Diesen Artikel habe ich eigentlich für das Fotoblog Fotoschraubr geschrieben, aber da ich finde, dass dieses Thema nicht nur Fotos und Foto-Communities oder -Blogs betrifft sondern alle Bereiche des Lebens, in denen „kritisiert“ wird, poste ich ihn, nur leicht angepasst, auch noch einmal hier in meinem Blog, einfach, weil unser Fotoblog noch nicht die Reichweite hat, die ich mir für dieses Thema wünsche.
Hier bei mir im Blog geht es mir um eher Grundsätzliches, denn ich bin der Meinung, dass wir alle, die wir mit einer sehr „typisch deutschen“ Kritik- und damit zusammenhängenden Fehlerkultur aufwuchsen und von ihr geprägt wurden, Potentiale verschenken. Nein, verschenken ist zu schwach: wir trampeln auf ihnen herum und zerstören sie, ohne es zu bemerken.
Ich will heute nämlich mal ein Reizthema ansprechen: Die Sache mit der Kritik. Sowohl öffentliche Kritik, die Menschen unter Bilder, Texte, Musik oder welche Veröffentlichung anderer Menschen auch immer schreiben, als auch die in „persönlicherem“ Rahmen, von Schule, Studium, Beruf bis hin zu Freundeskreisen und Familie.
Es gibt da ja grob zwei Fraktionen, natürlich mit Schnittmengen und fließenden Übergängen, aber vereinfacht ausgedrückt sagen die einen „Wenn mir etwas negativ auffällt, dann sag ich das der/demjenigen, damit in Zukunft diese Fehler vermieden werden“ und die anderen „Ich nörgle nicht ungefragt an Leuten herum, speziell nicht an Leuten, die ich gar nicht wirklich kenne, weil ich niemanden demotivieren möchte“.
Entsprechend dazu gibt es diese jeweiligen Vorlieben auch bei denen, die kritisiert werden selbst, also die, die rein positive Kommentare unter z.B. Fotos, von denen sie selbst wissen, dass sie Mängel haben, als „Schleimerei“ empfinden und das nicht als „richtige Kritik“ empfinden, und solche, die sich von negativen Kommentaren verunsichern lassen, sie als übergriffig empfinden und denen sowas deshalb auch nicht wirklich hilft.
Nun, gerade im deutschen „Kulturraum“ wird hinter dem Wort „Kritik“ tatsächlich eher die „Benennung von Mängeln“ verstanden. Das bewerte ich nicht, das ist einfach eine Feststellung. Wenn ich im deutschen Sprachraum um Kritik bitte kann ich zu 99,9%er Sicherheit davon ausgehen, dass mein Gegenüber ein ernstes Gesicht macht, mit der Stirne runzelt, „Hmmmm…“ sagt, und nach scharfem Blick und kurzer Überlegung tatsächlich beginnt, eine Mängelliste aufzuzählen.
Und zwar egal, wie gut das zu kritisierende Objekt neben diesen Mängeln ist. Und ich kann mir auch ziemlich sicher sein, dass das mein Gegenüber auch wirklich etwas findet, denn die Aufforderung war ja die, zu kritisieren, und da sucht man eben auch wirklich so lange, bis man etwas gefunden hat.
In anderen Kulturräumen ist das anders, Kritische Massen weiterlesen