugespitzt – und nicht auf den konkreten Fall Nokia bezogen. Ich habe das so zugespitzt, weil manche Politiker so tun, als ob Unternehmen verpflichtet seien, gegen ihre eigenen Interessen zu handeln. (Allenfall könnte man sie dazu zwingen – mit vertraglichen Vereinbahrungen, mit gesetzlichen Regelungen. Dazu müsste aber der politische Wille vorhanden sein – und der Wille, auf den eine oder anderen Investor zu verzichten.)
Volle Zustimmung! Bei Koch sind wir ja ohnehin einer Meinung – aber auch bei Nokia kann und will ich dir nicht widersprechen. Die werden jetzt nieder gemacht, nur weil sie nach den Gesetzen des Marktes handeln. Ich weiß nicht mehr, wer es gesagt hat, aber: „Wenn die von Finnland nach Deutschland ziehen dürfen, dann dürfen sie auch von Deutschland nach Rumänien ziehen.“
Wer mich jetzt viel mehr ärgert ist der Rüttgers, der wie Schröder am Oder-Deich steht und so tut, als könnte er etwas dagegen tun: ich sprech nochmal mit denen, ansonsten werden die Subventionen zurückverlangt! Alles Käse. Der Umzug ist doch längst beschlossene Sache. Außerdem möchte ich bekannt geben, das ich mein Nokia-Handy eben nicht in die Tonne trete, weil Nokia nunmal die meiner Meinung nach die besten Handys produziert (darüber lässt sich freilich streiten) – auch das ist ein Gesetz des Marktes: Qualität setzt sich am Ende durch.
Naja, das mit der Qualität ist ein frommer Wunsch – wer sich durchsetzt ist meist der mit der besseren PR, und wer soviel in PR steckt, dass er überall ganz „vorne“ zu sehen ist steckt weniger ins Produkt, denn die Resourcen sind nunmal begrenzt… 😉
Und (wie oben schon gesagt): nur, weil ich sage, dass Nokia nichts anderes tut als jedes Wirtschaftsunternehmen, nämlich, alle Möglichkeiten zur Gewinnmaximierung zu nutzen, die ihnen geboten werden, heißt das nicht, dass ich solches wirtschaftliche Denken für gut und erstrebenswert halte. Firmen, die zu direkt und offensiv ethische Grenzen, die ich für ein funktionierendes Gemeinwesen für unabdingbar oder auch „nur“ wünschenswert halte (und in dem sich auch besser wirtschaften lässt als in einem nicht funktionierenden oder gestörten) lasse ich eh schon, so ich kann, links liegen. Nokia gehört da inzwischen für mich auch dazu. Aber ich werde deshalb nicht zum Boykott aufrufen, und ich finde die, die es tun, lächerlich, wenn es sich um die handelt, die Firmen wie Siemens, Nokia, Motorola, Müller, usw. usw. die Bedingungen geschaffen haben, die sie da nutzen.
Ein Grund ist keine Entschuldigung. Aber eine Erklärung, die zu Erkenntnis führen kann. So verstehe ich meine Argumentation „Pro Nokia“, die man hier findet.