Heute wird das Urteil gegen Pussy Riot gesprochen, denen wegen einer künstlerischen Protestaktion mehrere Jahre Lagerhaft und der Entzug ihrer Kinder droht, im Lande Putins, des „lupenreinen Demokraten“, wie ihn sein guter Freund Exkanzler Schröder einstmals bezeichnete. Glücklich der Staat, in dem es noch Künstler gibt, die laut werden, wenn es gilt, Missstände zu benennen und in künstlerischen Aktionen anzuprangern. Schande über einen Staat, der glaubt, seine Künstler verhaften und wegsperren zu müssen. Solche Staaten kann man nur noch als totalitäre Unrechtsstaaten bezeichnen.
Und wie immer sind es Künstler, die zuerst weggesperrt werden. Offenbar ist Kunst immer noch, auch in unserer heutigen unverbindlichen konsumorientierten Zeit, etwas, wovor Mächtige und vermeintlich Mächtige Angst haben. Das, zumindest, ist auch gut so.
Meine Gedanken sind (nicht nur) heute bei den drei Frauen und ich stimme auch weiterhin, und je nachdem wie es ausgeht auch in Zukunft, in den inzwischen international erfreulich sehr lauten Ruf ein:
Worum es geht, den ganzen Komplex orthodoxe Kirche, Staat, Nationalismus, Diskriminierung von Frauen, Maskulinismus, Entdemokratisierung usw. usf. hat SWR2 gestern in einem sehr ausführlichen Feature ausgebreitet. Wer noch nicht so genau weiß, was da eigentlich los ist und wer sich da was wirklich und angeblich zu Schulden kommen hat lassen, kann die Sendung dort nachhören (Player ist rechts oben auf der Seite, MP3-Direktdownload hier)
Zwei Jahre Knast für ein „Vergehen“, das in Rechtsstaaten sowohl als politischer Protest anerkannt und wenn überhaupt höchstens ein kleines Verwarnungsgeld wegen „Hausfriedensbruch“ o.ä. nach sich gezogen hätte. Das ist Putins Russland heute. Kritische Künstler werden dort wieder auf Jahre ins Gefängnis geworfen.
Und wenn man manche Kommentare unter deutschen Medienberichten liest gibt es auch hierzulande ein paar Leute (zum Glück – hoffentlich – die Ausnahme), die nicht verstehen, was so etwas heißt, für die direkt Betroffenen wie auch für eine Gesellschaft und ein Staatswesen. Und gerade euch Zynikern, die ihr „So ist halt Russland, das hätten die doch wissen müssen, so ist halt das Gesetz da“ daherlabert (Hey, guess what: die HABEN es gewusst. Und trotzdem gemacht! Warum wohl? Eben WEIL es dort „so ist“!) sage ich: es sind immer die Künstler, die sie als erste versuchen mundtot zu machen. Und wenn sie dann zu euch kommen ist niemand mehr da, der das der Welt zeigen, sagen oder singen kann!
Wir Singvøgel werden die drei Frauen von Pussy Riot nicht hängen lassen und „vergessen“ – solange sie im Gefängnis sitzen werden wir an sie erinnern, damit dieser beispielhafte Fall nicht in kurzer Zeit schon in die Vergessenheit abdriftet. Versprochen! Speziell als Musiker fühle ich mich da sehr persönlich betroffen und berührt.
Es gibt zu tun! Zuallererst mal: Wer kann uns dreien so schnell wie möglich je eine solche bunte Sturmhaube stricken?
Im Gesichtsbuch hat sich eine Gruppe von Leuten, hauptsächlich Musikern, zusammen gefunden, um über das Urheberrecht zu reden (Mit einem IMO nicht besonders passenden Namen, aber was solls). Anlass war eine andere Facebook-Gruppe, die offensichtlich im Rahmen der aktuell gestarteten Kampagne der Rechteverwerter „Mein Kopf gehört mir“ den selben Müll nachplappert und äußerst unwirsch reagiert, wenn man ihnen die Fakten aufzeigt, die mit diesem Geplapper, wie das bei Propaganda-Kampagnen halt so üblich ist, nicht viel zu tun haben. Stephan Kleinert von der Band Botany Bay gründete in Anlehnung an den Namen der anderen Gruppe also die Facebook-Gruppe „Songwriter für Piraten“ (hatte ich schon erwähnt, dass ich den Namen suboptimal finde?) als Gegenmodell gegen diese platte Propaganda. Da ich ja bekanntlich auch selber in einer Band spiele fand ich den konstruktiven Ansatz in dieser Gruppe natürlich super.
In dieser Gruppe versuchen wir, aus der „Wir gegen die gegen die“_Falle raus zu kommen. Denn die Frage ist ja: Wie wollen wir alle– Urheber, Verwerter und Konsumenten – zusammen unsere Leidenschaft für Kultur leben? In dieser Gruppe wollen wir versuchen, eine Vision dafür zu finden. Fair und ausgewogen für alle Beteiligten, ohne einander über den Tisch zu ziehen. Denn wir haben ein gemeinsames Interesse: Kunst und Kultur in unser aller Leben zu ermöglichen und glücklich zu sein.
Der erste Schritt auf allen Seiten der IMO nötig ist: erkennen, dass wir alle – als „Kreative“, als „Konsumenten“ und als „Geschäftsleute“ – also alle sogenannten „Marktteilnehmer“ (denn auch das ist nötig: die Anerkennung der Realität, sonst können wir sie nicht ändern) , ein gemeinsames Ziel haben: Spaß an Kultur (Musik, Texten, Lyrik, Filmen, Bildern), die der Seele gut tut und den Geist anregt (oder beruhigt, auch das), sprich: einfach ein wenig Glück im Leben zu haben. Und um dieses gemeinsame Ziel zu erreichen müssen wir alle zusammenhalten. Dazu gehört, erst einmal die Bedürfnisse und Wünsche aller Beteiligten als „legitim“ anzuerkennen.
Und dann können wir regeln, wie wir speziell die Bedürfnisse, die sich zu widersprechen scheinen, so untereinander in Balance bekommen, dass jeder Beteiligte noch genug Wünsche erfüllt bekommt, dass er auch gut damit leben kann, wenn er zu Gunsten der Wünsche seines Nachbarn auch hier und da ein paar Abstriche machen muss. Denn das muss jeder, damit am Ende alle zufrieden sein können.
Somit wäre es wohl die erste Aufgabe: mal zusammenstellen, welche Bedürfnisse und Wünsche die jeweiligen Menschen in ihren jeweiligen „Funktionen“ überhaupt so haben. Also Künstler (am besten tatsächlich aufgeteilt in die verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen, Musiker, Fotograf, Autor, Produzent, etc.), Konsumenten/“Fans“, Verwerter (Verleger, Distributor, Label, etc.). Ohne Bewertung oder Rechtfertigungszwang oder unkonstruktive Konzepte wie „Schuld“ oder Unterstellungen.
Im Rahmen des ersten Schrittes, zunächst einmal zusammen zu sammeln, was denn eigentlich die Bedürfnisse und Wünsche der sogenannten „Marktteilnehmer“ im sogenannten „kulturellen Sektor“ sind, stellte ich dort mal meine Gedanken vor, erstmal ohne drauf zu achten, ob das „realistisch“ sei oder mit den Interessen eines anderen kollidiert. Weil facebook leider ein geschlossenes System ist kopiere ich das auch noch mal hier her, vielleicht interessierts ja noch mehr Leute. Wunschpunsch: Populärkultur. Was ich will. Und was nicht. weiterlesen →
Das Nicht-Thema des Jahres. Irrelevant wie sonstwas. Ich würde da auch nicht groß drüber schreiben, vor allem nicht im Blog, wo ich eh schon zu lange so wenig schreibe. Wenn das nicht ein Anlass wäre für manche Beobachtung, die mir auffiel. Und als Mittel zum Zweck erscheint mir Wulff dann grade noch brauchbar. Wenn das Ganze sonst schon keine weitere Relevanz besitzt.
Beobachtung 1:
Ein riesiges Problem für das in unserem Kulturkreis vorherrschende internalisierte streng dualistische Denkmodell, das beinhaltet, möglichst alles auf genau zwei Antipoden herunter brechen zu müssen, dazu die passenden ebenfalls dualistischen (pseudo)logischen Schlüsse und Bewertungsmodelle, speziell die nach Augustinus – „Es gibt nur eine Wahrheit, und was dieser nicht entspricht ist falsch“ und all ihrer Derivate, scheint mir schon die Konstellation der Protagonisten zu sein.
Zunächst das Herunterbrechen auf zwei gegenüberstehende Seiten. OK, das ist noch kein Problem, BILD und Wulff, das war noch einfach.
Dass jetzt die vielen anderen Protagonisten in dieser Veranstaltung, also die anderen Medien, die Zuschauer, denen diese Medien Dinge verkaufen wollen, die Parteien, die Personen, die Wulff ins Amt brachten, die vielen reichen „Freunde“ Wulffs, jetzt im blinden Fleck stehen nimmt man gerne mit.
Aber schon bei „Wenn bei zwei Seiten einer „böse“ ist ist der andere gut“ wirds jetzt schon ganz eng. Wenn Wulff der Böse ist müssen die BILD-Leute die Guten sein. WTF? BILD gut? Nein BILD ist nicht gut! OK, dann ist Wulff der Gute. Oh, warte….
Und richtig: viele der „Diskussionen“, die man so verfolgen kann drehen sich wie selbstverständlich um genau diese Frage: wer von den beiden ist jetzt der Gute und wer der Böse? Diese Denknorm scheint so stark und selbstverständlich, dass die schmerzhafte Dissonanz selbst für Leute, die BILD sonst für das manifestierte Böse an sich halten sie nicht hindert, die BILD und einen Kai Dieckmann zum Opfer zu erklären und als ein solches für bar jeden Zweifels.
Oder eben andersrum, Leute, die z.B. Guttenberg (korrekterweise) seinen „Fehltritt“ eben nicht durchgehen ließen, plötzlich den präsidialen Vertuschungs- und Täuschungsversuch um die Finanzierung der Hütte des derzeitigen Amtsinhabers eines Amtes, dessen einzige Relevanz darin besteht, „moralische Instanz“ zu sein als vom Amt zu trennende Privatangelegenheit sehen wollen, als Faux Pas, für den man sich halt zu entschuldigen habe, was er ja auch getan habe, sich anzusehen beeilen, weil das ja „logisch“ ist: die BILD-Zeitung als manipulatives Hetzblatt kann ja nur ein unschuldiges Opfer, das durch langjährig trainierte und etablierte Perfidie einer manipulierenden Meinungsmacht getrieben und ins schlechte Licht gestellt wird, jagen. Wulff weiterlesen →
Betreffend die „frommen“ Wünsche, abgefackelte Autos als Zeichen für eine drohende Jugendrandale nach englischem Vorbild deuten zu wollen: Ja klar, die Medien werden schon irgendwas herbeigeredet, provoziert und eskaliert bekommen. Da gehen Politik und Medien mal wieder Hand in Hand und machen sich die Welt, wie sie sie grade brauchen. Die einen für ihren Wahlkampf, die anderen für ihre Auflage. WinWin
Bei facebook-Parties hat’s ja auch geklappt: die Parties wurden ja auch erst interessant zum wirklich hingehen und gucken, als die Boulevardmedien tagelang drauf aufmerksam machten und eine selffulfilling prohecy provoziert haben – dem normalen facebookuser war bis dahin diese Party völlig schnurz. Aber wenn BILD und SPON zusammen dem Mob sagen, dass er da hin muss kommt er auch brav und randaliert ein bisschen. Und BILD und SPON haben die nächste Schlagzeile frei Haus.
Das ist in Wirklichkeit natürlich nicht so, dass gaanz „plötzlich“ brennende Autos die soziale Schieflage in DE zeigen. IMO brennen mehr Autos (so es wirklich mehr als „sonst“ sind), weil das von den Medien in Schlagzeilen umgesetzt wird.
Wenn die Medien jetzt jeden Tag „Autowrack-Zählung“ veranstalten, damit auch jeder merkt „Hey, das bringt ja was, auch ‚mein‘ Auto wird gezählt und macht eine Schlagzeile!“ werden es jeden Tag mehr. Man macht sich da gerade (mal wieder) die Schlagzeilen selber. Und die Schlagzeilen werden jeden Tag größer. Und die Zahl der „Anschläge“ jeden Tag mehr. Und die Schlagzeilen jeden Tag größer. Und die Zahl der „Anschläge“ jeden Tag mehr. Und die Schlagzeilen… (tbc)
Die soziale Schieflage gibts schon länger, mit üblen Auswirkungen auf die Gesellschaft, freilich – hat sich aber in DE in den letzten Wochen nicht von jetzt auf nachher signifikant so verschlimmert, dass jetzt hier in DE plötzlich mit mehr „Aufstand“ zu rechnen wäre als noch vor einem Monat. Oder gar einem Jahr. Und im Vergleich zu anderen EU-Ländern sind die Verhältnisse noch ganz anders. Was nicht heißt, dass sie gut wären. Sondern nur, dass man an unseren Nachbarn sehen kann, wie schlecht sie sein müssen (und wie schlecht sie werden können und auch hier werden, wenn man nicht rechtzeitig gegensteuert, davon bin ich überzeugt), um eine signifikante Reaktion, von Protest mit definierten und formulierten Zielen und Forderungen bis zu unreflektierter Gewalt als Ausdruck blinder Wut, Frust und Ohnmacht.
Die brennenden Autos sind ein Popanz. Und vor lauter „die zünden Autos an!“ wird gerade das, was Ausbrüche wie in London oder Paris verhindern könnte: das überföllige Angehen der Ursachen wachsender sozialer Spannungen, genau nicht weiter betrachtet. Weils ja grad so schön brennt, da lassen sich viel schönere Bilderstrecken zum Klicks generieren mit basteln.
Und freilich auch die besseren politischen Aktionen als Reaktion drauf umsetzen: kleine Gesetzesverschärfung, ein paar Polizisten einstellen, fertig, es wurde was getan. Gegen die Autozündler.
Gegen das Problem der sozialen Spannungen, die durch immer extremere soziale Unterschiede erzeugt wird, lässt sich nämlich nicht „mal eben schnell“ was tun, selbst wenn jemand das wollte – es ist ja allerdings das Gegenteil der Fall, derzeit wird nach wie vor die Umverteilung von unten nach oben immer weiter getrieben und verstärkt.
Weshalb auch kein Politiker, der schnell Schlagzeilen braucht (es ist Wahlkampf) sich damit die Finger verbrennen will. Und deshalb auch schön die Finger davon lässt. Er muss ja auch nix machen – die Medien liefern ja eine prima oberflächliche Alternative zum Thema….
Aus den Kommentaren zweier Google+ – Diskussionen (hier und hier) (u.a. gings auch um die Aussage „Ich habe kein Verständnis für Leute, die solcherlei Gewalt ausüben“) kopier ich das mal hier hin, kann man als Blogpost direkt stehen lassen.
[…]In one NBC report, a young man in Tottenham was asked if rioting really achieved anything:
„Yes,“ said the young man. „You wouldn’t be talking to me now if we didn’t riot, would you?“
„Two months ago we marched to Scotland Yard, more than 2,000 of us, all blacks, and it was peaceful and calm and you know what? Not a word in the press. Last night a bit of rioting and looting and look around you.“
Eavesdropping from among the onlookers, I looked around. A dozen TV crews and newspaper reporters interviewing the young men everywhere „˜“
There are communities all over the country that nobody paid attention to unless there had recently been a riot or a murdered child. Well, they’re paying attention now.
Tonight in London, social order and the rule of law have broken down entirely. The city has been brought to a standstill; it is not safe to go out onto the streets, and where I am in Holloway, the violence is coming closer. As I write, the looting and arson attacks have spread to at least fifty different areas across the UK, including dozens in London, and communities are now turning on each other, with the Guardian reporting on rival gangs forming battle lines. It has become clear to the disenfranchised young people of Britain, who feel that they have no stake in society and nothing to lose, that they can do what they like tonight, and the police are utterly unable to stop them. That is what riots are all about.
Riots are about power, and they are about catharsis. They are not about poor parenting, or youth services being cut, or any of the other snap explanations that media pundits have been trotting out: structural inequalities, as a friend of mine remarked today, are not solved by a few pool tables. People riot because it makes them feel powerful, even if only for a night. People riot because they have spent their whole lives being told that they are good for nothing, and they realise that together they can do anything – literally, anything at all. People to whom respect has never been shown riot because they feel they have little reason to show respect themselves, and it spreads like fire on a warm summer night. And now people have lost their homes, and the country is tearing itself apart. […]“
Ich war Ende März in England und an dem Wochenende in London, als dort hunderttausende friedlich gegen die sozialen Kürzungen, die zur Rettung der Milliardäre beschlossen wurden, protestierten (die paar kleine Rangeleien am Rande zählen da nicht, bei der riesigen Anzahl Menschen) – am nächsten Tag wurde noch von den Zeitungen berichtet. Am übernächsten schon war es nie passiert. In Deutschland wurde es als Randnotiz in der 20Uhr-Tagesschau erwähnt. Der Rest der Welt dürfte es schlicht verpasst haben.
Die Aufforderung, „friedlich“ zu protestieren erscheint in der Tat nurmehr als „…damit wir es ignorieren können“. Die hunderttausenden im März hatten keinerlei Auswirkung über den einen Tag hinaus. Das ist das Problem. Und wenn sich das nicht ändert werden wir bald mehr solche jungen Männer vor Kameras stehen sehen, die in Gewalt die einzige Möglichkeit sehen, sich wenigstens einmal in ihrem chancenlosen Leben „Gehör“ zu verschaffen. Nicht nur in London.
Aber das wird auch hier zu Lande keiner kapieren. Auch hier wird man glauben, dass das Hinsehen hinter die Kulissen, das Anerkennen, dass auch man selbst „Ursache“ ist, weil man Menschen von der Teilhabe am Gemeinwesen, an Bildung und an Chancen abgeschnitten hat, ein Zeichen von „Schwäche“ sei, die man „solchen Leuten“ gegenüber nicht zeigen dürfe. „Die sollen sich halt mal am Riemen reißen“. Und „sich einen gescheiten Job suchen“. Anstatt „auf Kosten der Allgemeinheit…“ – ach, halt, das ist ja, was wir hier bei uns unseren „Hartzies“ sagen. Falsche Baustelle…. Die sind ja nur dumm, ungebildet, Verbrecher gar, Dealer, Kleinkriminelle, Drogensüchtige, Alkoholiker, Asoziale. Alle miteinander.
Blöd, denn die gesellschaftlichen Verlierer und Chancenlosen haben sich diese Frage inzwischen längst beantwortet. Und solange niemand hingeht und eine alternative Antwort gibt, weil man „kein Verständnis hat für die“, vor allem keine, die ihnen eine Perspektive gibt, die ihnen sagt „Doch, auch ihr seid Teil der Gesellschaft und deshalb wichtig und es wert , dass man sich auch um eure Sorgen und Not kümmert, gilt: wer schweigt oder verweigert stimmt zu und bestätigt deren Antwort: „Ihr wollt uns am Boden!“
Dummerweise reagieren ohnmächtige Leute, die nichts mehr zu verlieren zu haben glauben und auch nicht mehr dran glauben, dass sie auch nur irgendwas zu gewinnen hätten, meist auf zwei mögliche Arten: völlige Resignation und Selbstaufgabe – oder aber blinde, auch selbstzerstörerische, Wut.
„Verständnis“ zu haben entschuldigt niemanden, etwas zu verstehen heißt nicht automatisch, etwas gut zu heißen. Aber Verständnis ist die Voraussetzung dafür, dass man überhaupt zu überlegen beginnen kann, was man ändern kann, damit sowas am besten schon nicht eskaliert. Oder wenigstens in Zukunft nicht mehr passiert. Wer Verständnis verweigert, verweigert die Möglichkeit, etwas zu ändern. Wer nicht versteht kann nicht rational handeln. Wer nicht versteht, obwohl er es könnte, handelt darüber hinaus unverantwortlich.
Google ermöglicht jetzt auch Einladung per Link. Wer also noch nicht schon hat und noch will: -> hier klicken.
Die Pseudonymfrage ist nach wie vor offen. Aber da letztlich nichts davon besser wird, dass man schweigend zusieht unterstütze ich nach wie vor auch Pseudonymaccounts auf Google+ und hoffe, dass diese Einladung vor allem Leute nutzen, die auch nichts gegen Pseudonyme haben. Insoweit ist diese Einladung auch so zu verstehen: dass ich genau solche Leute damit einlade.
Das heißt nicht, dass jeder ein Pseudonym nutzen muss wenn er nicht mag (ich machs ja auch nicht – aber warum sollte ich anderen was verbieten, nur, weil ichs selbst anders mache/machen kann? Eben!) – aber kann und darf wenn er will oder muss. Und wer trotz untenstehender Links nicht verstehen mag, warum die Möglichkeit für Pseudonyme, Autonyme und auch Anonyme wichtig und richtig sind: holt euch woanders eine Einladung, ich lade euch explizit nicht ein…
Und verweise bei dem Thema auch auf das englische „My name is me“ sowie das von Jens eröffnete tumblr-Blog „Fuck Yeah Pseudonyms“, wo es ähnliche Statements auch auf deutsch gibt. Und jeder seine hinzufügen kann.
So, nachdem dieser leidige bescheuerte Umgang mit Pseudonymen bei Google+ weiter anhält und ständig halbwegs willkürlich Konten gesperrt oder gar gelöscht werden (und nein, ich meine keine „Businessaccounts“ sondern stinknormale Personen/Privataccounts), halte ich Google+ nicht für realistisch brauchbar. Schade, technisch hätte das wirklich Potential und ich habe schon nach kürzester Zeit dort mehr Aktivität reingelegt als in Twitter oder facebook, weil die Usability einfach 10mal besser als alles andere ist, sogar trotz noch fehlender APIs und manchen beta-Humplers.
IMO macht diese Unsicherheit, sämtliche Daten, die man in der Google-Cloud stecken hat zu verlieren (oder zumindest den Zugriff darauf), die dieses Gebahren verursacht, dieses „Google+“ nicht einmal als beta-Test benutzbar. Zumal ich langsam das Gefühl habe, dass ich mich irgendwann auch lächerlich mache, wenn ich Google an anderer Stelle ständig verteidige (an diesen Stellen wo ich das tue, stehe ich freilich nach wie vor zu meinen Standpunkten, aber irgendwann muss man wohl Prioritäten setzen)
Da ich auch keine Lust auf die immer wieder kehrenden unreflektierten 50ger-Jahre-Kommentare á la „Wer nichts zu verbergen hat…“ und „Geh doch nach drüben wenns dir hier nicht gefällt“ habe lasse ich die Kommentare zu diesem Posting drüben bei Google+ zu und verweise statt dessen darauf, dass nur weil man selbst vielleicht so privilegiert ist, dass man nicht betroffen von der Notwendigkeit ist oder das halt nicht „braucht“ (wie z.B. ich), das nicht heißt, dass das für alle anderen auch zu gelten haben muss und dass man niemandes Freiheit oder Möglichkeit einschränken muss, solange diese mir weder schadet oder mich irgendwo einschränkt.
Und ich sehe nicht, wo der Umstand, dass jemand anderes sich nicht mit einem (vermeintlichen!) „echten“ Namen zeigen möchte, mir irgendwelche Freiheiten oder Möglichkeiten nimmt oder mir damit gar schadet.
Wenn Google dieses „Internet“ irgendwann vielleicht doch mal kapiert hat und G+ als social network wieder benutzbar sein sollte schau ich wieder rein. Bis dahin findet man mich ja auch auf Twitter, facebook und auf meinem Blog (auch alles in meinem G+ – Profil verlinkt).
Wir sind normale Menschen. Wir sind wie du: Menschen, die jeden Morgen aufstehen, um studieren zu gehen, zur Arbeit zu gehen oder einen Job zu finden, Menschen mit Familien und Freunden. Menschen, die jeden Tag hart arbeiten, um denjenigen die uns umgeben eine bessere Zukunft zu bieten.
Einige von uns bezeichnen sich als aufklärerisch, andere als konservativ. Manche von uns sind gläubig, andere wiederum nicht. Einige von uns folgen klar definierten Ideologien, manche unter uns sind unpolitisch, aber wir sind alle besorgt und wütend angesichts der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Perspektive, die sich uns um uns herum präsentiert: die Korruption unter Politikern, Geschäftsleuten und Bankern macht uns hilf- als auch sprachlos.
Und diese Situation ist mittlerweile zur Normalität geworden – tägliches Leid, ohne jegliche Hoffnung. Doch wenn wir uns zusammentun, können wir das ändern. Es ist an der Zeit, Dinge zu verändern. Zeit, miteinander eine bessere Gesellschaft aufzubauen. Deswegen treten wir eindringlich hierfür ein:
Gleichheit, Fortschritt, Solidarität, kulturelle Freiheit, Nachhaltigkeit und Entwicklung, sowie das Wohl und Glück der Menschen müssen als Prioritäten einer jeden modernen Gesellschaft gelten.
Das Recht auf Behausung, Arbeit, Kultur, Gesundheit, Bildung, politische Teilhabe, freie persönliche Entwicklung und Verbraucherrechte im Sinne einer gesunden und glücklichen Existenz sind unverzichtbare Wahrheiten, die unsere Gesellschaft zu befolgen hat.
In ihrem momentanen Zustand sorgen unsere Regierung und das Wirtschaftssystem nicht dafür, sondern stellen sogar auf vielerlei Weise ein Hindernis für menschlichen Fortschritt dar.
Die Demokratie gehört den Menschen (demos = Menschen, krátos = Regierung), wobei die Regierung aus jedem Einzelnen von uns besteht. Dennoch hört uns in Spanien der Großteil der Politiker überhaupt nicht zu. Politiker sollten unsere Stimmen in die Institutionen bringen, die politische Teilhabe von Bürgern mit Hilfe direkter Kommunikationskanäle erleichtern, um der gesamten Gesellschaft den größten Nutzen zu erbringen, sie sollten sich nicht auf unsere Kosten bereichern und deswegen vorankommen, sie sollten sich nicht nur um die Herrschaft der Wirtschaftsgroßmächte kümmern und diese durch ein Zweiparteiensystem erhalten, welches vom unerschütterlichen Akronym PP & PSOE angeführt wird.
Die Gier nach Macht und deren Beschränkung auf einige wenige Menschen bringt Ungleichheit, Spannung und Ungerechtigkeit mit sich, was wiederum zu Gewalt führt, die wir jedoch ablehnen. Das veraltete und unnatürliche Wirtschaftsmodell treibt die gesellschaftliche Maschinerie an, einer immerfort wachsenden Spirale gleich, die sich selbst vernichtet indem sie nur wenigen Menschen Reichtum bringt und den Rest in Armut stürzt. Bis zum völligen Kollaps.
Ziel und Absicht des derzeitigen Systems sind die Anhäufung von Geld, ohne dabei auf Wirtschaftlichkeit oder den Wohlstand der Gesellschaft zu achten. Ressourcen werden verschwendet, der Planet wird zerstört und Arbeitslosigkeit sowie Unzufriedenheit unter den Verbrauchern entsteht.
Die Bürger bilden das Getriebe dieser Maschinerie, welche nur dazu entwickelt wurde, um einer Minderheit zu Reichtum zu verhelfen, die sich nicht um unsere Bedürfnisse kümmert. Wir sind anonym, doch ohne uns würde dergleichen nicht existieren können, denn am Ende bewegen wir die Welt.
Wenn wir es als Gesellschaft lernen, unsere Zukunft nicht mehr einem abstrakten Wirtschaftssystem anzuvertrauen, das den meisten ohnehin keine Vorteile erbringt, können wir den Missbrauch abschaffen, unter dem wir alle leiden.
Wir brauchen eine ethische Revolution. Anstatt das Geld über Menschen zu stellen, sollten wir es wieder in unsere Dienste stellen. Wir sind Menschen, keine Produkte. Ich bin kein Produkt dessen, was ich kaufe, weshalb ich es kaufe oder von wem.
Nunja, vielleicht erklärt das dieser schöne Vortrag des amerikanischen Soziologen Sam Richards, in dem er erklärt, was die seiner Meinung nach wohl wichtigste Fertigkeit eines Soziologen sei: Empathie, das Sich-hineinversetzen-können in andere Menschen, das Nachvollziehen ihrer Lebenswelt.
Und eine zweite, die ich hinzufügen möchte – die er auch beherrscht, aber die er vergaß zu erwähnen: die Fähigkeit, die daraus gewonnenen Erkenntnisse und Einsichten auch anderen zu vermitteln. So, dass auch diese das nachvollziehen können.
Und ja, in Zeiten wie diesen sind das sehr gefährliche Fertigkeiten. Man stelle sich das nur mal vor – wenn das alle so machen würden… !
(Leider auf Englisch und ohne deutsche Untertitel. Wer gesprochenes Englisch nicht so gut versteht kann auf der Originalseite aber zumindest englische einblenden, das hilft auch schon, der gute Mann nuschelt hier und da bei manchen Wörtern schon mal ganz fürchterlich -> Direktlink zum Video)
[…] Die jetzt vorliegende Kriminalstatistik[1] des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen enthüllt: Nach dem Ende der anlasslosen Vorratsspeicherung aller Verbindungsdaten sinkt die Zahl der registrierten Internetdelikte. Die Aufklärung ist überdurchschnittlich erfolgreich. […] Nichts in der letzte Woche vorgelegten Statistik spricht für die Annahme, dass das Ende der verdachtslosen Vorratsdatenspeicherung zu mehr Internetkriminalität geführt hätte – im Gegenteil […]
…die Polizei seit gestern völlig handlungsunfähig sei und keinerlei Verbrechen mehr aufklären könne, keine Verbrecher verfolgen und dingfest machen könne, ja, quasi taub, blind und gelähmt sei und die Bevölkerung nunmehr alleine gelassen sei, ohne den geringsten Schutz vor Raubmordkopierern, Terrorbetrügern, Kinderpornophishern und organisierter wie unorganisierter Plünderkriminalitätspiraterie.
Und Jetzt?
Und was ist jetzt mit der Überwachungskameras, präventiven Telefonüberwachung oder automatischen Erfassung von Auto-Nummernschildern, die wegen G8-Gipfel und Terroristen eingeführt wurden, aber ja zum Glück und beruhigendermaßen nur befristet, der Erfassung von Daten zu politischer Meinung, Ethnie, Sexualleben etc., pp?
Ist schon etwas älter. Aber weil grad mal wieder jemand meinte, unbedingt rassistische Ideologien als „Meinung“ zu verniedlichen und unbedingt dann als eine angebliche solche als „schützenswert“ erachtete, und auch, weil die Sarrazins und ähnliche nach wie vor „anders sein“ als zu bekämpfenden Makel zu brandmarken versuchen anstatt zu erkennen, dass Vielfalt immer ein „Mehr“ für alle ist und niemals ein „Verlust“ sein kann, dachte ich mir, ich sollte das mal wieder featuren.
Weil wegsehen und damit tolerieren von jeglichem rassistischem Denkmuster im Glauben, dass es einen ja nicht beträfe so ziemlich das dümmste ist, das man machen kann. Denn Rassismus als Muster ist willkürlich: wer heute nicht betroffen ist kann morgen schon das nächste Ziel sein. Und wenn es nur wegen seiner Haarfarbe ist.
(Achtung: das Video ist nichts für schwache Nerven. Und für Kinder wohl auch eher nicht geeignet!)
Angst vor ihren Bürgern. Speziell denen, die sich nicht mit „Dschungelcamps“ und „Superstars“ lobotomieren lassen sondern politisch engagieren, gegen Rechtsextremismus oder für die Umwelt. In Deutschland, England und den USA.
[…]War eine Eskalation wirklich gewollt? Ein anonymes Schreiben aus Polizeikreisen bestärkt diesen Verdacht. Es ging schon vor der Demonstration bei den Landtagsfraktionen von SPD und Grünen ein. […] Demnach wurde vor der Demonstration ein härteres Vorgehen geplant, um zu dokumentieren, dass die Demo-Teilnehmer gewaltbereit sind. So wolle man verhindern, dass weiterhin eine große Anzahl von Menschen an den Protestversammlungen teilnimmt. Alle Experten, denen MONITOR das Papier vorlegt, halten es für authentisch. Und – wer immer das Papier geschrieben hat, er sollte Recht behalten.[…]
Dass ich der Meinung ist, RTLII mache Profite und Frau zu Guttenberg Eigenpublicity mit und auf dem Rücken von missbrauchten Kindern, und dass diese deshalb in meinen Augen Teil des (angeblichen – eher müsste ich sagen „die wahren Protagonisten des“) Geschäfts mit dem Missbrauch von Kindern sind, habe ich ja schon letzte Woche gesagt.