Ich fische das mal aus den Facebook-Kommentaren, weil ich denke, dass vielleicht mehr Leute interessiert, warum ich diese Griechenlandsache so genau beobachte. Das liegt nämlich daran, dass ich ein großer Freund sowohl der europäischen Idee bin als auch der einer gemeinsamen Währung ganz Europas.
Und deshalb in der Griechenlandkrise nicht nur eine Krise sehe sondern eine historische Gelegenheit, ebendieser Idee endlich näher zu kommen und weg von den nationalstaatlichen Egoismen, die aus der EU einen Popanz machen und es auch noch schaffen dabei, davon abzulenken, wer dafür verantwortlich ist, denn sonst würden EU-„kritische“ Parteien nicht so stark sein und damit zeigen, dass die Nationalstaaten es geschafft haben, den Leuten weis zu machen, dass nicht sie sondern die EU, die sie unterminieren, selbst die Täter sind. Dabei ist sie das Opfer. Zumindest die Idee, die in Gardinenpredigten immer wieder angeführt wird, während dabei alles getan wird, dass sie nicht wahr werden kann.
Es gibt ja viel zu kritisieren an der GEMA, wer mich kennt, weiß, dass ich wahrlich kein GEMA-Freund bin und aus für mich sehr guten Gründen deshalb den Aufbau der alternativen Verwertungsgesellschaft C3S unterstütze – was ihr übrigens hier auch tun könnt, wenn ihr möchtet und könnt. Wir bauen das Teil derzeit fast ausschließlich ehrenamtlich auf, dennoch gibt es laufende Kosten, was ein Problem ist, weil die während der Aufbauzeit nicht gedeckelt werden können. Weil noch keine Zulassung, und ohne Zulassung auch keine regulären Einnahmen. Aber ohne die jetztige Arbeit (und die damit verbundenen laufenden Kosten) auch keine Zulassung. Aber ich schweife ab.
Was ich sagen will: es ist überhaupt nicht hilfreich, wenn ein Boulevardblatt mit offensichtlichem Unfug auf GEMA-Bashing macht, weils so viele schöne Empör-Klicks gibt, ohne sich vorher mal wenigstens ansatzweise zu informieren. Denn damit werden Mythen in die Köpfe geschrieben, die so einfach nicht der Realität entsprechen. Was am Ende auch der C3S schaden wird, einfach, weil zu viele Leute falsch informiert darüber sind, wie öffentliche Musikdarbietung funktioniert.
Grade stolperte ich über diesen Artikel in der B.Z. – und weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, den Kopf auf den Tisch zu schlagen ob des vielen Blödsinns, der in diesem Artikel steht. (LSR-Verlagslink, einfach „weiter zur Zielseite“ klicken)
Im Zapotek traten unbekannte Bands und Straßenkünstler auf. Bis die Gema knapp 700 Euro forderte – obwohl keiner der Musiker dort registriert ist. […]
Und schon im Teaser fass ich mir an den Kopf, weil es nun mal völlig egal ist, ob aufführende Musiker bei der GEMA „registriert“ sind (sie wären, wenn, „Mitglied“, weil die GEMA ein Verein… ach, wie gesagt, man weiß echt nicht wo anfangen), weil es hier um Urheber geht und nicht um Interpreten. Aber der Reihe nach:
Natürlich muss eine öffentliche Musikdarbietung laut UrhG einer Verwertungsgesellschaft – und damit der GEMA, weil sie die einzige ist, die es gibt – gemeldet werden. Woher soll eine Verwertungsgesellschaft denn sonst wissen, dass es eine Veranstaltung gab? Diese Meldepflicht ist – zu Recht – gesetzlich festgeschrieben. Wir können uns gern über die GEMA-Vermutung, die sich aus dieser gesetzlichen Vorgabe und dem Umstand, dass die GEMA derzeit noch Monopolist ist, in der Folge als Rechtsauffassung entwickelt hat und an der man einiges zu Recht aussetzen kann, unterhalten, aber dass eine öffentliche Aufführung gemeldet werden muss ist doch völlig logisch. Wie sollen denn sonst berechtigte Ansprüche erkannt und berechnet werden? Per Hellseherei?
Ob Musiker GEMA-Mitglieder sind hat nichts zu sagen, diese Information im Artikel wäre ausschließlich dann interessant, wenn dazu geschrieben würde, dass dort keinerlei Coverversionen sondern ausschließlich Eigenkompositionen gespielt würden. Was nicht dabei steht, deshalb gehe ich tatsächlich davon aus, dass dort Material anderer Urheberschaft gespielt wurde. Was bei „Straßenmusikern“ ja auch durchaus üblich und wahrscheinlich ist. Nach der Veranstaltung wird eine einfache Spielliste abgegeben, und wenn keiner der Urheber – also Texter und Komponisten – der gespielten Songs GEMA-Mitglied (oder einer ausländischen Verwertungsgesellschaft, die sich von der GEMA in DE vertreten lässt) ist, kostet es nichts. Nada. Nullinger.
Der „unverhältnismäßige Aufwand“, eine Anmeldung vorher als auch eine Spielliste hinterher (nicht etwa, wie es im Artikel den Anschein erweckt, vorher) einzureichen ist gering, es gibt tausende Veranstaltungen und zig auch kleine Musikkneipen in ganz DE, die das problemlos und seit Jahr und Tag hinbekommen. Musiker wissen das im Normalfall auch. Ich hab solche Listen auch schon ausgefüllt, das ist eine Sache von 10 Minuten. Und ja, es ist gerechtfertigt, dass Komponisten und Texter einen finanziellen Anteil erhalten, wenn ihre Arbeit im Rahmen einer Wertschöpfungskette verwendet wird. Egal, ob die Wertschöpfung in Eintrittsgeldern, Werbung, Attraktivitätssteigerung oder Abverkauf von Getränken liegt.
Einmalig knapp 700€ für 7 Monate und der Mann muss seinen Laden dicht machen? Sorry, aber dann stimmt schon was mit dem Laden nicht. 50€ für eine Veranstaltung mit 5 Gästen? Dann wurde hier der falsche Tarif gewählt. Ja, die GEMA-Tarife sind schwer durchschaubar (was allerdings in dem Artikel nicht kritisiert wurde, aber warum auch einen echten Kritikpunkt finden, wenns Allgemeinplätze und Plattitüden tun). Wobei ich persönlich nicht glaube, dass diese Zahl einen realen Hintergrund hat sondern einfach mal als Behauptung in den Raum gestellt wird. Im Gegenteil, wenn da 100 Euro im Monat angesetzt werden dürfte da ja nicht mehr als 2 Mal im Monat Musik gespielt werden. Es liest sich aber so, als sei das durchaus mehr.Ja, das Tarifsystem ist kritikwürdig. Und manche Tarife sind durchaus…. seltsam und schwer nachvollziehbar auch ob der Höhe der Kosten, ums freundlich auszudrücken. Aber ebendas sehe ich in diesem Artikel überhaupt nirgends angesprochen, da wird ausschließlich das Klischee bedient. Im Gegenteil, mir erscheinen 100 Euro im Monat als überraschend wenig, da kennt man durchaus andere Stories (von Leuten, die grundsätzlich gewillt wären und waren zu zahlen).
Wenn dem Mann 100€ im Monat zuviel sind, um Livemusik im Laden zu haben heißt das wohl, dass die Musiker, die bei ihm spielen, wahrscheinlich für umsonst spielen. Jedenfalls lese ich nirgends die Beschwerde, dass diese immense Summe verhindere, den auftretenden Künstlern eine rudimentäre oder auch nur symbolische Gage zu zahlen, dafür, dass sie seine Gäste unterhalten. „Geht es nicht um Profit“ höre ich auch oft genug. Meist, um mir nicht einmal irgendwas anzubieten, das meine eigenen Aufwände etwas abfedert geschweige denn deckt.“Es geht nicht um Profit“ höre ich zu oft und zu schnell grade von Leuten, die mit einer Betonung auf das „Künstlerische“ gerade mit dafür sorgen, dass Künstler sich selbst ausbeuten und nicht aus der prekären Ecke rauskommen. Danke für nichts, „nicht für den Profit“ my ass. Der Mann führt ein Geschäft. „Nicht für den Profit“? Dann komm ich demnächst mal einen Kaffee da trinken. Mal sehen, was der sagt, wenn ich ihn großäugig anschaue und frage „Wie jetzt? Du machst das doch nicht etwa für den Profit? Ich empfehle dich doch auch weiter!“ wenns ans Zahlen geht.
Der Mann müsste nicht einmal diese 700€ zahlen, wenn er tatsächlich ausschließlich GEMA-freie Künstler, die ausschließlich eigenes Material spielen, in seinen Schuppen holte und der GEMA einfach die Veranstaltung als GEMA-frei mit einer entsprechenden Spielliste meldete, es gibt deren durchaus. Ja, kann sein, dass die GEMA Kontrolleure schickt. So what, dann hat die GEMA Geld für nix ausgegeben und man kann sie sogar auslachen dafür.
Ich halte es aber aus eigener Erfahrung gar nicht für besonders unwahrscheinlich, dass der Mann solche Leute gar nicht erst annähme, angesichts der Absagen, die z.B. meine Band, GEMA-frei und nur Eigenkompositionen, regelmäßig bekommt, ohne dass überhaupt mal reingehört wurde. Weil schon bei Erwähnung von Eigenmaterial abgewunken wird und die Begründung dabei grundsätzlich ist „Wenn ihr nicht mal ein paar Covers bekannter Bands spielt, die die Leute aus dem Radio kennen, bin ich nicht interessiert, gegen ein zwei eigene Stücke im Set hätte ich nichts, aber ausschließlich Eigenes, nein, kein Interesse.“
Wie gesagt: es gibt wirklich genug an der GEMA auszusetzen, auch und gerade seitens Veranstaltern, die ich zum größten Teil als durchaus einsichtig kenne, was Abgaben an Verwertungsgesellschaften selbst betrifft. Deren Kritik ist im Normalfall nicht, dass sie was zahlen sollen, sondern liegt woanders, sei es im Tarifdschungel, in mancher Willkürlichkeit, die u.a. auch ebendiesem Dschungel und anderen Intransparenzen geschuldet ist und in tatsächlichen bürokratischen Aufwänden, die aber dann deutlich außerhalb des bisschens Spielliste-Melden liegen. Es gibt Fälle von falscher Beratung, falschen Tarifen, die angesetzt wurden, entsprechenden Rechtsstreitigkeiten und was nicht alles. Da muss niemand irgendwas blödsinnig skandalisieren, was gar kein Skandal ist. Solche Artikel sorgen am Ende dafür, dass die berechtigte Kritik nicht mehr gehört wird, weil jegliche Kritik als „typische Skandalisierung und GEMA-Bashing“ verunglimpft werden kann. „Cry Wolf“-Effekt.
In diesem Artikel jedenfalls finde ich nicht einen Punkt der tatsächlichen Probleme, die Künstler und Veranstalter mit der GEMA haben, aufgelistet. Nicht einen einzigen. Obwohl es wirklich mehr als genügend davon gäbe.
Und ja, ich ärgere mich über solche Artikel, die mich quasi zwingen, dass ausgerechnet ICH ein langes Posting schreiben muss, das ausgerechnet die GEMA verteidigt!
…drüben, im Weblog der Singvøgel. Anlasshalber, weil wir unser neues Album ja unter einer CC-Lizenz veröffentlicht haben. Zum einen erkläre ich, was das konkret für die Beteiligten bedeutet. Zum anderen, warum wir das gemacht haben. Und zum dritten, unter welchen Umständen das eine gute Idee ist. Und unter welchen (noch) nicht.
[…] [Wir] hoffen […] darauf, dass die Initiative zur Gründung einer alternativen Verwertungsgesellschaft so schnell wie möglich realisiert werden kann. Die C3S ist letztlich der konsequente und notwendige Schritt zur Professionalisierung der Creative Commons Idee.
Die Vorteile für den privaten Musikfan bleiben vollkommen erhalten, „CC“ bedeutet für den Privatnutzer nicht mehr und nicht weniger als „Braucht sich keinen Kopf zu machen“; die wenigen Einschränkungen, die ihn vielleicht betreffen könnten, sind in den Kürzeln auf einen Blick klar ersichtlich und eindeutig.
Dafür bringt eine Verwertungsgesellschaft, die (im Gegensatz zur GEMA) Werke und nicht Personen vertritt, für den Urheber selbst maximal feinjustierbare Kontrolle darüber, welche Rechte er von der Gesellschaft für welches Werk vertreten und verwertet sehen möchte und welche nicht, und für kommerzielle Nutzer und Verwerter den Vorteil, auch für CC-Werke einen einzigen Ansprechpartner zu haben, bei dem er entsprechende Rechte für seine Bedürfnisse einholen kann und die zentral die Vergütungen dafür einnimmt und an die einzelnen Künstler weiterreicht. Und das auch hier sehr fein granulierbar.
Aus diesem Grund unterstützen wir die Idee der C3S auch aktiv. Und rufen Künstler wie auch Musikliebhaber dazu auf, dies auch zu tun. Künstler können dies vor allem auch damit tun, dass sie eine Absichtserklärung zum Beitritt zur C3S unterzeichnen. Damit sich Creative Commons und der Gedanke dahinter irgendwann so stark und als so selbstverständliche Option durchsetzt, dass es nicht mehr nötig sein wird, solche langen Monsterartikel zu schreiben wie diesen hier, nur um euch zu erklären, was das eigentlich ist, sein soll und wofür es gut ist….
Till Kreuzer hat einen langen, interessanten Aufsatz über die Herausforderungen an ein modernes Urheberrecht geschrieben. Und fordert darin, die Vermischung von Urheber- und Wirtschaftsrechten aufzuheben, da u.a. genau diese Vermischung zum einen Privatpersonen in einen für sie eigentlich nie „gedachten“ überkomplexen Rechtsrahmen gezogen hat, innerhalb dessen diese ständig und zwangsläufig nun mit ebenjenen Rechtsschranken ständig in Konflikt geraten, ob sie das nun wollen oder nicht, zum anderen diese Vermischung für ein Ungleichgewicht zu Ungunsten der Urheberseite auch gegenüber rein wirtschaftlich agierender Protagonisten, die nicht Urheber sondern „nur“ Verwerter von deren Werken sind, führt.
Dass die Interessen zwischen privatem „Nutzer“, Urhebern und Verwertern – für alle drei Parteien – neu austariert werden müssen ist für jeden, der sich auch nur ein bisschen mit dem Thema beschäftigt hat, ja (wenn er ehrlich ist) offensichtlich. Dass diese Austarierung IMO so fair ausbalanciert werden muss, dass zum einen das Vorteils-Übergewicht auf Verwerterseite, das die eigentlichen Urheber zu einfach in unfaire und vielfach sehr prekäre Abhängigkeitsverhältnisse zwingt, aufgelöst wird (keine Sorge, IMO wird kein Verwerter pleite gehen, der sein Geschäft zu fairen Bedingungen macht, es gibt genug seriöse Verwerter, die das schon immer tun und „trotzdem“ erfolgreich sind – im Gegenteil, solche Verwerter würden im Wettbewerb gestärkt, denn sie müssten nicht mehr „Billigheimern“ und Konzernen gegenhalten, die mit Vertragskonstrukten, die schon fast an Betrug, zumindest aber an Ausbeutung grenzen oder gar nur als solches zu bezeichnen sind, den Markt zu dominieren suchen), zum anderen den Privatmenschen wieder aus dem Rechtsrahmen herausnimmt, der nie für ihn gedacht war sondern bis vor vielleicht 15 Jahren sich ausschließlich an gewerbliche Marktteilnehmer wandte und nur für diese relevant (und gedacht) war, ist in der Tat mehr als überfällig.
Von der Idee einer „Kulturflatrate“ bin ich aus verschiedenen Gründen (u.a. Stichwort: Verteilungsschlüssel, Nachweisbürokratie und einiges mehr) nicht überzeugt, insoweit hoffe ich für die zu suchenden Lösungen noch auf etwas Phantasie, die den Spagat zwischen Bürokratie und Missbrauchspotential einerseits und der Vergütung und fairen Verteilung andererseits irgendwie gelöst bekommt. Aber für die Beleuchtung der grundsätzlichen Probleme und die Beschreibung dessen, wo es hingehen sollte (und warum) ist dieser Artikel eine saubere, sachliche und – vor allem – angenehm verständliche und somit nachvollziehbare Grundlage.
[…]Obwohl der Urheber schon immer auch und vor allem Schutz vor seinem Vertragspartner brauchte (dem Verleger, dem Filmhersteller usw.), war das Urheberrecht stets so ausgestaltet, dass er alle Rechtspositionen, die ihm Geld einbringen, mehr oder weniger vollständig abtreten konnte. Unter dem Diktat der Vertragsfreiheit wird es dem zumeist übermächtigen Verwerter überlassen, ob und wenn wie viel der Urheber von den Erlösen abbekommt. Nur das Persönlichkeitsrecht bleibt ihm, zumindest soweit wirtschaftliche Interessen des Verwerters hierdurch nicht übermäßig beeinträchtigt werden. Ein solches System ist nicht dazu geeignet (man könnte mutmaßen: auch nicht dazu bestimmt), um den Urhebern ein Einkommen zu sichern.
Die im Urheberrecht angelegte – vermeintliche – Schicksalsgemeinschaft zwischen Urheber und Verwerter ist ein Geniestreich der Kreativwirtschaft und wohl einer der größten Lobbyerfolge aller Zeiten. Sie ist der Grund dafür, dass in Urheberrechtsdebatten sehr erfolgreich kulturelle, romantische und moralische Aspekte vorgeschoben werden (können), obwohl es fast ausschließlich um reine Wirtschaftsinteressen, genauer darum geht, den Verlagen, Musik- oder Filmunternehmen weitergehende Monopole zur Gewinnmaximierung zu bescheren.
Diese Vermischung völlig unterschiedlicher Funktionen in einem „Urheberrecht“ führt zu massiven Ineffizienzen und dazu, dass der Blick auf die unterschiedlichen Interessen und Anforderungen an den Schutz kreativer Leistungen verstellt wird. Dies zu unterbinden ist eine der großen Herausforderungen und wichtigsten Ansatzpunkte für zukünftige Urheberrechtsreformen. Eine konzeptionelle Lösung läge darin, die Interessen von Urhebern und Verwertern regelungssystematisch zu trennen. Man könnte in diesem Zuge ein „richtiges“ Urheberrecht schaffen, das den Interessen der Kreativschaffenden tatsächlich gerecht wird (das z.B. als wesentliches Element neben den Persönlichkeitsrechten ein starkes Urhebervertragsrecht aufweist). Neben das Urheberrecht wären spezielle Wirtschaftsrechte zu stellen, die gleichermaßen die wirtschaftlichen Interessen der Verwerter (Werkmittler) als auch einen funktionierenden Wettbewerb sichern.[…]
Sag ich ja schon lange: Deutschland ist das China Europas. Und wer hats mit HartzIV gemacht? Na? Genau: SPD und Grüne.
Und ich warte immer noch darauf, dass die Teile der Wirtschaft, die noch gute Löhne zahlen, endlich auf die Barrikaden gehen, denn mit Steuergeld (aus deren und den Lohnsteuern ihrer Mitarbeiter) wird ihre eigene Dumping-Konkurrenz finanziert, heißt, sie zahlen über die HartzIV-Aufstockung von Billiglohnarbeitern einen Teil des Lohnes dieser Leute, und genau den spart sich der Konkurrenzbetrieb, der so wenig zahlt, dass sein Arbeiter aufstocken muss. Konsequent werden solche Unternehmen also gezwungen, selbst bei dem Spiel um niedrigere Löhne mitzuspielen, selbst wenn sie das gar nicht wollen und ihren Leuten einen guten Lohn zahlen möchten. Weil sie gegen die von ihnen selbst subventionierte Konkurrenz sonst nicht konkurrenzfähig sind.
Die Einführung des Niedriglohnes über die HartzIV-Reform ist in seinem ins System fest verdrahteten Automatismus das perverseste und asozialste, was sich eine Partei, noch dazu eine, die „sozial“ im Namen hat, je ausgedacht hat.
[…]Zynisch kann man sagen: Die Hartz-Reformen wirken – die Zeitarbeit wächst, immer mehr Menschen arbeiten für wenig Geld. Wenn die prekär Beschäftigten ihren Job verlieren, sind sie sofort auf Arbeitslosengeld II angewiesen. Inzwischen landen jeden Monat 61.000 Arbeitnehmer, die arbeitslos werden, direkt in Hartz IV, berichtet die Bundesagentur für Arbeit. Vor drei Jahren waren es erst 51.000.
Diese Menschen erhalten entweder gar kein Arbeitslosengeld I, weil sie nur kurzfristig beschäftigt waren. Anspruch auf diese Versicherungsleistung hat man erst dann, wenn man in den vergangenen zwei Jahren mindestens zwölf Monate einen Job hatte. Oder ihr Arbeitslosengeld I ist so gering, dass es mit Hartz IV aufgestockt werden muss. Das gilt für Beschäftigte mit niedrigen Löhnen. Mittlerweile ist jeder vierte Beschäftigte, der arbeitslos wird, sofort auf staatliche Fürsorge angewiesen.[…]
Nachtrag: Auf Facebook wurde im Kommentar die Frage gestellt, was man denn machen könne. Meine Antwort darauf kopiere ich mal eben hier mit her:
„Keine Etablierten mehr wählen. Denn dann kriegen die Angst, wenn die merken, dass die Unterstützung weniger Großkopferter und Großgeldbeutler allein nicht reicht sondern auch Wähler was zählen (letztlich nämlich auch das, was ihnen am wichtigsten ist: Geld. Jede Wählerstimme gibt Geld. Und jeder nicht ausgefüllte Wahlzettel auch, Nichtwähler sind denen lieber als Anderswähler). Die Panik, die sie vor den Piraten haben (ob man letztere nun mag oder nicht) zeigt das deutlich, dass sie das wissen.
Und auf die Straße gehen. Auch das nützt, auch wenn immer wieder versucht wird, mit Medienmacht Proteste zu kriminalisieren oder Leuten weis zu machen, es sei „gefährlich“ dahin zu gehen (oder Aktive diffamieren als „Schreihälse“, „Internetmob“ oder „Querulanten“) – dass das getan wird zeigt, wieviel Angst davor besteht. Hat man beim Wiederausstieg aus dem Atom-Wiedereinstieg gesehen, bei ACTA und bei einigen anderen Sachen, wo man deutlich merkt, dass sie sich von Umfragewerten (und damit den aktiven Menschen unter der Bevölkerung, denn die passiven hört keiner) beeindrucken lassen (müssen). Unterstützen von NGOs (Netzpolitik, Greenpeace, Amnesty, Robin Wood, usw. usf., es gibt für alles Bürgerinitiativen, auch regional, der würzburger montagsspaziergang ist nur ein Beispiel).
Die Informationen verteilen. Nicht alle kriegen alles mit. Reden mit den Leuten, Dinge thematisieren.
Letztlich: Wir sind „das Volk“ und wir sind das „Gemein“ in „Gemeinwohl“ – wenn wir uns nicht drum kümmern, wer solls denn sonst tun? Es ist unsere Gesellschaft, wir sind ein Teil von ihr. Wenn wir die nicht mitgestalten tun es andere. Und unter Umständen solche, denen Gemeinwohl und Gesellschaft wenig wert ist.“
“ Gerade in den letzten paar Jährchen hat sich doch wahnsinnig viel bewegt. Ich hätte mir noch Anno 2007 kaum träumen lassen, was zwischen 2009 bis heute alles möglich war. Das sind nur 3 Jahre, und da ist so viel passiert. Freilich versucht die Möchtegern-„Elite“, gegenzusteuern. Aber es gelingt ihr immer weniger. Dass so viele Menschen wie nie auf die Straßen gehen, dass sie sich (über das Internet) organisieren können und das wirklich funktioniert und global(!) Auswirkungen hat hätte ich nie so schnell und umfassend erwartet. Ich habe große Hoffnung, dass viele Dinge schneller und umfassender geändert werden können als wir uns das heute selbst als Optimisten (zu denen ich mich zähle) vorstellen. Ich finde das im Moment alles sehr spannend. Speziell nach den „lahmen“ Jahren zwischen 1995 bis 2005″
Ich bin ja seit einiger Zeit Santander-Kunde. Ich habe mir das nicht ausgesucht, ich wurde verkauft. Von der SEB. Die mich vor ein paar Jahren auch schon mal gekauft hatte. Von der Vereinsbank. Bei der ich Anno Schlagmichtot einstmals ein Konto eröffnete, weil die die einzigen waren, damals, kurz nach’m Krieg (wir hatten ja nix), die zum kostenlosen Girokonto HBCI-Banking und kostenlose VISA-Card anboten.
Als die SEB mich übernahm änderte sich nichts. Alle Jahr mal kam ein Angebot, auf ein anderes Kontomodell zu wechseln, das ich durch schlichtes Ignorieren ablehnen konnte. Alles funktionierte wie gewohnt. Deshalb hat mich das nicht weiter gestört, war ich halt bei der SEB.
Jetzt bin ich bei der Santander. Und vor ein paar Wochen schrob diese mir folgendes:
wir freuen uns, Ihnen als gutem Kunden mitteilen zu können, dass Ihnen ab sofort unser Premium-Konto GiroStar für 12 Monate kostenlos zur Verfügung steht. […] Ihr Konto haben wir bereits auf das leistungsstarke Paket GiroStar umgestellt – Sie brauchen nichts weiter unternehmen, als die Vorteile ab sofort zu nutzen.[…]
Wir garantieren Ihnen, dass Sie GiroStar, das regulär € 5,99 im Monat kostet, für 12 Monate kostenfrei erhalten. Sollten Sie nach Ablauf der 12 Monate GiroStar nicht weiter nutzen wollen, senden Sie uns dieses Schreiben mit umseitigem Vermerk und Unterschrift zurück. […]stellen wirIhr Konto wieder auf Giro4Free um. […]
Ich roff dann dort an und vermeldete meine Irritation darüber, dass ich nicht gefragt wurde, ob ich meinen bestehenden Vertrag ändern möchte und auch nicht wüsste, etwas unterschrieben zu haben, das erlaubt, dass eine Seite ohne Einwilligung des Vertragspartners den bestehenden Vertrag in einen ganz anderen ändern dürfte.
Die Dame war nett und scheinbar konnte sie nachvollziehen, dass ich eine solche „Marketingmaßnahme“ als nicht wirklich seriös einstufte. Und sagte zu, den Vorgang rückgängig zu machen. Was sie auch tat. Dass mich die Bestätigung, die ein paar Tage später kam und aussah, als solle ich schon wieder was unterschreiben, irritierte, weil es für mich nicht ersichtlich war, dass das nur eine Bestätigung war, auf die ich nicht weiter reagieren muss, mag als Hinweis dienen, dass sich da ein ziemliches Misstrauen eingestellt hat. Aber das haben wir ja klären können, soweit so gut.
Nichtsdestotrotz, liebe Santander, muss ich euch sagen, dass diese Aktion meinem Vertrauen in euch nicht gut getan hat. Genau genommen bin ich da jetzt ziemlich misstrauisch geworden, und ich hasse es, misstrauisch zu sein gegenüber „Geschäftspartnern“ – wo möglich, breche ich solche Beziehungen gern ab, weil ich lieber mit Leuten/Firmen Verträge habe, denen ich nicht misstraue. Dass so eine Bankkundenübernahme auch in seriös und reibungslos geht hat die SEB damals bewiesen, somit habe ich einen Vergleich, der mir sagt, dass man das, was ihr da macht, nicht tun muss, um sowas über die Bühne zu kriegen und ich deshalb davon ausgehen muss, dass ihr das tun wollt.
Und deshalb schaue ich mich schon mal vorsichtshalber nach einer Alternative um. Für den Fall, dass irgendwann nochmal was komisches im Briefkasten liegt. Wisster Bescheid.
Ich habe zwar zur Ursache der Inflation in der Weimarer Republik eine etwas andere Meinung, und auch ein paar mal zu oft „ausländisch“ vor dem Wort „Bank“ suggerieren mir etwas zu stark, dass es da Unterschiede zu „inländischen“ gäbe, als ob Banken nicht sowieso schon lange so international wären, dass eine irgend-„ländische“ Zuordnung irgendeine Relevanz hätte – aber im Großen und Ganzen ein höchst interessanter, höchst aufrührerischer Artkel, vor allem in Hinblick auf die allenthalben kolportierte Inflationspanik, die speziell hier in und von deutschen Medien geschürt wird und mit der derzeit alles abgebügelt wird, was nicht ins „alternativlose“ Konzept passt.
Und wieder überraschenderweise in der FAZ, der man wohl als letztes eine manische Linkstendenz nachsagen kann. Auch wenn man in letzter Zeit öfters dort was liest, was man eigentlich eher in einer Frankfurter Rundschau oder gar einer TAZ erwarten würde…
[…]Bankstrategen haben gelernt, über ihre Pläne nicht demokratisch abstimmen zu lassen, nachdem die Isländer 2010 und 2011 es zweimal abgelehnt haben, der Kapitulation ihrer Regierung vor Großbritannien und den Niederlanden nach den massiven Verlusten isländischer Banken zuzustimmen. Und den Griechen, denen in diesem Herbst ein Referendum verwehrt wurde, blieb nichts übrig, als massenhaft auf die Straßen zu gehen, um ihren Widerstand gegen die von der Europäischen Zentralbank geforderten Privatisierungen zu zeigen.[…]
The Coast Guard is investigating reports of a potentially large oil slick in the Gulf of Mexico not far from the Deepwater Horizon site. According to a knowledgeable source, the slick was sighted by a helicopter pilot on Friday and is about 100 miles long.
da streiten sich jetzt manche Leute, die eigentlich das selbe wollen, über „richtig“ oder „falsch“ und beschimpfen sich gegenseitig. Manchmal würde ich auch gern in der Illusion leben können, es gäbe so eindeutig „das Richtige“ und „das Falsche“ wie diese Leute glauben.
Man kann wohl doch eigentlich nur da ansetzen, was man selbst macht, das sag ich auch selber immer mal wieder jedem, der mir mit „was kann ich kleines Licht schon tun angesichts…“ kommt, ich bin da fest überzeugt davon und erzähle jedem, dass das eigene Tun sehr wohl zählt, egal wie „wenig“ es angesichts der Probleme der Welt erscheinen mag.
Nichtsdestotrotz schwimme ich bei der Frage, was ich von dem, was in Libyen passiert, halten soll, wie ich es für mich bewerten will – und komme zu keinem befriedigenden Ergebnis. Was wohl nicht daran liegt, dass ich zu doof wäre, das „richtige“ zu erkennen. Sondern was wohl daran liegt, dass es schlicht keine befriedigende Antwort auf diese Frage gibt.
Was ich aber auch letztlich durchaus akzeptieren kann, es ist eben so, dass es Situationen gibt, die so Scheiße sind, dass das einzig „richtige“, das in der Reaktion darauf möglich ist, darin liegt, überhaupt zu reagieren, und nicht wegzusehen und so zu tun als wäre da nichts. Aber alles, was darüber hinaus geht nicht mehr „richtig“ sein kann, weil die Situation nur noch „nicht richtiges“ als Reaktion übrig lässt (Inwieweit eigenes „Falsches“ im Vorfeld die Situation mit verursacht/verschlimmert hat sei dahin gestellt, denn das lässt sich nicht mehr ändern, „hätte wäre wenn“ nützt niemandem mehr). Ich habe kein Problem damit, solche Situationen als Gegeben zu akzeptieren, die Welt ist nun mal ambivalent und nicht schwarz-weiß.
Was ich aber befremdlich finde (also der eigentliche Anlass meines Gedankens in der Statusmeldung) ist, wenn nun in meinen Timelines bei twitter, fb oder in den Blogs, die ich lese, plötzlich allzuoft die völlige Überzeugung geäußert wird, dass das, was da jetzt passiert „Richtig“ oder „Falsch“ sei bzw. das Gegenteil davon das „Richtige“ oder auch das „Falsche“ wäre – mag sein, dass der ein oder andere tatsächlich überzeugt von seiner Position ist, und „gute Gründe“ dafür hat. Aber eben: jeder hat diese „guten Gründe“, und all diese Gründe sind tatsächlich „gut“. Egal, für welche Position.
Und genau an dieser Stelle wird es dann hässlich, weil an diesem Punkt plötzlich der Kampf um „die Wahrheit“ beginnt, der sich auf den Glauben stützt, dass es „das Richtige“ gäbe und dass man das doch automatisch tue, solange der andere nur endlich kapierte, dass seine Position „das Falsche“ ist. Und man somit in der Polaritäts-Falle gefangen ist. Und das ist dann manchmal schmerzhaft, mit ansehen zu müssen, wie dann die Leute, vielfach auch Freunde und Bekannte, in dieser Falle sitzen und zappeln und sich gegenseitig des „Fehlers“ bezichtigen.
Der Glaube an „Richtig“ oder „Falsch“, speziell im gegenseitigen Ausschluss „Wenn es nicht richtig ist es automatisch falsch“ macht alles, was man tun kann und tut zum „Falschen“, weil es nichts gibt, das eindeutig „das Richtige“ in diesem dualistischem Denkmodell wäre. Menschen töten, um das Töten von Menschen zu verhindern? Nicht töten, aber damit zulassen, dass andere andere Menschen töten? Solange jemand wie Gaddhafi Falsches tut können alle anderen auch nur das Falsche tun. Statt dessen gibt es nur den andauernden Zweifel, ob das, was getan wird nicht vielleicht doch das Falsche sein könnte. Egal was getan wird. Oder auch nicht getan wird.
Es gibt kein „Richtig“. Es gibt nur die verzweifelte Hoffnung, wenigstens nicht völlig falsch zu liegen:
[…] Tatort Flughafen. Tausende Bürger bedauern die Abschiebung des Innenministers sowie weiterer des permanenten Lügens überführter Volksvertreter in anerkannte Kriegs-, Krisen- sowie wirtschaftliche Notstandsgebiete unserer schönen Welt. Eine unangemeldete Demonstration von präpotenten Politikern und peinlich gerührten Parlamentariern am Berliner Reichstag musste von der Polizei niedergeknüppelt werden, weil einer der „angereisten Berufsschwätzer“ – so ein Scharfschütze des HEK (Horroreindämmerungskommandos) – mit „Papieren gewedelt“ haben soll: auf sowas kann man ausrutschen (so ein Polizist). Daher sofort Schlammwerfer-Einsatz von Bereitschaften des Hooliganblocks sowie Abwurf gebackener Schafsscheiße vom Hubschrauber aus auf die Köpfe der – größtenteils mit Phrasen vermummten – Abgeordneten. Bürgersprecherin Lisa „Punkie“ Leckmich bedauerte ausdrücklich, dass nach bestehender Gesetzeslage die „Gewalt vom Volke“ auszugehen habe – da könne frau „leider keine Ausnahme“ machen, auch wenn man die nach Iran, Sudan, Tibet und in den Kongo abgeschobenen Volksvertreter „nicht beneide“. Sie hätten sich ihr Los aber selbst zuzuschreiben: „Wer sich wählen lässt muss wissen worauf er sich einlässt“ (so ein Wähler). In Zukunft werde man solche Fälle aber „humaner“ handhaben und die – leider schlecht in die Demokratie integriert gewesenen – Politiker beim Rauswurf nicht auch noch treten, kneifen oder gar mit gezückten Gedichten von Schiller und Brecht bedrohen (Erich Fried tut’s auch). Von „Schubshaft“ gegen die hinterbliebenen Familien werde „vorerst abgesehen“, bis die Bürgerinitiative neu tage, was in drei bis fünf Jahren bestimmt vielleicht klappen könne.[…]
[…]Dem möglichen Einwand, Träume taugten nicht dazu, die Wirklichkeit zu beeinflussen, muss ich entgegnen: wozu sonst sollen sie gut sein? […]
Genau, Arme sollen gefälligst Armenarbeit machen, wie die Verzweifelten in Amerika. Und wenn sie nicht verzweifelt genug sind, das freiwillig zu tun, dann eben mit Zwang. Hat damals ja auch schonmal funktioniert, damit die Wirtschaft anzukurbeln und die Reichen noch reicher zu machen.
Diesem Unterdrückungs- und Demütigungssystem spreche ich jegliche soziale Intention im Sinne „soziale Sicherheit und Achtung aufs Gemeinwohl“ ab und bin inzwischen stattdessen überzeugt, dass mit HartzIV der Sozialstaat abgeschafft wurde und ein klassistisches Kastenwesen eingeläutet wurde. Die Reportagen, die du zu sehen bekommst und dich aushaken lassen gehören da genau hinein in die Propaganda, die das Bild der „typischen HartzIV-Schicht“ malt und festigt.
Wir hauen Millionen und Abermillionen für unterirdische Bahnhöfe und ähnlichen Kram raus, für Kriege und für Banken, die sich verspekulierten und schenken weitere Milliarden deren Kunden, die ihnen das Geld zum spielen überließen, weil sie hofften, noch reicher zu werden – aber die Schlagzeilen machen alle halbes Jahr ein Einzelfall HartzIV, mal ists wer, der doch tatsächlich „uns Steuerzahlern“ 10 Euro zuviel „aus der Tasche zieht“, so dass er statt 50 mal 60 Euro zum ausgeben hat, oder mal eine Familie die (wenn sie überhaupt echt ist) nicht gebildet genug ist (was auch zum System gehört) und sich in „Reality-Shows“ von einem Kamerateam vorführen und ausschlachten lässt und an den Pranger stellen lässt und dem vor Abstiegsangst getriebenen Mittelständler ein gruslig-exotisches Bild mit der unterschwelligen Botschaft „Das wird aus dir, wenn du nicht spurst! Und bist du erst mal drin, kommst du da auch nie wieder raus“ in sein Wohnzimmer bringt.
Sklavenhändler, hast du Arbeit für mich?
Sklavenhändler, ich tu alles für dich!
Sklavenhändler, hast du Arbeit für mich?
Sklavenhändler, ich tu alles für dich!
Ich verkauf dir meine Hände, ich verkauf dir meinen Kopf.
Ich versprech dir, nicht viel zu denken, und ich schau dir nicht in deinen Topf.
Für mich bist du der Engel, der uns Armen Arbeit gibt.
Ohne dich wär ich verhungert, ich bin froh, daß es dich gibt.
Sklavenhändler, hast du Arbeit für mich?
Sklavenhändler, ich tu alles für dich!
Sklavenhändler, geh zum Telefon.
Hörst du nicht, es klingelt schon.
Und wenn ich sieben fuffzich verdiene, geb ich dir drei fuffzich ab.
Ich brauch nur was zu essen und vielleicht ein bißchen Schnaps.
Ich brauch überhaupt nicht viel Geld, denn ich bin ein schlechter Mensch.
Ich hab mein ganzes Leben nichts gelernt, außer daß man besser die Fresse hält.
Sklavenhändler, hast du Arbeit für mich?
Sklavenhändler, ich tu alles für dich!
Sklavenhändler, hast du Arbeit für mich?
Sklavenhändler, ich tu alles für dich!
Es erscheint mir mehr als ratsam, keinesfalls bei E-Post mitzumachen, nicht nur, aber auch schon wegen dieser Klausel in den AGBs, denn diese Zustell-Zeitpunkt-Sache da ist nicht bloß lächerlich wie viele andere Behauptungen in deren Werbung, sondern in Zeiten, in denen das Handy an der Firmensteckdose aufzuladen schon ein fristloser Kündigungsgrund sein kann oder Abmahnungen und ähnliches mit Fristen von grade mal 24h versehen werden o.ä. richtig gefährlich:
[…]Der Nutzer wird daher aufgefordert, mindestens einmal werktäglich den Eingang in seinem Nutzerkonto zu kontrollieren. Von einer regelmäßigen Kenntnisnahme eines E-POSTBRIEFS mit elektronischer Zustellung durch den Privatkunden ist daher spätestens am Werktag nach Eingang im Nutzerkonto auszugehen. Beim Geschäftskunden ist von einer regelmäßigen Kenntnisnahme bei Eingang innerhalb der üblichen Geschäftszeiten am gleichen Werktag auszugehen, ansonsten mit Beginn der Geschäftszeiten am darauf folgenden Werktag.
Der Kunde muss täglich einmal seinen E-Mail-Eingang überprüfen – auch im Urlaub. „Ein weitgehender Eingriff in den Lebensbereich der Kunden“, so Udo Vetter. Eine selbst definierte Regelung der Deutschen Post AG, die beim normalen Postbrief nicht so eng gefasst werde. Vetter vermutet, hier möchte die Post ihren Service vor allem für Großkunden aufwerten, nach dem Motto: „Verschick doch Deine Kündigungsfristen über uns – wenn ein Kunde im Urlaub seine Mails nicht checkt (und das werden die Wenigsten), dann hat er halt Pech gehabt!“ […]“
Wem das nicht reicht: Richard Gutjahr hat noch ein paar Gründe mehr gefunden, z.B., dass eine gelöschte Mail mitnichten gelöscht ist, also vergleichbar wie „Real“-Briefe postlagern lassen, sie nur auf dem Amt einsehen (OK, eine Kopie machen und mitnehmen) und wenn ich sie wegwerfen will werden sie halt meinem Zugriff entzogen, sozusagen in eine andere Schachtel gesteckt. Natürlich hat Vater Staat auch einen Generalschlüssel und kann mein Postfach theoretisch jederzeit durchsehen, nicht nur mal einen einzelnen Brief sondern die komplette Konversation (inklusive angeblich gelöschter, die kann ja nur ich nicht mehr sehen) einer nicht näher definierbaren Zeit. Und noch viel mehr Zeug, wo man sich nur noch an den Kopf langen kann, wenn man das mal durchdenkt, was das alles bedeutet, handelte es sich um echte, also materielle, Briefe.
Nachtrag: Achso, und wer denkt, dass die andere Bürokratie-Monströsität „DE-Mail“ einen Deut besser wäre: Das ist sie natürlich nicht. (via Jens)
Muss man sich auch gar nicht lange fragen – und auch kein Verschwörungstheoretiker sein – warum eine Mail, die über Server laufen soll, auf die Ermittlungsbehörden mehr oder weniger unbegrenzten Zugriff haben, nicht so verschlüsselt sein soll, dass sie dort nicht entschlüsselt werden kann sondern erst beim eigentlichen Empfänger. Denn nein, technisch notwenig ist eine solche Entschlüsselung freilich nicht. Sonst würden die vielen schon verfügbaren Verschlüsselungsmöglichkeiten ja nicht schon seit Jahren funktionieren.
Ja, meine Links in Kommentaren haben kein nofollow-Attribut. Mit Absicht. Ich kann deshalb durchaus nachvollziehen, dass es für Kommentarspammer reizvoll ist, nicht nur Bots herzuschicken, die schon im Vorfeld abgefangen werden, sondern richtig „per Hand“ einen Kommentar abzusetzen, in der Hoffnung, damit einen Link mit transportieren zu können, der anstatt auf eine persönliche Homepage, ein Blog oder eine Profilseite des Kommentatoren auf irgendein Geschäft, das weder den Kommentatoren noch den Kontext des Kommentars abbildet, verweist. Raten die SEOs ja auch immer dazu, das gibt richtig Pagerank und so, das sind richtig „gute“ Links, usw.
Lasst es. Ich schalte euch nicht frei, und wenn ihr noch so sehr versucht, einen irgendwie „kontextbezogenen“ Kommentar unter einen Link zu eurer Investment-, SEO-, Shop-, Gold- Produkttest- oder sonstigen schmierigen Gewerbeseite, die mit eurer Person oder dem Artikel/Kommentar nix zu tun haben, hin zu stümpern.
Die Linkmöglichkeit gibts für die, die das möchten zum zeigen, wer man ist, der da unter Name soundso kommentiert hat, um einen Kontext zum Kommentator zu haben, etwas Hintergrund zu bieten o.ä., nicht um einen Link zu irgendeiner unpersönlichen beliebigen Schmuddelgewerbesite zu setzen, dafür gibts Affiliatemarketinganbieter.
Ach, das kostet ja Geld? Genau. Drum nennt man das ja auch Werbung und drum ist das ein Wirtschaftszweig. Und der hat viele seriöse Möglichkeiten und Produkte für eure Werbung.
Wer stattdessen unseriöse Möglichkeiten bevorzugt, dessen Geschäft ist in meinen Augen selbst unseriös. Und kann letztlich froh sein, dass ich hier keine Liste führe mit den Firmen, die mir hier in die Kommentare spammen.
ACTA ist ein hinter dem Rücken der Öffentlichkeit ausgearbeiteter Vertrag, der ohne jede Rücksicht auf die nachhaltige Entwicklung der Gesellschaft, auf Bürgerrechte und notwendige demokratische Prozesse beschlossen werden soll. Dieser Vertrag zielt scheinbar darauf ab, extreme Grundsatzänderungen [zum Umgang mit dem und Zugriff auf das Internet – Erg. Sven] auf globaler Ebene einzuführen – ohne Beteiligung der internationalen Gemeinschaft oder gar der betroffenen Bürger der an den Verhandlungen teilnehmenden Länder!
Ich wundere mich grade, dass er meinen Radar bisher völlig unterflogen hat. Trigema und deren tatsächliches „made in germany“-Prinzip war mir zwar bekannt, aber die Person Grupp hatte ich bisher nicht besonders auf dem Schirm.
Ich unterbreche meine Blog-Abstinenz kurz wegen einer Sache, über die ich grade stolperte:
Alexandra Grassler berichtet, wegen der Verwendung des Begriffs „Büro-Kaizen“ abgemahnt worden zu sein. Der Begriff sagt mir nix, ist aber wurscht, denn dieser Fall ist wegen etwas anderem interessant: es wurden offenbar Schutzrechte für einen Begriff angemeldet und jetzt Nutzer dieser Worte, die diese schon lange vor der Eintragung in Gebrauch hatten (darunter in diesem Fall wie es scheint sogar der „Erfinder“ des Begriffes) abgemahnt:
[…] Denn der Begriff um den es hier geht „Büro-Kaizen“ = „˜Büro-Verbesserung‘ wurde von dem doch nicht ganz unbekannten Unternehmen „tempus“ […] durch Herrn Jürgen Kurz meines Wissens bekannt gemacht bwz. „erfunden“. […]
[…] So, und jetzt dürfen Sie drei mal raten… Genau! Jürgen Kurz ist natürlich auch abgemahnt worden. […]
[…] Es ist die Steuerkanzlei SKG / Consulting aus Magdeburg – vertreten durch die Anwaltskanzlei RAe Brehme und Kollegen ebenfalls aus Magdeburg – die im Oktober letzten Jahres (!) den Begriff als Marke eintragen hat lassen. Zu einem Zeitpunkt bei dem der Begriff Büro-Kaizen schon seit Jahren in großem Maße publiziert und (nicht nur) von seinem Entwickler eingesetzt wird. […]
OK, so weit so schlecht und für Beobachter des Abmahnwahns nicht wirklich überraschend. Dafür würde ich jetzt noch nicht meine Blogpause unterbrechen. Aber dafür tu‘ ich das gern:
[…] Die Sache ist bis jetzt keineswegs vom Tisch und zieht sich inzwischen über mehrere Monate. Und so wie es aussieht, sind wir bestimmt nicht die einzigen, die eine Abmahnung wegen der Verwendung des Begriffes Büro-Kaizen bekommen haben und daher starte ich den folgenden Aufruf:
Sollten Sie oder jemand den Sie kennen, ebenfalls in dieser Sache abgemahnt worden sein, bitte melden Sie sich bei mir! Am einfachsten per email an info@wissensagentur.net
Auch – und vor allem – wenn Sie bereits gezahlt haben, denn es bestehen gute Chancen, dass die Marke beim Patentamt wieder gelöscht wird und damit verbunden besteht für Sie die Möglichkeit den Abmahnbetrag inkl. Ihrer Anwaltskosten geltend zu machen.
Darüber hinaus bin ich über jeden Blogbeitrag und Trackback der zu diesem verlinkt, euch/Ihnen sehr dankbar!
In diesem Fall bitte ich wirklich euch, die Netzgemeinde um Unterstützung […]
Sollte das tatsächlich eine unberechtigte Abmahnung sein und Alexandras hier zitierte Darstellung der Wahrheit entsprechen hoffe ich mal, dass den Initiatoren dieser Abmahnung dieselbe noch so richtig um die Ohren fliegt.