„Musik nur wenn sie mau ist“

Gestern Abend roff man mich an und befragte mich über meinen Radiokonsum. Was dann passierte wundert… eigentlich niemanden mehr.

Ein Zufallsgenerator für eine Telefonumfrage zum Thema Musik im Radio hatte mich offenbar rausgepickt. Das Ding war ein sogenannter „Call out“, mit vielen Hörschnipseln, gekoppelt mit Fragen zu sonstigen inhaltlichen und stilistischen Vorlieben, was man denn so von „seinem“ Radioprogramm erwarte.

Diese Umfrage war mit Sicherheit nicht billig, meine „Session“ dauerte beinahe eine Stunde. Für mich war die Teilnahme sehr lehrreich, denn sie ließ mich erahnen, wie „Formatradio“ ensteht: fast ausschließlich wurde Akzeptanz des Bestehenden abgefragt, und das Ergebnis meiner Antworten, obwohl ich mich bemühte, dies zu vermeiden, kann – bedingt durch die Zusammenstellung und Inhalte der Fragen – nur sein, dass die bestehenden Komponenten eines Formatsenders untereinander „optimiert“ werden.

Also mehr oder weniger „lustige Morningshow“, mehr oder weniger „angenehme Gefühle“.

Aber keinesfalls war es möglich, irgendwas in das Ergebnis einzubringen, das es in diesen Formaten nicht schon lange gibt.

Die musikalischen Inhalte sprachen ebenfalls eine eindeutige Sprache: es wurden verschiedene Unterformen des Pop abgefragt. Würde ich mich nicht ein wenig mit populären Musikformen auskennen, hätte ich die Unterschiede kaum bemerkt, so generisch waren sie.

(Eindeutig) andere Genres kamen dagegen nur in sehr grober Form vor: genau ein Segment, das wirklich eindeutig „Rock“ zugeordnet werden konnte – und das beinhaltete ausschließlich 70ger und 80ger Titel – und drei „Klassik“-Segmente, eins mit unbekannteren Stücken, eins mit Mainstream-Klassik und eins mit Movie-Soundtracks (der Interviewer lachte sehr, als ich ihm alle Filme aufzählen konnte ? ).

Dagegen rund 10-12 Pop-Segmente, unterteilt in Subgenres zwischen Dancefloor bis – zumindest so ein bisschen, man will ja nicht übertreiben – Singer-/Songwriter und verschiedene Dekaden bzw. Dekadenmixe, jeweils verschieden zusammengesetzt pro Block.

Im Pop-Bereich nichts Unbekanntes, im Genrebereich nichts, das über Generisches hinausging, kein Alternative, kein Independent, nichts auch nur ansatzweise progressives, egal ob Pop-, Rock-, oder Dancefloor.

Und dann stolpere ich heute über diesen Artikel in Übermedien. Und wundere mich nicht mehr weiter.

Brost von hr3 sagt: „Das sind bekannte Titel, die müssen sich die Leute nicht ganz anhören. Sie müssen sie nur schnell erkennen.“ Und vielleicht liegt gerade darin das Unbehagen: Es geht um Kategorien wie Akzeptanz, Wiedererkennbarkeit, gemessen wird der Sättigungsgrad. Bäh und Nicht-Bäh. Mit Emotion hat das wenig zu tun.

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