Wer sich wundert, warum die französischen Faschisten nicht (offiziell) mit deutschen Faschisten zusammenarbeiten wollen: die Résistance hat in der franz. Bevölkerung zu Recht Held*innen-Status.
Wer sich mit deutschen Nazis verbündet läuft entsprechend Gefahr, sich auf die „falsche“ Seite zu positionieren. Die AfD ist denen nicht „zu rechts“ sondern „zu Nazi“.
Die haben kein Problem mit Faschismus, sind sie ja selber. Aber sie müssen dennoch das Narrativ aufrecht erhalten keine „Nazis“ zu sein. Das ist in Frankreich besonders deutlich, eben wegen der Geschichte der Résistance vs Nazis.
Aber das Phänomen findet sich auch anderswo, in Frankreich mit seiner speziellen Geschichte mit den deutschen Nazis ist es nur sehr viel deutlicher.
Es hat einen Grund, warum viele Faschos versuchen, aus den Nationalsozialisten mit dem Argument „Die hatten „Sozialismus“ doch sogar im Namen!“ quasi „Linke“ zu machen – es geht um die Distanzierung, weil „Nazi“ für einen Großteil nicht „nur“ konservativer Menschen, aber eben auch für die, die mit autoritären Strukturen liebäugeln und Rassismen tief internalisiert haben, nach wie vor i-bäh ist.
Und um für die wählbar zu sein, können sie Rassisten sein, autoritär, antidemokratisch, nationalistisch, menschenverachtend gegen alle, die nicht cis, weiß, hetero sind usw. Sie dürfen sogar alles machen, was die Nazis auch machten und für alles stehen, wofür die Nazis stehen, aber „Nazis“ dürfen sie für diese Wähler*innengruppe dennoch (noch) nicht sein.
Entsprechend werden völlig wilde mentale Verrenkungen gemacht, um sich hier irgendwas hin zu konstruieren, damit man sich und vor allem dem Wahlvolk einreden kann, dass man irgendwie für all das steht, aber irgendwie trotzdem kein Nazi sei. „Ich bin kein Nazi, aber… [insert Nazistuff here]“ als Prinzip eben.
Wenn Bernd also offen belegte (und verbotene) SA-Nazi-Slogans verwendet und vor allem Krah mal eben überhaupt kein Problem in SS-Angehörigkeit sieht, dann ist das der Schritt zu weit für Faschos, die nicht nur von Nazis gewählt werden wollen. Speziell in Ländern, die von Nazis und gerade auch von der SS unterdrückt wurden.
Deshalb ist der aktuelle Anlass für die Le Pen-Partei vielleicht noch nicht Bernds SA Spruch. Aber Krahs „Nicht alle SS Angehörigen …“-Bemerkung war dann spätestens zu deutlich, da die Franzosen mit der SS Massaker in ihren Dörfern und Städten verbinden, das Vichy-Regime und die französischen Kollaborateure sind bis heute verhasst und werden als nationale Schande wahrgenommen.
Vor diesem Hintergrund können sich französische Nazis eine sichtbare Verbindung zu SS Sympathisanten nicht leisten, wenn sie von (Rechts)Konservativen gewählt werden wollen.
Und ja, es gehört eine Menge kognitive Dissonanz und Ignoranz dazu, ausgerechnet hier eine Trennlinie zu ziehen bzw. zu konstruieren.
Aber für Menschen, die autoritär drauf sind ist der Unterschied zwischen „Darf ich der sein, der unterdrückt“ und „Gehöre ich zu denen, die unterdrückt werden/wurden“ ein großer – die haben kein Problem mit Unterdrückung. Aber eins damit, ob sie Täter sein dürfen oder Opfer wären.