Heute wird das Urteil gegen Pussy Riot gesprochen, denen wegen einer künstlerischen Protestaktion mehrere Jahre Lagerhaft und der Entzug ihrer Kinder droht, im Lande Putins, des „lupenreinen Demokraten“, wie ihn sein guter Freund Exkanzler Schröder einstmals bezeichnete. Glücklich der Staat, in dem es noch Künstler gibt, die laut werden, wenn es gilt, Missstände zu benennen und in künstlerischen Aktionen anzuprangern. Schande über einen Staat, der glaubt, seine Künstler verhaften und wegsperren zu müssen. Solche Staaten kann man nur noch als totalitäre Unrechtsstaaten bezeichnen.
Und wie immer sind es Künstler, die zuerst weggesperrt werden. Offenbar ist Kunst immer noch, auch in unserer heutigen unverbindlichen konsumorientierten Zeit, etwas, wovor Mächtige und vermeintlich Mächtige Angst haben. Das, zumindest, ist auch gut so.
Meine Gedanken sind (nicht nur) heute bei den drei Frauen und ich stimme auch weiterhin, und je nachdem wie es ausgeht auch in Zukunft, in den inzwischen international erfreulich sehr lauten Ruf ein:
Worum es geht, den ganzen Komplex orthodoxe Kirche, Staat, Nationalismus, Diskriminierung von Frauen, Maskulinismus, Entdemokratisierung usw. usf. hat SWR2 gestern in einem sehr ausführlichen Feature ausgebreitet. Wer noch nicht so genau weiß, was da eigentlich los ist und wer sich da was wirklich und angeblich zu Schulden kommen hat lassen, kann die Sendung dort nachhören (Player ist rechts oben auf der Seite, MP3-Direktdownload hier)
Wer mehr tun will: Amnesty International ruft zu Aktionen auf.
Liveticker gibts viele, ich empfehle den guardian, der sowas immer sehr gut macht, auf deutsch überträgt Phoenix live und über Twitter wird es wohl auch einen Haufen Live-Infos geben.
Update:
Zwei Jahre Knast für ein „Vergehen“, das in Rechtsstaaten sowohl als politischer Protest anerkannt und wenn überhaupt höchstens ein kleines Verwarnungsgeld wegen „Hausfriedensbruch“ o.ä. nach sich gezogen hätte. Das ist Putins Russland heute. Kritische Künstler werden dort wieder auf Jahre ins Gefängnis geworfen.
Und wenn man manche Kommentare unter deutschen Medienberichten liest gibt es auch hierzulande ein paar Leute (zum Glück – hoffentlich – die Ausnahme), die nicht verstehen, was so etwas heißt, für die direkt Betroffenen wie auch für eine Gesellschaft und ein Staatswesen. Und gerade euch Zynikern, die ihr „So ist halt Russland, das hätten die doch wissen müssen, so ist halt das Gesetz da“ daherlabert (Hey, guess what: die HABEN es gewusst. Und trotzdem gemacht! Warum wohl? Eben WEIL es dort „so ist“!) sage ich: es sind immer die Künstler, die sie als erste versuchen mundtot zu machen. Und wenn sie dann zu euch kommen ist niemand mehr da, der das der Welt zeigen, sagen oder singen kann!
Wir Singvøgel werden die drei Frauen von Pussy Riot nicht hängen lassen und „vergessen“ – solange sie im Gefängnis sitzen werden wir an sie erinnern, damit dieser beispielhafte Fall nicht in kurzer Zeit schon in die Vergessenheit abdriftet. Versprochen! Speziell als Musiker fühle ich mich da sehr persönlich betroffen und berührt.
Es gibt zu tun! Zuallererst mal: Wer kann uns dreien so schnell wie möglich je eine solche bunte Sturmhaube stricken?