Überlegungen zum Thema Überwachungsstaat

Dieser Artikel wird wahrscheinlich sehr lang. Seit Monaten, lange bevor Edward Snowden der Welt sagte, wie weit fortgeschritten die globale Überwachung unser aller Kommunikation tatsächlich schon ist, sofern sie nicht Aug in Aug im Funkloch des tiefen Waldes stattfindet, drehe und wende ich Elemente dieses Artikels in meinem Kopf, überlege, wie ich dieses komplexe Thema angehe, das ja eigentlich gar nicht so kompliziert ist, aber eben doch so komplex, dass es immer wieder dazu kommt, dass – manchmal offensichtlich beabsichtigt, manchmal aus Versehen, weil jemand Dinge nicht überblickt oder mit der gebotenen Trennschärfe betrachtet – Dinge in Zusammenhang gesetzt werden, die nichts oder wenig miteinander zu tun haben oder schlicht nicht wirklich verstanden werden. Nicht nur seitens „der Leute“ sondern auch seitens derer, die „den Leuten“ von diesen Dingen erzählen. Politiker, Medien, Firmen, whatever.

Da ich mich teilweise schon seit Jahren darüber ärgere, wenn ich miterleben muss, dass Dinge offenbar bewusst durcheinander geworfen werden, meist tun dies Politiker, um irgendwas zu rechtfertigen, das, quod erat demonstrandum, offenbar mit einer korrekten Darstellung nicht zu rechtfertigen wäre, versuche ich also erst einmal, ein paar Dinge auseinander zu dröseln, bevor ich daran gehe, sie so wieder zusammen zu setzen, wie ich denke, dass es zum Verständnis dessen, was wir alle heute erleben, notwendig ist. Ich beginne also mal mit dem Grundrecht, das in den letzten Jahren vom Bundesverfassungsgericht am häufigsten angeführt wurde, wenn es mal wieder allzu dreiste Überwachungsgesetze verschiedenster Parteikoalitionen in die Rundablage beförderte.

Informationelle Selbstbestimmung

Xxxxxxxx ist doch heutzutage kein Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung mehr, jeder gibt doch heutzutage freiwillig schon viel mehr persönliche Daten Preis als noch vor 15 Jahren

Ein gern genommenes „Argument“, um die Erhebung oder Speicherung irgendwelcher Daten gegen meinen Willen zu rechtfertigen ist, es gleichzusetzen mit dem, was Menschen im Rahmen ihrer Aktivitäten vorzugsweise im Internet selbst von sich preisgeben. Meist kommt dieses Argument dann zum Tragen, wenn eine Verletzung der informationellen Selbstbestimmung verschleiert oder relativiert werden soll. Ich hatte dieses „Missverständnis“ im Rahmen der Volkszählung 2007 schon einmal hier im Blog.

Wie gut dieser ärgerliche Spin vom „normalen Volk“ internalisiert wurde kann man leider fast täglich in diversen Kommentaren auf Facebook, unter Medienartikeln oder auch manchen Blogartikeln lesen oder in Gesprächen mit Leuten feststellen, wenn kein Unterschied gemacht wird zwischen der allumfassenden Datensammelei der Geheimdienste und den „bösen“ Datenkraken Google, facebook & Co. (vorzugsweise amerikanische Konzerne, egal, ob ein Aufruf der web.de-Startseite meine Ghostery-Browsererweiterung nicht mehr damit aufhören lässt, einen Trackingdienst nach dem anderen, der dort implementiert ist, aufzuzählen).

Dabei ist es gerade sehr wichtig, diesen Unterschied zwischen freiwilligen Angaben, die ich bei der Nutzung von Internetdiensten mache und Daten, die der Staat von mir einsammelt zu machen.

Ich weiß ziemlich genau, was ich Diensten wie Facebook, Google-Diensten, Instagramm, Twitter, ipernity und was auch immer ich sonst nutze, von mir erzähle, und ich mache da teilweise auch sehr bewusst verschiedene Angaben, so dass diese Dienste am Ende teilweise sehr unterschiedliche „Profile“ von meiner Person haben. Auch, weil ich verschiedene Dienste zu verschiedenen Zwecken nutze und diese unterschiedlichen Informationen dem jeweiligen Dienst tatsächlich helfen, ihn diesen Zwecken anzupassen.

Und es gibt Sachen, die ich keinem dieser Dienste sage, denn es gibt Dinge, die ich tatsächlich als „privat“ erachte und für mich deshalb nicht zu der Persönlichkeit, die ich in der Öffentlichkeit darstelle(n möchte), gehören.

Ich betrachte „das Internet“ als einen mehr oder weniger „öffentlichen Raum“, und so, wie ich mich wasche, saubere Klamotten anziehe und mir die Haare kämme, bevor ich aus dem Haus gehe und mich z.B. in die Straßenbahn setze, achte ich auch darauf, wie ich mich in der Öffentlichkeit „Internet“ präsentiere. Das Stichwort dabei ist aber immer: Freiwilligkeit. Überlegungen zum Thema Überwachungsstaat weiterlesen

Die Xenophobie der bildungsfernen Schichten?

Was in Berlin-Hellersdorf und anderswo passiert (und seit Rostock niemanden mehr verwundern dürfte), wenn man Asylantenwohnheime irgendwo hin stellt, wird gern damit begründet, dass dort Menschen lebten, die zu sogenannten „bildungsfernen Schichten“ gehören und denen es „auch nicht gut“ ginge. Selbst wenn das der Grund wäre, ist ein Grund dennoch keine Entschuldigung, jeder Mensch hat ein Hirn und ich nehme niemanden aus der Verantwortung, es zu benutzen, nur weil sie/er kein Abi hat.

Ich komme auch nicht aus einer Akademikerfamilie, meine Eltern haben auch „nur“ die Volksschule besucht, aber auch die kämen nicht auf die Idee, ausgerechnet Leuten, denen es noch schlechter geht als jedem HartzIV-Empfänger in diesem Land (was man erst mal schaffen muss!), die Schuld für irgendwelche eigenen Probleme zu geben oder sie einfach „nur so“ zu hassen, nur weil sie „nicht von hier“ sind.

Aber was ich sagen wollte: wer wirklich glaubt, die soziale Schichtung der dortigen Anwohner sei der Grund für diese hässlichen Bilder, dürfte sich sehr wundern, welche Bilder er zu sehen bekäme und Aussagen zu hören, würde ein Asylantenwohnheim in einer Villengegend voller gut verdienender Akademiker platziert werden. Mag sein, dass manche davon ihre Braunstichigkeit dann etwas geschickter formulieren. Aber glaubt irgendwer ernsthaft, dass abseits des u.U. verwendeten Vokabulars sich da eine um auch nur einen Deut unterschiedliche Geisteshaltung offenbaren würde?

Angesichts dessen, dass 20 Jahre nach Rostock keiner etwas gelernt zu haben scheint, vor allem aber auch kein Politiker, der sich jetzt trotz lächerlicher Zahlen wieder vor Kameras stellt und von „Schwemmen“ faselt und mit „das Boot ist voll“-Rhetorik daher kommt und mal wieder geistige Brandstiftung betreibt und dumpfe Fremdenfeindlichkeit, die sich durch alle Schichten, Altersstufen und Bildungsstände zieht, mit Vorurteilen bedient und mit bewusster Fehlinterpretation von „Statistiken“ befeuert und dabei auch noch verantwortlich ist für die menschenunwürdige Situation von Flüchtlingen und jeder anderen Person, die irgendwie auf Hilfe des Staates und der Gesellschaft angewiesen ist, sehe ich wenig Chancen auf Änderung.

Und ich muss unterstellen, dass auch keine gewollt wird. Solidarität unter den Menschen, womöglich sogar Empathie, das sind keine gewünschten Werte und Fertigkeiten mehr für diese Gesellschaft. Wenn überhaupt, dann sollen bitte „die anderen“ solche Fertigkeiten haben, dort, wo es denen, die sie nicht haben, nützt: Menschen, die in unterbezahlten Berufsfeldern wie Kranken-/Altenpflege o.ä. malochen und denen, wenn sie sich über ihre Arbeitsbedingungen beschweren, entgegengehalten wird, dass sie das „doch nicht für’s Geld“ machen würden „oder etwa doch?“ (Vorwurfsvoller Ton, gekoppelt mit einem impliziten „Wie naiv bist DU denn?“).

Menschen, die diese Werte nie gelernt haben, oder besser, das Gegenteil, wenn nicht zuhause dann spätestens in der Schule, sind auch leichter gegeneinander auszuspielen. So kann man den Kotlett-Knochen in die Menge werfen, sagen „mehr können wir uns nicht leisten, ihr wisst schon, wegen wem!“, und, während sich dann alles um den mageren Knochen prügelt, können die Großkopferten gemütlich und ohne, dass mans ihnen streitig machte, das saftige Stück Fleisch futtern. Und nachdem sie sich den Mund abgewischt haben Krokodilstränen vergießen darüber, wie furchtbar sie es finden, wie da Menschen miteinander umgehen.

 

Gastbeitrag bei venue-music: „Die GEMA und die C3S“

Nachdem ich mich ja letztens ein wenig über das Interview mit einem GEMA-Justiziar in der Musikwoche geärgert hatte fragte Carsten mich, ob ich diesen IMO höchst unseriösen Spin, mit der die GEMA dort und anderswo gegen die C3S argumentiert, nicht mal für venue music in einem Gastbeitrag ein bisschen durchdeklinieren möchte. Fand ich eine gute Idee – und den Artikel haben wir dann auch gleich mal unter CC-Lizenz (was das ist hab ich vor einiger Zeit im Singvøgel-Weblog beschrieben) veröffentlicht. Weil wir es können.

Am 8. August 2013 veröffentlichte die “Musikwoche” ein Interview mit dem GEMA-Justiziar Tobias Holzmüller in dem er um Stellungnahmen zum Thema “Creative Commons” und der sich als GEMA-Alternative anbietenden zukünftigen Verwertungsgesellschaft C3S gebeten wurde.

Ich habe mir dieses Interview jetzt ein paar mal genau durchgelesen und mir verfestigt sich der Eindruck, dass die GEMA tatsächlich nervös zu werden scheint, denn anders kann ich mir manche Aussage nicht erklären. Es ist nicht so, dass man sagen könnte “Der Mann lügt”. Der Mann ist immerhin Jurist, wirkliche “falsche” Behauptungen sind da nicht zu erwarten, da wäre er auch ziemlich dämlich.

Aber man kann ja auch Dinge einfach nicht sagen. Und so beschleicht mich der Verdacht, dass die GEMA derzeit versucht, einen bestimmten Spin aufzubauen, der durch geschicktes Weglassen kleiner, aber wichtiger Details und, wie ich unterstellen muss, bewusster (da ich mir nicht vorstellen kann, dass intelligente Menschen vom Fach die “richtige” Reihenfolge nicht erkennen) Umkehrung von Ursachen und Wirkungen ein Bild malt, das ich – als Urheber, Musiker und Kulturinteressierter – so nicht stehen lassen will.

Der zentrale Spin, den ich da sehe, nicht nur in diesem Interview sondern auch in einigen anderen Aussagen der GEMA, wie sie in letzter Zeit in Medien zu lesen sind, lässt sich in ein paar Punkten in etwa so zusammenfassen:

  1. Die C3S wird Creative Commons Lizenzen vertreten
  2. Wer Werke unter CC lizensiert verzichtet auf ihm zustehende Vergütungen
  3. Wer zur C3S geht verzichtet auf ihm zustehende Vergütungen
  4. Die C3S ist keine Alternative für Urheber_innen, die von den Erlösen ihrer Werke leben können wollen bzw. müssen.

Dieses Bild funktioniert, wenn man ein paar Informationen nicht hat bzw. nicht dazu sagt. Es funktioniert aber ab dem Moment nicht mehr, wenn diese Informationen dazu kommen […]
(weiter auf venue music: Die GEMA und die C3S)

Wer an einer GEMA-Alternative interessiert ist, sei es als Unterstützer, sei es aber gerade auch als Musiker, Texter oder Komponist, kann helfen, dass die C3S Wirklichkeit wird, indem sie/er sich am aktuellen Crowdfunding der C3S beteiligt. Wer mehr wissen möchte: Etwas ausführlicher aus meiner Sicht bloggte ich letztens zum Start des Crowdfundings hier.

 

Alt und Neu

Ich habe übers Wochenende jetzt tatsächlich mal mein altes WordPress upgedated. Mein Blog lief bis vor kurzem ja tatsächlich noch auf Version 1.5.irgendwas, das ich nach dem großen Crash 2007 installiert hatte. Wollte ich schon länger mal machen, aber schreckte immer wieder vor dem Aufwand zurück. Jetzt hatte ich aber letztens doch mal etwas Zeit und so gradete ich behutsam auf 2.0, 2.2, 2.4, 2.6, 3.0, 3.3 bis 3.6 auf. Und jetzt kann ich hier endlich auch mit Chrome was machen, habe die komfortablen Update-Funktionen im Backend usw. usf.

Natürlich passierte, was passieren musste, die Umlaute zerhagelte es, aber Dank eines kleinen Suchen-Ersetzen-Plugins war das schnell repariert. Das alte Theme musste allerdings dran glauben, da habe ich einfach zu viel dran rumgebastelt und Code von irgendwelchen uralten und nicht mehr unterstützten Plugins reingehackt, außerdem war das auch nicht responsive genug, so dass das auf Smartphones nicht wirklich funktionierte, da gabs seit 2 Jahren regelmäßig Beschwerden.

Das 2013-er Theme, das das aktuelle WordPress von Haus aus mitbringt gefällt mir allerdings schon ganz gut, ich bin da auch nicht mehr so wild drauf, dass das jetzt unbedingt super individuell auszusehen hat, ich habe da einfach keine Zeit mehr dazu, mich in den Kram so reinzufrickeln, und auch nicht mehr den Ehrgeiz. Hauptsache, es schaut brauchbar aus und funktioniert.

Einen Wermutstropfen hat die Aktion allerdings: das Tagging-System, das ich in meiner alten Version hatte, weil die damals noch kein natives hatte, funktioniert nicht mehr. Das macht ein paar Links kaputt, da ich in manchen alten Artikeln auf …/tag/…-URLs verwiesen habe. Da werde ich also nochmal durch einige alte Postings durchgehen müssen und Tags nachpflegen müssen, damit das wieder halbwegs passt.

Denn ich hatte mich zwar „beschwert“ darüber, dass ich kaum mehr weiß, was ich über manche hauptsächlich politische Themen noch bloggen könne, weil ich eigentlich über fast alles schon mindestens 2 oder 3 Mal schrob, aber gerade das macht es ja wieder interessant, wenn ich dann tatsächlich wieder mal was politisches schreibe, aus dem tagespolitischen Anlass heraus in einen zeitlich weiter gefassten Kontext springen zu können.

Aber ich hoffe natürlich auch, dass die neue, technisch aktuelle Umgebung mich auch ein bisschen dazu animiert, wieder wirklich etwas mehr hier ins Blog zu schreiben…

 

xKeyscore und Facebook-Embed-Test – passt ja auch irgendwie… ;-)

http://www.facebook.com/svenscholz/posts/10200166225538820

OK, offenbar stellt manche Chrome-Installation externe Facebook-Funktionen nicht dar (ich hab das auch auf einem meiner Rechner, das betrifft dann alles und überall, vom einfachen Share-Button (speziell die, die man freischalten muss – die verschwinden dann einfach) über mit FB realisierte Kommentarfunktionen, die manche Portale nutzen (regioactive.de z.B.) und auch diese embedded posts.) – heißt, ich muss mir für diese Fälle angewöhnen, auch einen händischen Link zu solchen embedded posts mit dazu zu setzen. Gut, dass wir getestet haben.

Direktlink: http://www.facebook.com/svenscholz/posts/10200166225538820

 

Apokalyptiker an der Macht

Ich lagere hier mal einen Gedanken, den ich im Gesichtsbuch als Kommentar schrob auf die Frage nach der Motivation von Überwachung und Kontrolle der eigenen Mitbürger in sich selbst als „freiheitliche Demokratie“ bezeichnenden Ländern, die aufkam, als diese Praxis mit der totalitärer Staaten verglichen wurde. Der Gedanke ist schon sehr alt, ich hatte ihn hier schon im Jahre 2006(!!!) angedeutet, aber noch nicht so ausformuliert wie im Folgenden. Ja, ich schreibe auf jeden Fall noch einen längeren Artikel zum Thema Überwachung. Genau deshalb werfe ich diesen Gedankengang schon mal hier hin, um mich später noch mal drauf beziehen zu können.

Die Motivation [für Überwachung in einem demokratischen Staat] ist in der Tat eine andere [als in einer totalitären Diktatur], und die Motivation ist es auch am Ende, die ein Ergebnis immer mitbestimmt – wir leben (zum Glück) nicht in einem Terrorregime, in dem Überwachung ein Mittel von vielen ist, bzw. als Werkzeug eine Voraussetzung, um programmatisch und „gewollt“ Menschenrechte zu unterdrücken und Macht totalitär und absolut zu erreichen und zu erhalten.

Die Überwachung, wie wir sie heute erleben (und noch bis zum Beginn der 90ger niemals für möglich gehalten hätten, würde ich meinem jüngeren Ich erzählen, was heute abgeht, ich hätte es mir nicht geglaubt, weil ich nie geglaubt hätte, dass „wir“ das zugelassen hätten) hat andere Motivationen: sie spiegelt auf der irrationalen Seite eine Angst vor Kontrollverlust wider, oder aber auch den Glauben, dieser Kontrollverlust sei abwendbar, es ist die Angst alter Männer vor dem Tod und dem „jüngsten Gericht“, die Angst, „Schuld“ zu sein, weil man „nicht alles getan“ habe, aber auch ein Zeichen voranschreitender Technokratie, die ähnliche Motive zum Hintergrund hat, denn technokratische Systeme entheben den einzelnen Menschen seiner Verantwortung und produziert „Schreibtischtäter“ ohne eigenen Willen, die sich ja „nur an Vorschriften gehalten haben“. Ein Zeichen dafür ist die ständig wiederkehrende Argumentation, dass ja „alles gesetzlich geregelt“ sei und damit auch „rechtens“ – dass Gesetze einfach „falsch“ sein können ist da nachrangig. Friedrichs „Supergrundrecht“ spricht da auch Bände. Die Menschenrechte sind da Kollateralschaden, nicht Ziel.

Politik heute ist keine Vision mehr, keine Zukunftsgestaltung, kein Gesellschaftsbild, sondern nur noch Verwaltung und Beharren auf einen Status Quo – „Haltet die Welt an“, aber sie dreht sich eben dennoch weiter.

Die Angstspirale dreht sich ebenso weiter, ein weiteres Signal dafür: der Umgang mit den diversen „Finanzkrisen“, die die unglaublichsten Schreckensszenarien heraufbeschwört, sollte man es nicht schaffen, alles so zu lassen wie es ist, die Möglichkeit, dass eine Veränderung auch eine zum Besseren sein könnte wird nicht einmal mehr als utopische Hoffnungs-Option angenommen, es gibt sie schlicht nicht, die einzige gute oder bessere Zukunft wird in der Vergangenheit gesehen, aber da war ich schon, die war nicht besser. Nur anders.

Das alles erinnert mich an das erste Jahrtausend unserer Zeitrechnung, als das „römische Reich“ auf Teufel komm raus erhalten wurde, selbst als es schon lang nicht mehr existierte sondern irgendein irgendwas nur noch dessen Namen trug, weil man glaubte, dass der Untergang des römischen Reiches das Zeichen sei, dass die Apokalypse käme und man deshalb „trickste“, nach dem Motto: „Schau, es ist doch noch da“ – und wenn nur als Formalität.

Yoda hat recht, wenn er sagt, dass Furcht die größte Gefahr ist, die es für die menschliche Seele gibt.

 

Künstliches Geld

Ich habe drüben im Singvøgel-Weblog was längeres über Geld, Kosten, Bezahlung, Wert und Wertschätzung rund um Musik und Musik“geschäft“ geschrieben.

[…]Es geht um das leidige Geld. Denn es kostet Geld, Musik zu machen, und das nicht zu knapp. Musiker kaufen Instrumente und Zubehör, sie brauchen Räumlichkeiten, sie müssen mobil sein, sie benötigen viel Zeit, zum üben, um Promotion zu machen, um an andere Orte zu kommen. Wenn sie ihre Musik veröffentlichen wollen, benötigen sie weiteres Equipment, noch mehr Zeit, weitere Menschen, die Dinge für sie tun. Wenn ein Album dann veröffentlicht werden soll, muss Artwork erstellt werden, gedruckt, eine CD gepresst, konfektioniert und verschickt werden. Selbst wenn man „nur“ digital veröffentlicht, braucht man einen Distributor, der die Daten auf verschiedene Plattformen verteilt, auf denen sie verkauft werden können.

Auch diese Dienstleistungen kosten erst einmal Geld. Bis ein Musiker oder eine Band ein Album bei iTunes oder Amazon oder Google oder wo auch immer stehen hat, wo das dann für einen Zehner verkauft wird, von dem die Band dann je nachdem zwischen 30 bis 75% des Verkaufspreises abbekommt, ist also schon ein kleiner 5-stelliger Betrag von den Musikern selbst investiert worden, und da ist jetzt nicht mit eingerechnet, was es gekostet hat, überhaupt soweit zu kommen, dass man über eine Produktion eines Albums nachdenken kann, also Ausbildung, Stilentwicklung usw. usf..

[…]

Wer rechnen kann, kann also relativ einfach ausrechnen, ab wann ein Musiker beginnt, den ersten Cent „Gewinn“ zu machen: sobald die Summe der Online-Erlöse und die Summe der Differenz zwischen Stückpreis und Verkaufspreis der verkauften CDs [/ Downloads] langsam in den 5-stelligen Bereich kommt. Und selbst das ist noch eine „falsche“ Rechnung, denn in der Zeit, die das benötigt, sind ja weitere laufende Kosten zu schultern. Aber selbst diese vereinfachte Rechnung zeigt schon, wie schwer es ist für kleine, unabhängige Musiker außerhalb des großen Musik-Business und ohne riesige Fanbase, sich vom Verkauf eigener Musik finanzieren zu können – geschweige denn, davon „leben“ zu können. Bzw.: wie unmöglich, solange DAS die einzige Einnahmequelle bleibt. […]“

weiterlesen: „Umsonst ist nicht kostenlos“

 

Kleine Selbstreflexion: Ich und die Fotografie.

Als Herr Rollinger mit der Idee eines Fotoblogs „für Knipser“ ankam, also weniger Tech-Geschwurbel und Schwanzvergleiche, dafür mehr Motiv und Motivation, fand ich die Idee super. Wir hatten das dann vor einiger Zeit schon mal auf Tumblr versucht, aber die dortige Technik, speziell das umständliche outgesourcete Kommentargeknödel, stellte sich als unpraktisch heraus, so dass das irgendwie wieder einschlief. Letztens dann erinnerten wir uns wieder dran und entschlossen uns, das Projekt noch mal neu anzugehen, diesmal auf wordpress.org. Und – Taddaa – hier ist es: -> Das Fotoschraubr – Blog.

Ich fotografiere ja schon seit ich irgendwas um die 7 oder 8 Jahre alt war. Meine erste Kamera war eine Agfa Agfamatic Sensor, keine Ahnung mehr, ob das die 100 oder 200er war (die 300-er nicht, die hatte einen Belichtungsmesser, sowas hatte meine nicht), jedenfalls mit Würfelblitz.


Jens, muss irgendwann 1977/78 rum sein. Also so 9 oder 10 Jahre alt.

Danach kam dann eine andere, an die ich mich nicht mehr erinnern kann, nur, dass die diesen anderen Einwegblitz-Typ hatte, so eine Stange mit 8 Blitzen zu zwei 4-er Reihen nebeneinander. Kleine Selbstreflexion: Ich und die Fotografie. weiterlesen