kommen Populisten wie die Schönbohms, Schäubles, Schillys, Kochs und wie sie alle heißen (Stoibers und Becksteins nicht zu vergessen) ihrem offensichtlichen Ziel, aus einem sozialen Rechtsstaat einen – gar schon willkürlich anmutenden – bürokratischen Obrigkeitsstaat, die dessen Einwohner in völliger Ohnmacht als Spielball der „Mächtigen“ zurücklässt, zu machen gefährlich nahe.
Denn gerade das ständige „Sicherheits“-Gequatsche, das dem Otto Normal da draußen suggeriert, die Zeiten würden immer gefährlicher und unsicherer, Verbrechen all überall, gegen das nur ein „hartes Vorgehen“ hülfe, basiert, wie das Wissenschaftsmagazin „nano“ berichtete, auf einer vor allem durch die Boulevardisierung in den Medien zurückführbaren Verzerrung der Realität und damit der Wahrnehmung eben jener seitens des Bürgers.
[…]Obwohl man in den Nachrichten permanent über Kriminaldelikte hört und liest, sinkt die Zahl der Straftaten in Deutschland tatsächlich von Jahr zu Jahr. Das hat Christian Pfeiffer, ehemaliger Justizminister von Niedersachsen und heutiger Leiter des Kriminologischen Forschungsinstituts des Bundeslandes anhand von Statistiken festgestellt: „Die gefühlte Kriminalitätstemperatur entspricht absolut nicht der Realität.“ Im Vergleich zu vor zehn Jahren ging die Zahl der Morde um 40,8 Prozent zurück.
Banküberfälle nahmen um 44,4 Prozent ab und die Zahl der Wohnungseinbrüche sank um 45,7 Prozent. […]
nano: Immer weniger Verbrechen, doch die Angst wird größer
Nun ist das ja vom Effekt her nicht wirklich neu (und langsam weiß ich wieder, warum ich mein Blog mal so nannte wie es jetzt heißt), aber die These dass schwerpunktmäßig „das Fernsehen Schuld“ sei ging mir da heute nicht mehr aus dem Kopf, denn mein Grundreflex ist eigentlich der, zu sagen (äquivalent zu den dümmlichen Diskussionen um „Killerspiele“ und all den Quatsch) dass ich das eigentlich nicht so recht glauben kann. Und in der vereinfachten These einer „direkten“ Kausalität auch nicht tue, denn letztlich gewinnt man Kompetenz, hier Medienkompetenz, nicht durch Vermeidung (oder gar Verboten, wie die populistischen Politiker allenthalben aktionistisch aus solchen Studien schließen, um sich letztendlich aber nur um ihre eigenen Verantwortungen zu drücken) sondern durch reflektierte Beschäftigung mit entsprechenden Dingen.
Erschreckend und neu war für mich allerdings die Information über manche Konsequenz dieser Tendenzen, z.B. dass trotz Rückgang der Kriminalität die Gefängnisse voller sind als je, weil das Strafrecht völlig gegen den Trend immer mehr verschärft wurde, immer mit dem Argument, „abschrecken“ zu müssen, zu Gunsten einer Sicherheit, die in Wahrheit schon längst größer war und ist als wie sie uns da verkauft wird. Warum? Vielleicht hat nano mit dieser These ja recht:
[…]Wie Justiz-Professor Bernhard Haffke von der Uni Passau herausgefunden hat, hat es seit 1998 im deutschen Strafrecht nur noch Gesetzesverschärfungen gegeben. Bei fast allen größeren Straftatbeständen hob der Gesetzgeber die Strafandrohungen ganz wesentlich an. Dabei war die Zahl der Straftaten schon vorher kontinuierlich massiv zurückgegangen. Ein Grund für diese Verschärfung könnte in der Legitimation des Staates liegen.
In Zeiten, in denen der Staat den Bürgern offensichtlich keine ausreichende Sozial-, Renten- und Gesundheitsversorgung mehr anbieten kann und auch bei der Schaffung von Arbeitsplätzen versagt, muss er sich eben anders legitimieren. Um die hohen Ausgaben für die eigene Unterhaltung zu rechtfertigen, propagiert die Politik den Sicherheitsstaat und die Einschränkung von Freiheitsrechten, obwohl sie eigentlich die Demokratie schützen soll. […]
nano: Weniger Verbrechen – mehr Menschen sitzen im Gefängnis
Dann fiel mir aber ein, dass es einen eklatanten Unterschied gibt zwischen dem, was man heute (nicht nur, aber dort noch immer sehr viel stärker) von den Privaten auf den Bildschirm geschmiert bekommt und dem, was ich von „Fernsehkonsumfreudigeneren Zeiten“ her kenne, bevor ich in den letzten Jahren selbst mein Medienverhalten änderte (nämlich, immer weniger und dafür immer gezielter und punktueller fern zu sehen – eben wegen jener Veränderungen). Heißt, anstatt (wie auch Pfeiffer allzuoft) ständig nur Quantitäten gegeneinander zu stellen und lustige Kausalketten drauf aufzubauen, wäre es wohl mal interessant, sich die qualitativen Veränderung des Wahrzunehmenden anzuschauen und mit dem abzugleichen, was die Leute aus ihren Wahrnehmungen auf die sie umgebende „Realität“ zurückschließen.
In den letzten paar Jahren kamen gerade in den Privaten inflationär Formate auf, die bewusst die bisher halbwegs klaren Grenzen zwischen fiktionalen Inhalten (wie Krimis, Actionfilme o.ä.) und Realität „vermittelnden“ (wie Reportagen und Dokumentationen) aufweichen – da werden jeden Tag auf mehreren Sendern von „echten“ Richtern und „echten“ Staatsanwälten o.ä. „Fälle“ behandelt, einerseits so banal und damit „alltäglich“ wie möglich, andererseits so schlecht „gestellt“, dass es einen an die nachgespielten Fälle von „XY-Ungelöst“ erinnert – und die waren ja auch „echt“, das machte ja damals schon den Grusel aus.
Wenn das Argument korrekt ist, dass „Killerspiele“ und „Gewaltfilme“ einen „normal“ sozialisierten Menschen nicht zum schießwütigen Gewaltmonster mutieren lassen, eben, weil (und diese Erfahrung kann ich voll und ganz bestätigen) schon Kinder sehr gut zwischen ihren fiktionalen Spielwelten, und eben auch denen im „gespielten“ Film oder Computerspiel, und der „Welt in echt“ unterscheiden können, dann ist es wohl genau diese Tendenz, seitens der Massenmedien diesen Unterschied immer mehr verschwimmen zu lassen, die tatsächlich die fiktionale „kriminelle“ Welt in die völlig ungefährliche Realität als Wahrnehmung ohne reales Gegenstück herüberschwappen lässt.
Das Ergebnis sind völlig überängstliche Eltern und Großeltern, die ihre Kinder am liebsten nur noch mit Bodyguard „nach draußen“ lassen würden und nicht mehr schlafen können, wenn der Sprössling beginnt, abends auf Parties zu gehen oder gar mal über Nacht wegbleiben zu wollen, Menschen, die sich nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr aus dem Haus trauen und Kinder, die durch das Beispiel ihrer Eltern und Großeltern tatsächlich schon richtige Phobien entwickeln und die Umwelt als potentiell bedrohlich beigebracht bekommen, und damit langsam eine wachsende Atmosphäre gegenseitigen Misstrauens, das ich persönlich jetzt schon als unerträglich empfinde.
Und dann kommen die Herren Politiker auch noch und nutzen auf unverantwortlichste Art und Weise diese völlig unbegründeten Ängste für ihre Zwecke. Klar, wer Angst hat muckt nicht auf. Es gibt Dinge inzwischen, da muss man sich schon sehr anstrengen, fiktionale Vorstellungen streng von realistischen Handlungen getrennt zu halten.
Ob es da wirklich hilfreich ist, diese Trennungsschärfe auch noch bewusst und mit „Gewalt“ aufzuweichen? Nicht, dass eben jene Herren eines Tages aufwachen und um sie herum haben sich gerade die Fiktionen, die so „in echt“ freilich keiner wirklich wollen kann, Bahn in die Realität gebrochen, die sie tatsächlich verhindern wollten… man wird ja nochmal träumen dürfen… noch, jedenfalls.
Mal sehn wie lange noch….
schluesselkind meint dazu:,
16. July, 2006
@ 11:53
Schön gesagt; vor allem die Hoffnung auf einen Lerneffekt in Richtung Reality Check ist ein sehr guter Punkt, den bisher auch noch niemand angemerkt hat.
Zu dem Video selber verstehe ich die ganze Diskussion und Aufregung nicht und – ehrlich – manchmal geht es mir auch tierisch auf den Geist, wie wichtig manche Blogger sich und ihre kleine Blogwelt nehmen. Frau Merkel macht nen Videocast. Der größte Teil der Welt wird es gar nicht wahrnehmen, weil die nicht mal wissen, was ein Blogdings ist, geschweige denn das jetzt wieder. Diejenigen, die es wissen und dann sehen, zucken entweder die Achsel oder schreien Untergang des Abendlandes. Niemand, ich wiederhole, niemand wird durch diese hoch gefährliche Propaganda gebrainwasht und plötzlich alle Probleme im Lande vergessen und fragen, wo er bitte gleich ein Kreuzchen für Frau Merkel machen kann. Lassen wir doch die Kirche mal im Dorf. Das ist ein nettes, kleines Filmchen, ich denke, nichts anderes soll es auch sein. Ich jedenfalls bin schon für kleine Schritte dankbar und finde es positiv, dass La Merkel sich überhaupt so weit vorgewagt hat, in die gefährlichen Regionen jenseits des Teleprompters.Tun diese Kontrollfreaks ja sonst nie. Und wenn man die Reaktionen sieht, versteht man auch warum.
MMarheinecke meint dazu:,
16. July, 2006
@ 12:20
Nein, Sven, diese harmlose Home-Story – in der von vornherein alle eventuell unbequemen politischen Fragen ‚rausgekegelt wurden – halte ich für ein typisches Produkt des beratergenerierten Paralleluniversums. Der Don trifft da, denke ich, den Nagel auf den Kopf:
http: //rebellmarkt.blogger.de/stories/503945/#comments
Sven meint dazu:,
16. July, 2006
@ 12:50
Diese „Harmlosigkeit“ kauft doch aber nun wirklich keiner ernsthaft, allein das in einen Status einer Wahrscheinlichkeit zu heben könnte man als Beleidigung an die Intelligenz der Leute auffassen, wenn man wollte, egal, wer diese Vermutung anstellt, also als Hoffnung oder als Befürchtung formuliert!
Ich habe jedenfalls selbst bei den „begeistertsten“ Reaktionen dafür keine Veranlassung gefunden, davon grundsätzlich auszugehen. Klar hat DonA Recht bezüglich der Entstehung und auch der Motivation seitens des Merkels, aber wer behauptet denn irgendwo explizit das Gegenteil? Wie ich das sehe macht sich da niemand, wirklich niemand, Illusionen darüber, dass dieses Ding bis ins letzte Detail gecheckt und abgesegnet ist.
In seinem Punkt f), „Der indirekte Beweis, dass Blogger, sobald ihnen der Bauch gepinselt wird, so leichtgläubig sind wie ein bildlesender Mallorcaballermann mit 2,8 Promille.“ hat er deshalb IMO nicht Recht, denn das ist eine Unterstellung, die jedem Blogger abspräche, differenziert denken zu können und Ebenen auseinanderhalten zu können. Aber wie kein normaler Mensch glaubt, Lenßen & Partner seien echte Anwälte, glaubt doch kein normaler Mensch, dass das Ding ohne Kontrolle, Gegencheck und zig Unterschriften von Planung über Entstehung bis Veröffentlichung gelaufen ist. Ich mag das nicht, wenn ich das Gefühl habe, im Zweifel erstmal für blöd und naiv gehalten zu werden.
Mir reicht das schon, dass die Politik und die Medien das tun. Von anderen Bloggern erwarte ich da durchaus eine Haltung, die davon ausgeht, dass „wenn ich das kapiere, dann kapieren das die anderen wahrscheinlich auch, selbst wenn sie’s grad nicht explizit in den Disclaimer schreiben“. Ich verweise ergänzend auf Frau Schlüsselkinds kluge Worte. Nur weil ich das Teil gut finde werd‘ ich nun nicht plötzlich CDU wählen oder deren politische Positionen toll finden. Wo simmer denn!
Dr. Dean meint dazu:,
16. July, 2006
@ 13:09
Vielleicht bin ich ja zu anspruchsvoll, aber ein „Scoop“ sieht für mich doch etwas anders aus, der hätte nämlich auch einen Inhalt.
Der einzige Inhalt dieses dämlichlichen, sorry, Vlog-Beitrags war für mich, dass Merkel und die verantwortlichen PR-Berater die Bürger für ziemlich unterbelichtet halten. Die Frau von der Binse veralbert mit ihrem Banalitäten-Sortiment die Öffentlichkeit.
Sven meint dazu:,
16. July, 2006
@ 13:11
Seit wann muss ein Scoop heutzutage noch Inhalt haben – den haben ja inzwischen schon die „normalen Professionellen“ kaum noch
Und, wie gesagt: Ob sie wirklich veralbert bezweifle ich eben. Mag sein, dass sie es versucht. Mag aber auch sein, dass die Öffentlichkeit nicht so blöd ist, sich „veralbern“ zu lassen. Sondern natürlich weiß, dass das alles andere als „ungeschminkt“ ist. So selbstverständlich, dass man das nun IMO wirklich nicht jedesmal dazusagen muss. Das ist, wovon ich ausgehe.
MMarheinecke meint dazu:,
16. July, 2006
@ 13:42
Ja, auch ich mag es nicht, im Zweifel erst mal für blöd und naiv gehalten zu werden. Weil dass, wenn ich meine eigenen Reaktionen, Gefühle, Ab- und Zuneigungen selbstkritisch prüfe, immer wieder feststelle, wie blöd und naiv ich mich anstelle, und wie manipulierbar ich bin.
Es ist die unangehme Wahrheit! Und ich habe den bösen Verdacht, dass zwar nur wenige Zuschauer „Lensen & Partner“ für echte Anwälte halten, aber das „Image“ der Anwälte sehr wohl von so einer albernen Serie geprägt werden kann.
Ja, ich bin oft, zu oft „blöd und naiv“. Und in seinem Punk f) liegt Don goldrichtig. Weil selbst sonst schardsinnige Intellektuelle zu leichtgläubigen Tyrannen-Speichelleckern mutieren, wenn ihnen der Bauch gepinselt wird. (Siehe hier, unten im Beitrag:
http ://martinm.twoday.net/stories/2352339/
Sven meint dazu:,
16. July, 2006
@ 13:45
Wärst du so naiv, wie du glaubst zu sein, dann würdest du es ja eben nicht merken. Dass du’s „merkst“ belegt, dass du’s nicht bist.
Nein, wie gesagt: ich glaube nicht, dass es eine Mehrheit gibt, die für eine Bauchpinselei jegliche Kritikfähigkeit mal eben so oder gar umfassend über Bord wirft. Nur weil einem situativ ein Bauchpinseln mal gefällt und man das gegebenenfalls auch mal ebeso situativ zeigt, dass einem das gefällt.
Und jetzt nenn‘ mich naiv
, weil ich den Leuten, speziell Leuten, die z.B. in Blogs immer wieder bewiesen haben, dass sie über Dinge nachdenken und sich begründete und kritische Meinungen und Positionen erarbeiten, prinzipiell und pauschal mehr zutraue als einer Schafherde. Z.B. auch zwischen Situativem und Grundsätzlichem unterscheiden zu können. Oder auch mal zwischen Person und Position. Oder medialer Fiktion und Realität.
Schluesselkind meint dazu:,
16. July, 2006
@ 13:57
@Sven: ja, davon würde ich auch ausgehen. Und ich verstehe auch nicht, warum Lyssa vorgeworfen wird, dass sie nicht den „Scoop“ landet, den andere, größere, professionellere Medien/ Journalisten schon nicht landen. Da gibt es ja welche, an deren Berichterstattung das informationshungrige Publikum mit gutem Recht viel mehr Ansprüche stellen könnte und deren Nicht-Bedienung dieser Ansprüche viel mehr Anlass zu Sorge geben könnte. Ok, Lyssa übernimmt jetzt eine einflußreiche Stelle bei der WAZ und vielleicht macht sie auch noch mehr Vlogs mit Frau Merkel. Da wird man dann sehen, was dabei herum kommt oder eben nicht. Diesem kleinen Erstlingsteilchen hier wird jedenfalls durch die Aufregung ein Wert beigemessen, den es IMO gar nicht hat.
Sven meint dazu:,
16. July, 2006
@ 14:26
Ja eben – das Ding ist inhaltlich tatsächlich „harmlos“, in völlig wertfreiem Sinne. Und damit auch harmlos, sprich: ohne Auswirkung auf meine grundsätzliche Meinung/Haltung zu dieser Kanzlerin und ihrer Politik. Und warum sollte es dann auf andere eine andere Wirkung haben? Oder: warum sollte man dem Ding überhaupt eine Wirkung (außerhalb eines boulevardesken Tagesinteresses und außerhalb eines „fachlichen“ Interesses für eine bestimmte Anwendungsmöglichkeit eines Mediums) zugestehen?
logog meint dazu:,
16. July, 2006
@ 14:31
Lyssa wird in die deutsche Mediengeschichte eingehen als ne Art Sabine Christiansen der Onlinemedien. Sie positioniert sich seit einem halben Jahr. Angefangen von der Freundin-Blogstory über die Coke-WG bis zu ihrem neuen Job bei der WAZ und jetzt als first Anchorwoman in den deutschen Blogs. Bei dem Fotoshooting für die Freundin habe ich noch gedacht, die arme Frau wird da von Burdas Heftchenmachern etwas rumgeschubst und überrumpelt, mittlerweile nehme ich ihr das Unschuldslächeln nicht mehr ab. Hier wird eine große Karriere gebloggt und wir dürfen dabei sein. Wir sind Zeugen, wie die Top-Down-Communication modernisiert wird. Und der gute Brother Hellblazer merkt’s nicht.
Die Erkenntnis you and the president of the united states sometimes have to stand naked hat uns Bob Dylan schon vor 40 Jahren mitgegeben. Das ist kein Grund Lyssas Coup jetzt so abzufeiern.
| | | z e n z i z e n z i z e n z i c a r m e e f r a k t i o n | meint dazu:,
16. July, 2006
@ 14:42
[…] So, nachdem die sich gern im eigenen Mist w�lzende sogenannte Blogosph�re zur Zeit umfangreicher dar�ber berichtet, habe ich mir jetzt die Kinderpropagandashow einer mittelm��igen, im Interview doch recht naiv und unterw�rfig erscheinenden Journalistendarstellerin mit der Bundesmerkel endlich auch einmal angeschaut. Nun ja, verschenkte Lebenszeit, schlechter geht’s kaum und seit wann ist das Bundesmerkel Staatsoberhaupt, wie es die allm�hlich im Rektum der Regierungschefin verschwindende Fragestellerin behauptet? Staatsoberhaupt ist immer noch der Gr��august Bundespr�sident und der hat – soweit mir bekannt – keine bewegten Propagandaschnipsel in propriet�ren Formaten auf seiner Webseite im Angebot. […]
Sven meint dazu:,
16. July, 2006
@ 14:58
Weißt, logog, es ist eben das: ich z.B. hätte über den „Coup“ ü-ber-haupt-nichts geschrieben, wenn da nicht soooooo ein „Skandal“ „Kommerzialisierung“ (Ich kenn das aus der Musik zur Genüge, das ist z.T. auch schnöde und langweiliges elitäres Gehabe) und sonstiges Gebrülle draus gemacht würde, das Teil selbst hätte alles, was ich als „relevant“ erachtet hätte, unterflogen. Erst diese Aufgeregtheit machte mich da länger als 5 Minuten aufmerksam auf das Ding. Wie der TB von ZAF belegt bin ich da wohl auch nicht der einzige.
Und so machte ich eben auch meiner Verwunderung Luft, worüber sich da aufgeregt wird, und das meine ich sowohl technisch als auch was Lyssas „Karriere“ betrifft, denn hey, es ist ihr Leben und ihre Karriere, die gestaltet sie ja doch bitte so, wie sie das für gut hält, oder darf sie das als „Bloggerin“ nicht mehr, wenn sie sich weiterhin „Bloggerin“ nennen dürfen will, gibts da irgendwo eine Instanz, die definiert, was man als Blogger darf und was nicht???
Es stellt sich also imo die Frage, wer sich hier gegebenenfalls „instrumentalisieren“ lässt, die, die mal eben boulevardesk innerhalb 10 Minuten Aumerksamkeit das konkrete Teil ganz nett fanden, die, die daraus einen Medienskandal machen und die Korrumption des hehren Bloggertums an sich samt Weltuntergang befürchten, oder die, die sich von letzterem genervt zeigen, weil sie sich für blöde gehalten vorkommen, weil man ihnen so pauschal und umfassend nicht im geringsten zutraut, auch nur ansatzweise ein Gehirn im Schädel zu haben
Und es stellt sich mir die Frage, wer hier wirklich der „Naive“ ist, wenn ich da so manchen in seinen Idealvorstellungen (gegen die selbst nix zu sagen ist, solange man weiß, dass es ebensolche sind) „enttäuschten“ lese (hier meine ich explizit nicht diejenigen, die sich tatsächlich sachlich-kritisch (und nicht etwa ad hominem, sowas mag ich nicht) mit der Sache auseinandersetzen. Wenn es sie – offensichtlich auch mehr als mich – persönlich so interessiert, dass sie da analysieren und kommentieren möchten, bin ich der letzte, der ihnen dieses Interesse an einer solchen Sache vorwirft)
Wie dem auch sei, genau diese „Kritik“ wird es sein, die dem Teil genau den „Erfolg“ beschert, den diese Kritiker befürchten, nicht die paar Leute, die das Ding halt ganz lustig fanden und das sagten, ähnlich, wie sie einen McDonald-Werbespot lustig finden können, aber trotzdem lieber zum Burger King gehen, weil der einfach bessere Burger macht.
Und falls man es bis hierher wieder vergessen hat: wer meinen Beitrag nochmal liest, nachdem sie/er die Kommentare durch hat, der/dem wird (hoffentlich) auffallen, dass das, was mir da an dem Thema als Zusammenhang wichtig war, nämlich die Kritik an dem Berater-Unwesen in der heutigen Politik und der Realitätsferne der Politikerkaste, vor lauter unwichtigem Kleinkram wie der Frage, ob eine Frau Lyssa Karriere machen darf wie sie will oder nicht, völlig untergegangen ist. Und bitteschön, wer ist für diese Ablenkung verantwortlich? Warn das auch die bösen manipulierenden Selbstdarsteller der Politik und der Medien?
Selffulfilling Prophecy nennt man das dann wohl.
marcc meint dazu:,
16. July, 2006
@ 15:47
Ich kenne ja nicht Lyssas Motivation das Video trotz der Änderungswünsche aus dem Kanzleramt zu machen, aber aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass ich bislang zweimal gerne nichts geschreiben hätte. Aber die Redaktion hat den Platz ja auch für den nächsten Tag eingeplant – und, wichtiger – ich werde ja nach Zeilen bezahlt.
Und selbst wenn das ein hartes Interview geworden wäre, wäre am Thema rumgenölt worden. Denn von den zig Dingen, die Deutschland beschäftigen wären nur wenige drangekommen. Und da jeder seine eigenen Themen für die wichtigsten hält, wäre das auch wieder nichts gewesen.
Aber jeder Blogger kann es ja besser machen. Plattform hat er ja schon. YouTube ist ein Klick entfernt. Digicam mit Videofunktion ist auch leicht zu erwerben.
Und dank der eigenen (gefühlten) Bedeutung wird es doch ein leichtes sein zumindest den Bürgermeister, einen lokalen Mandatsträger aus Land- oder Bundestag vor die Linse und ins Blog zu bekommen. Und dann viel Spaß beim Versuch einen Pudding an die Wand zu nageln.
Sven meint dazu:,
16. July, 2006
@ 15:58
höhö, schönes Bild
logog meint dazu:,
16. July, 2006
@ 22:40
Es ist kein Skandal. Wir können dereinst Zeugnis ablegen, wie eine Medienfigur sich inszeniert. Es ist das Debut politischer Bloggerei mit Breitenwirkung. Ein kostbarer Augenblick.
24.000 Euro verballerter Steuergelder sind wahrhaft peanuts. Diese Typen sitzen immer an den Futtertrögen. Dass sie es so billig machen, kennzeichnet nur den momentanen Marktwert des Blogdings, den Lyssa gerade nach oben korrigiert.
MiFoMM » Angela Merkel zu Hause – oder Kinderfunk for Dummies meint dazu:,
16. July, 2006
@ 23:08
[…] Über Sinn und Unsinn, über die Ausführung u.a.m. streiten nun die Gelehrten Journalisten (- und solche, die es werden wollen -) in den Kommentaren z.B. hier und hier und hier und hier und … […]
rollinger meint dazu:,
17. July, 2006
@ 13:13
ohne die Kommentare zu lesen und ohne das Video gesehen zu haben. Aber Fr. Merkel hat menschlich was nettes, was einfaches, daß mir gefällt. Zu sehen auch bei der WM.
Nur als Kanzlerin eben nicht
Jens meint dazu:,
17. July, 2006
@ 13:28
> Marktwert des Blogdings, den Lyssa gerade nach oben korrigiert.
und davon profitieren wir Blogger nunmal. Auch und durchaus vor allem die, die all das so schlimm und böse finden.
loellie meint dazu:,
17. July, 2006
@ 14:01
Der Profit des nach oben korrigierten Marktwertes wird darin bestehen, iregendwann genauso ernst genommen zu werden wie BILD oder Bravo.
Fuer mich sind Blogs eine art Gegenstimme zum Copy/Paste „Journalismus“ einer weitestgehend gleichgeschalteten Medienlandschaft. Wenn „Ihr“ kopfueber in die Kloake der Banalitaet springen wollt koennt ihr das gerne tun. Nur braucht euch dann keiner mehr. „CocaCola.com“ finde ich jedenfalls auch noch ohne „euch“.
Da braucht’s keine Instanz und mit schlimm oder boese hat das auch nichts zu tun. Eher mit nutzlos.
Sven meint dazu:,
17. July, 2006
@ 14:32
Ich sehe, wie gesagt, nicht, wo das passieren sollte. Ich verstehe nicht, woher diese Panik kommt. Ich schreibe voraussichtlich auch die nächsten Monate so wie jetzt und über das selbe wie jetzt, und ich gehe davon aus, dass das alle anderen auch so machen.
Ein anderer Gedanke, ohne hier jemanden „meinen“ zu wollen damit:
Mich erinnern manche Aspekte der Diskussion an meine „Jugend“, als musikalische Geheimtipps begannen, „kommerziell“ zu werden und plötzlich von denen, die sie bislang hörten plötzlich abgelehnt wurden, weil die Lieder, die sie noch bis vor kurzem toll fanden, plötzlich auch im Golf des Poppers nebenan im Radio lief. Ich verstehe bis heute nicht die Motivation derer, die diese Geheimtipps, die keine mehr waren, plötzlich in Grund und Boden verdammten, nachdem sie vorher stolz jedem auf die Nerven gingen, dass man die und die Band höre und die gaaaanz arg superklasse seien. Das einzig superklasse scheint das Gefühl gewesen zu sein, einem elitären Kreis von Checkern und Durchblickern anzugehören, während „die anderen“ sich mit „seichtem Kommerz abspeisen und ruhig stellen“ ließen, auf die man schön herabblicken konnte, diese Nullblicker und dummen Schafe der Kommerzmaschinierie.
Der Effekt damals war aber immer der: es gab die „Geheimtipps“, die plötzlich für Furore sorgten, danach die Trittbrettfahrer, die das selbe in seicht versuchten und damit tatsächlich auch kurz Erfolg hatten. Erstere gibt es dann bis heute (sofern sie sich nicht selbst per internem Streit o.ä. abgeschossen haben, zwischendurch). Letztere waren und sind Eintagsfliegen.
Oh, und nochwas anderes als Überlegung: Lyssa lese ich seit langem und immer mal wieder gerne, aber ich habe noch nie Investigatives oder superkritisches von ihr erwartet, weil sie das auch so noch nie geliefert hat, das waren immer schon lockere, leichte „persönliche Homestories“, manchmal durchaus auch mit etwas Schärfe als Würze, aber nicht vergleichbar mit „echten“ Polit- oder Gesellschaftskritikblogs anderer, wo es manchmal böse im Rachen brennen kann. Und genau deswegen lese ich da hin und wieder mal rein, weil mir der Stil gefällt und auch, mal zwischenrein eben „sowas“ zu lesen.
Wie gesagt, ich verstehe die Enttäuschung nicht. Wenn jemand wie DonA oder quirinius o.ä. „sowas“ abgeliefert hätte, ja, aber doch nicht bei Lyssa – wieso sollte die plötzlich was anderes machen als sie schon immer gemacht hat und wofür sie ja auch nicht grade unbeliebt ist???
Und nur weil Lyssa das tut, was sie getan hat und immer schon tat werden andere doch nicht plötzlich was anderes machen als das, was wiederum diese immer gemacht haben????
Die Blosphäre hat imo genug Platz für alle Möglichkeiten dieses Mediums und ist ein Ort und ein Medium, in dem nun wirklich jeder genau das tun kann, was ihm beliebt und entspricht.
Und wem dies oder jenes nicht gefällt, nein nicht „der soll halt nicht lesen…“, nein, für den gibt es auf jeden Fall in dieser riesigen Bandbreite genau das, was ihm gefällt. Und ist es (die)der nicht ists ein(e) andere(r). Oder gar eine Kombination von ganz verschiedenen.
Ein bisschen weniger Panik und Aufregung wäre da jedenfalls imo angebracht – ich glaube jedenfalls nicht, dass die (Blog)Welt jetzt untergeht. Um Ehrlich zu sein, ich sehe nicht einmal die oben erwähnte Aufwertung des Blogdings-Marktwertes. Der steigt zwar langsam und stetig, aber mittelfristig IMO dennoch nicht schneller oder langsamer als ohne diese Geschichte hier. Ein kleine Peak, vielleicht. Aber eben nur ein Peak.
logog meint dazu:,
17. July, 2006
@ 17:37
Ja, klar gibt’s immer Frustrationen, wenn eine selbsternannte Avantgarde vom Mainstream überrollt wird. Aber die Nischen werden ja bleiben, wenn Schäuble nicht irgendwann durchdreht, die Blogger als Hassprediger entdeckt und Google beauftragt, die auf dem chinesischen Markt gewonnenen Erfahrungen hier umzusetzen. Aber das ist eine andere Geschichte.
Mein Interesse liegt nicht darin, Jemand und die Sachen, die er oder sie macht zu diffamieren, sondern zu beobachten, welcher Typus sich beim rat-race der Kommerzialisierung womit am Markt durchsetzt.
Sven meint dazu:,
17. July, 2006
@ 17:54
Hab ich hier auch keinem unterstellt, drum sagte ich ja, hier mein‘ ich keinen. Aber woanders liest sich das schon hier und da so..
Haha, ja, die Blogger als Hassprediger, das tät‘ denen da gefallen
🙂