Klar, erst die billigen Arbeitssklaven ab Kindesalter ausnutzen und den letzten paar hiesigen Arbeitnehmern auch noch erzählen, sie seien selbst Schuld, weil sie es wagen, unter diesen „Weltbedingungen“ immer noch Geld für ihre Arbeit haben zu wollen, aber dann jammern, dass das logischerweise mit den Arbeitsplätzen auch dort hin verbrachte Know-How dort doch tatsächlich Füße kriegt.
Und „Plagiate“? Viele dieser „Plagiate“ sind die normale Markenproduktion, die halt nur nicht die „Veredlung“ durch Anbringung des Markenlogos durch den Betrieb, der die Rechte an dieser Marke hat, erhalten hat. Drum sind viele dieser „Plagiate“ auch nicht minderer Qualität als die „Originale“. Weil sie oft gar von denselben Arbeitern in den selben Fabriken an den selben Maschinen hergestellt werden.
Mensch, Wirtschaft, du bist doch selber Schuld, erst den Reibach machen wollen auf Kosten der hiesigen wie der dortigen Allgemeinheit, und dann heulen, wenn sich diese kurzsichtige Strategie als schnellebiger Fehler mit langfristiger Negativbilanz rausstellt.
Und glaubt doch nicht, dass China seine Millarden „Konsumenten“ euch überlassen wird, die schöpfen das zuallererst mal schön selber ab. Und ihr könnt froh sein, wenn ihr noch ein paar Krumen abbekommt. Das ist doch alles nichts neues.
China kann eine Chance sein. Aber ohne mittelfristige oder gar langfristige Überlegungen, die man mal in Betracht ziehen könnte, ohne gleich alles in ideologische Schubladen schmeißend abzuwimmeln, sondern nur mit dem schnellen Reibach im Kopf blind vorwärts zu stolpern und sich einem Regime anzubiedern, das letztlich per Ideologie diese Wirtschaft da ja doch sogar verachtet und entsprechend wenig Skrupel hat, die bei jeder sich bietenden Gelegenheit über den Tisch zu ziehen (nur ein völliger Naivling kann das anders sehen), anstatt genau zu schauen, was gefahrlos geht und was halt nicht (es hat seinen Grund, warum in anderen Ländern Lohnpreise höher sind. Zumeist sind das keine schlechten Gründe, auch aus wirtschaftlicher Sicht!) wird schief gehen, q.e.d..
Vieles, was da heute als „linke Utopien“ abgetan wird, ist nicht mal so nebenbei gesagt garnicht so „links“, wie gern getan wird, sondern althergebrachte solide und stinknormale Volkswirtschaftslehre. Kann sich nur scheinbar kaum mehr wer dran erinnern, weil die BWLer im Moment die Überhand haben und definieren, was „Wirtschaft“ sei, übersehend, dass die Welt mehr als nur eine Ansammlung von Kennzahlen ist.
Wie blöd kann man denn noch sein! (ach, was frag ich überhaupt…)
(größtenteils via Rollinger)
Felix Deutsch meint dazu:,
19. May, 2006
@ 23:58
Diese BWLer (und der überwiegende Teil der Journalisten in Wirtschaftsredaktionen auch angesehener Zeitungen) übersehen vor allem eine fundamentale Tatsache: „Wirtschaft“ umfasst alle am Warenaustausch beteiligten, also eben auch die lohnabhängigen Konsumenten.
Diese stellen sogar die übergrosse Mehrheit dar.
Dennoch liest man Schlagzeilen wie „Der Wirtschaft geht es gut“: Gemeint sind die Kapitalisten.
Sven meint dazu:,
21. May, 2006
@ 19:36
naja „die Kapitalisten“ sind wir systemtechnisch gesehen schon alle, und ich persönlich habe nichtmal was gegen Kapitalismus. Das Problem ist nur, dass es eben nicht „den Kapitalisten“ gut geht, sondern einem ganz bestimmten Teil von ihnen, auch auf Kosten der anderen.
Denen nämlich, die in ihrer Identität vergessen haben, dass sie, bevor sie Kapitalisten sein können, zuallererst mal Menschen sind und Menschen um sich rum haben und eben nicht alleine sind auf der Welt. In einer guten Kindestube beginnt spätestens mit dem 6. Lebensjahr das Lernen dieser Einsicht, „Sozialisation“ nennt man das wohl. Und für 4-jährige ist so ein Verhalten und so eine Weltsicht auch völlig „normal“ und OK.
Die, die damals allerdings verpasst haben, zu lernen, dass auch andere mit dem selben Recht Bedürfnisse usw. haben und die eigenen mit denen der anderen irgendwie in Gleichgewicht zu bringen sind, will man irgendwie als soziales Wesen durchs Leben gehen, und bis heute glauben, allein auf der Welt zu sein und die Umwelt als reines Mittel zur eigenen Trieb- und Anspruchsbefriedigung wahrnehmen („Nochmal! Mehr! Jetzt! Ich hab‘ Hunger! Ich will spielen! Ich will aber Pommes!“) haben nur dummerweise im Moment scheinbar das Sagen. Das heißt, wir werden von Ich-fixierten geistig auf der Stufe von 4-jährigen stehenden Sozialneurotikern bestimmt. Und das ist auch für einen Kapitalismus -> auf Dauer tödlich…
rollinger meint dazu:,
23. May, 2006
@ 15:02
Warum bin ich so stolz, daß mein 4 jähriger Sohn, obwohl Einzelkind das Teilen eben bei der Tagesmutter durch seine 3 Kollegen so in sich hat, daß er sein letztes Spielzeug verschenkt und durch ein paar andere Arschgeigen im Kindergarten quasi über den Tisch gezogen wird?
Was soll ich ihm beibringen? Ist das gut, oder wird er ein Verlierer?
Sven meint dazu:,
23. May, 2006
@ 16:35
Das ist im Moment keine Frage, die du derzeit ausgerechnet mir stellen solltest…
…obwohl, vor ein paar Wochen wär’s schlechter gewesen, da hätte ich dir tatsächlich einfach geantwortet, mit viel Sarkasmus und gegen alle meine Überzeugungen.
Frag‘ mich in ein paar Wochen nochmal, dann, wenn das so weitergeht wie bislang *klopfaufholz*, bin ich auf einem Stand, der eine „richtige“ und „gute“ Antwort möglich macht. Hoffentlich…