Früher dachten wir zum Weltuntergang gehören Ideologien und Atomwaffen.
Heute wissen wir, Bankkonten und Profitgier sind viel effektiver.
Oil Spill Reported Near Deepwater Drilling Site in Gulf
The Coast Guard is investigating reports of a potentially large oil slick in the Gulf of Mexico not far from the Deepwater Horizon site. According to a knowledgeable source, the slick was sighted by a helicopter pilot on Friday and is about 100 miles long.
Angucken!! -> NDR Mediathek: „Risiko Atomkraft“
…
Thema Libyen:
da streiten sich jetzt manche Leute, die eigentlich das selbe wollen, über „richtig“ oder „falsch“ und beschimpfen sich gegenseitig. Manchmal würde ich auch gern in der Illusion leben können, es gäbe so eindeutig „das Richtige“ und „das Falsche“ wie diese Leute glauben.
Man kann wohl doch eigentlich nur da ansetzen, was man selbst macht, das sag ich auch selber immer mal wieder jedem, der mir mit „was kann ich kleines Licht schon tun angesichts…“ kommt, ich bin da fest überzeugt davon und erzähle jedem, dass das eigene Tun sehr wohl zählt, egal wie „wenig“ es angesichts der Probleme der Welt erscheinen mag.
Nichtsdestotrotz schwimme ich bei der Frage, was ich von dem, was in Libyen passiert, halten soll, wie ich es für mich bewerten will – und komme zu keinem befriedigenden Ergebnis. Was wohl nicht daran liegt, dass ich zu doof wäre, das „richtige“ zu erkennen. Sondern was wohl daran liegt, dass es schlicht keine befriedigende Antwort auf diese Frage gibt.
Was ich aber auch letztlich durchaus akzeptieren kann, es ist eben so, dass es Situationen gibt, die so Scheiße sind, dass das einzig „richtige“, das in der Reaktion darauf möglich ist, darin liegt, überhaupt zu reagieren, und nicht wegzusehen und so zu tun als wäre da nichts. Aber alles, was darüber hinaus geht nicht mehr „richtig“ sein kann, weil die Situation nur noch „nicht richtiges“ als Reaktion übrig lässt (Inwieweit eigenes „Falsches“ im Vorfeld die Situation mit verursacht/verschlimmert hat sei dahin gestellt, denn das lässt sich nicht mehr ändern, „hätte wäre wenn“ nützt niemandem mehr). Ich habe kein Problem damit, solche Situationen als Gegeben zu akzeptieren, die Welt ist nun mal ambivalent und nicht schwarz-weiß.
Was ich aber befremdlich finde (also der eigentliche Anlass meines Gedankens in der Statusmeldung) ist, wenn nun in meinen Timelines bei twitter, fb oder in den Blogs, die ich lese, plötzlich allzuoft die völlige Überzeugung geäußert wird, dass das, was da jetzt passiert „Richtig“ oder „Falsch“ sei bzw. das Gegenteil davon das „Richtige“ oder auch das „Falsche“ wäre – mag sein, dass der ein oder andere tatsächlich überzeugt von seiner Position ist, und „gute Gründe“ dafür hat. Aber eben: jeder hat diese „guten Gründe“, und all diese Gründe sind tatsächlich „gut“. Egal, für welche Position.
Und genau an dieser Stelle wird es dann hässlich, weil an diesem Punkt plötzlich der Kampf um „die Wahrheit“ beginnt, der sich auf den Glauben stützt, dass es „das Richtige“ gäbe und dass man das doch automatisch tue, solange der andere nur endlich kapierte, dass seine Position „das Falsche“ ist. Und man somit in der Polaritäts-Falle gefangen ist. Und das ist dann manchmal schmerzhaft, mit ansehen zu müssen, wie dann die Leute, vielfach auch Freunde und Bekannte, in dieser Falle sitzen und zappeln und sich gegenseitig des „Fehlers“ bezichtigen.
Der Glaube an „Richtig“ oder „Falsch“, speziell im gegenseitigen Ausschluss „Wenn es nicht richtig ist es automatisch falsch“ macht alles, was man tun kann und tut zum „Falschen“, weil es nichts gibt, das eindeutig „das Richtige“ in diesem dualistischem Denkmodell wäre. Menschen töten, um das Töten von Menschen zu verhindern? Nicht töten, aber damit zulassen, dass andere andere Menschen töten? Solange jemand wie Gaddhafi Falsches tut können alle anderen auch nur das Falsche tun. Statt dessen gibt es nur den andauernden Zweifel, ob das, was getan wird nicht vielleicht doch das Falsche sein könnte. Egal was getan wird. Oder auch nicht getan wird.
Es gibt kein „Richtig“. Es gibt nur die verzweifelte Hoffnung, wenigstens nicht völlig falsch zu liegen:
Inhaltliche Zustimmung.
(Eines ist aber falsch: das Land heißt Libyen.)
Eine Überlegung: die deutsche Kultur (genauer müsste es vielleicht heißen: die Kultur der deutschsprachigen Länder und Regionen, aber das ist mir zu lang – und bei Worten wie „alldeutsch“ oder gar „großdeutsch“ bekommen ich Magenschmerzen) – also: die Ösis usw. sind mit drin) – ist meiner Ansicht nach besonders stark, stärker jedenfalls als andere Kulturen des europäisch-nordamerikanischen Kulturkreises, vom dualistische „entweder – oder“-Prinzip geprägt. Mir fällt das im im Unterschied zum (immer noch dualistischen) englischen Sprachraum auf: :“We agree to disagree“ gibt es im Deutschen nicht, weder als Redewendung, noch als Praxis. Kompromisslosigkeit scheint im Deutschen eine Tugend zu sein, und die Grabinschrift des „typischen“ deutschen Autofahrers lautet: „Ich hatte Vorfahrt“. Es wäre nun verfehlt, die Ursache offenbar tief sitzende kulturelle Prägung nur in der Sprache oder in irgendwelchen (nicht zu ändernden) „Mentalitäten“ zu sehen. Ein gewisser Wandel der „deutschen schwarz/weiß-Mentalität, die ja auch ein idealer Nährboden für Opportunismus ist, ist ja nicht zu übersehen, wobei der relativierende Einfluss von außen kommt (Einwanderer, Tourismus, internationale Medien).
Der Punkt ist, dass das deutsche kompromissverachtende schwarz/weiß-Denken erkennbar ein Konstrukt ist, es fiel nicht vom Himmel, es ist nicht angeboren, es ist nicht in den Tiefenstrukturen der deutschen Sprache angelegt: es ist das Resultat von frühneuzeitlichen Glaubenskriegen, vom Absolutismus, von Diktaturen mit „absoluten Wahrheitsanspruch“, von bürokratielastigen Staatswesen usw. usw. .
Auch die tendenzielle Neigung „christlich-abendländischer“ Kulturen zum Dualismus ist nicht von Himmel gefallen, sondern ein geistiges Konstrukt,
Das heißt: außerhalb des „Abendlandes“ ist dieses Denken in Gegensätzen längst nicht so „selbstverständlich“ wie viele (ich vermute: die meisten) bei uns denken.
Eine praktische Folgerung aus meinem Senf: das in „innerabendländischen“ Konflikte oft bewährte Prinzip „der Feind meines Feindes ist mein Freund“ versagt unweigerlich in einer (Stammes-)Gesellschaft, in der es viele Abstufungen von „Freund“ und viele, in einem heiklen Beziehungsgeflecht stehende „Mächtige“ mit zahlreichen Sonderinteressen statt eines an der Spitze einer straffen Hierarchie stehenden „Machthabers“ und eine „Staatsraison“ gibt.
„das Land heißt Libyen“ – gnarf m(