Einer der destruktivsten kognitiven Verzerrungen ist der Glaube an eine „gerechte Welt“, in der Psychologie „the just world theory“ genannt.
Speziell konservative „Argumentationen“ versuchen Menschen ständig in diesen Bias zu treiben, um Empathie gegenüber Menschen abzubauen, denen es irgendwie schlecht geht und über die Impulsivität der Emotionalisierung Vernunft und rationale Überlegung möglichst gering zu halten.
Denn wenn Leute erfolgreich in das Gefühl getrieben wurden, dass die Probleme oder das Leid anderer Menschen irgendwie „deren eigene Schuld“ sei, nimmt das eigene Ängste, aber eben auch die Erkenntnis, dass Hilfssysteme, die „mein Steuergeld“ kosten, nicht nur anderen sondern irgendwann auch mal mir zugute kommen werden, weil die Wahrscheinlichkeit, dass ich oder jemand meines Umfeldes arbeitslos, arbeitsunfähig, Pflegefall, länger krank etc. wird deutlich höher ist als die, dass ich mal Millionär werde.
Und sorgt dafür, dass Menschen am Ende gegen ihre eigenen Interessen wählen. Weil in einer „gerechten Welt“ die, denen es schlecht geht, ja irgendwie selber verantwortlich für ihr Leid sind und mir das nicht passieren kann, weil ich ja keine falschen Lebensentscheidungen treffe, die mich in üble Situationen führen.
Zu sehen in jeder „Argumentation“ rund um Bürgergeld, ALG, Flucht, aber wo es am entlarvendsten ist, auch bei Naturkatastrophen und anderen Dingen, wo die nur vermeintliche Rationalisierung, dass Betroffene irgendwie ja „selbst Schuld“ seien und deshalb auch keine Empathie geschweige denn Hilfe „verdienten“, selbst bei oberflächlichster Betrachtung schon oft obviously lächerlich erscheint.
Aber Obacht, liebe progressiveren Menschen: niemand(!) ist vor diesem Bias sicher.
Denn „Haben den Wald nicht ordentlich geharkt“ oder „hängen überall Regenbogenflaggen auf“ als Grund für ein „selbst Schuld“, um Waldbrandopfern Empathie und Hilfe zu verweigern ist natürlich absoluter Unsinn.
Aber „Geschieht denen Recht, die haben weit mehr zur Erderwärmung beigetragen als viele andere“ halt auch.