Mehr dazu drüben im fotoschraubr-Blog
Schon eine Weile her, aber die Zeit, die Zeit…
Eine schöne Tradition seit einigen Jahren ist es für mich, im Frühjahr einen Englandtrip zu unternehmen. Anlass war und ist die Musik, denn im März oder April findet in London eine „FAWM Over Party“ statt, auf der sich Teilnehmer des „February Album Writing Month“ treffen und einige ihrer Ergebnisse des Februars zum Besten geben.
Ich mache seit einiger Zeit ja auch da mit, allerdings kann ich meine Songs dort nicht spielen, weil die meist orchestrale Instrumentals sind, die man nur zusammen mit 10 Leuten spielen könnte. Karans und Dukes Songs sind da geeigneter, und so übernehme ich da, ebenfalls traditionell, deren rhythmische Begleitung.
Leider war es uns bislang erst ein einziges Mal vergönnt, in voller Bandbesetzung diesen Trip zu unternehmen, das war vorletztes Jahr. Dieses Jahr reisten wir also wieder in 2/3-Besetzung. Aber wie schon in den Jahren zuvor sahen wir viele Freunde wieder, in Devon wie in London, quatschten dabei viel und machten, natürlich, eine Menge Musik.
Und ich konnte wieder eine Menge Fotos machen, und diese Leidenschaft ein weiteres Mal weiter entwickeln. Alle Jahre wieder: England im Frühjahr weiterlesen
Ich hab drüben im Fotoschraubr-Blog mal was über meine persönliche Herangehensweise an Gegenlichtaufnahmen geschrieben. Ohne Anspruch auf Schulbuch-Korrektheit. Ausschließlich mein eigener autodidaktischer Wildwuchs.
[Dieses Posting erschien zuerst im „Fotoschraubr“-Blog, das leider nicht mehr existiert, weshalb ich es aus der wayback-machine rauskopiert habe.]
Ich versprach bei meinem März 2014-„Foto des Monats“ ja, mal was über eine meiner bevorzugten Fototechniken zu schreiben. Also über Gegenlichtfotografie.
Weniger wie man das macht (als Autodidakt habe ich da nämlich keine Ahnung), sondern, wie ich das so mache.
Ich bin mit meinen Gegenlichtaufnahmen nämlich ganz zufrieden und halte sie für ansehnlich genug, dass ich mir denke, das könnte für die ein oder den anderen ganz interessant sein, mal zu sehen, wie ich sowas mache.
Zunächst: was heißt „Gegenlicht“? Ganz einfach: man fotografiert in Richtung einer Lichtquelle. Das muss nicht konkret die Sonne sein, ein heller Himmel, ein Fenster in einem Raum, eine Kerze, eigentlich alles, was Licht in die Linse einstrahlen lässt, sogar egal, ob direkt oder als Reflexion.
Schwierig – und damit erst richtig interessant – wird so eine Situation dann, wenn neben dieser Lichtquelle noch andere Objekte zu sehen sind bzw. auch zu sehen sein sollen.
Das Problem, das da schnell mal auftaucht ist nämlich: diese sind oft deutlich dunkler als die Lichtquelle, weil sie nicht selbst leuchten, weil sie sich räumlich zwischen Kamera und Lichtquelle befinden und deshalb der Schatten, den das Objekt wirft, in Richtung Kamera geworfen wird und/oder weil es neben diesem Objekt auch weitere Bildbereiche gibt, die von der Lichtquelle stark beleuchtet werden und dadurch schlicht extreme Helligkeitsunterschiede abzudecken sind.
Solche Unterschiede führen zu Bildern, in denen entweder der abgeschattete Bereich gut erkennbar ist, aber alles Helle drumherum überbelichtet wird bis hin zum gefürchteten „Ausbluten“, also komplett weißen Bereichen, die einen eigentlich mal blauen Himmel verunstalten oder komplett verschwinden lassen. Oder die Umgebung passt, aber das Objekt, das gegen das Licht steht, nur noch als schwarze Silhouette zu sehen ist.
Bei Portraits oder nahen Objekten kann man das mit einfachen Reflektoren ausgleichen, also großen reflektierenden Flächen, mit denen man vorhandenes Licht auf den abgeschatteten Bereich umlenkt. Sowas gibts auch supergünstig zu kaufen, oft auch praktisch faltbar, so dass mans auch gut mitnehmen kann, da muss man gar nicht groß rumtricksen.
Für Landschaftsaufnahmen allerdings nutzt mir sowas freilich nichts, da bei solchen ja selten ein deutlich aus dem Hintergrund hervortretendes Motiv im Mittelpunkt steht sondern die Gesamtansicht das Motiv ist. Wenn man dann auch noch eine Prise Drama ins Bild bauen möchte und deshalb auch z.B. auf einen schönen Weitwinkel zurückgreift braucht man an Beleuchtungshilfen nicht mehr ansatzweise zu denken.
Und es ist ja auch gerade das, was Gegenlicht so faszinierend macht: die Dramatik, die entsteht, wenn man nicht „nur“ ein dingliches Objekt sondern eben auch das Licht fotografiert. Man kann sagen: Auch gerade das Licht und die Lichtverhältnisse sind da das Motiv.
Die stärkste Lichtquelle bei Landschaftsaufnahmen ist natürlich die Sonne. Das menschliche Auge ist einem Fotosensor weit überlegen, es kann von Natur aus sozusagen HDR sehen, so dass man ein gegen die Sonne stehendes Motiv gegenüber einem hellen Hintergrund oder gar der Sonne selber sehr gut erkennen kann.
Auch ein Objekt, das abgeschattet ist, ist ja im Normalfall noch so hell, dass man nicht nur schwarz sieht, denn es steht ja dennoch in genügend Licht, auch wenn dieses nicht so hell ist wie an anderen Stellen.
Ein Fotosensor ist da deutlich „dümmer“, der lässt sich halt nur auf eine Einstellung für alles setzen, und alle Bereiche des Bildes, das andere Lichtverhältnisse aufweist als die, an der man diese Einstellungen ausgerichtet hat, sind nicht mehr ideal eingestellt.
So behelfen sich viele damit, dass sie sogenannte „HDR“-Aufnahmen machen: das selbe Motiv wird mit verschiedenen Einstellungen, für die hellsten Bereiche, die Mitten und die Schatten, mehrfach abgelichtet, so dass man ein Foto für jeden Teilbereich erhält. Diese verschiedenen Bilder werden dann zu einem zusammengefasst, mit dem Himmel des einen, den Mitten des anderen und dem dunklen Bereich des Bildes, das diesem Bereich angepasst ist.
Da ich dazu meist zu faul bin und vor allem auch eher auf Motive stoße anstatt sie zu suchen, weil ich meist Bilder auf Wanderungen oder Spaziergängen mache, so dass oft auch gar nicht die Möglichkeit für großen Aufwand ist, ist, wenn man das nicht wie ich sowieso immer tut, spätestens hier die Stunde des RAW-Formats gekommen.
Eine RAW-Datei umfasst für die allermeisten Fälle genügend Dynamik, um eine schöne dramatische Gegenlichtaufnahme machen zu können.
Stativ rumschleppen, Einstellungen machen, mehrere Fotos, da bedanken sich Wanderbegleitungen schnell, wenn sie dauernd ewig auf mich warten müssten. Und dann das ganze zu Hause am Rechner erst nochmal richtig zusammenpfriemeln, das ist mir zu viel Gedöns. Erwähnte ich, dass ich faul bin?
Eine schöne Landschaft als Gegenlichtmotiv braucht ein paar Faktoren, speziell, wenn man sie mit einer Weitwinkellinse aufnehmen will:
Da sehr helles Licht meist eine recht geschlossene Blende benötigt (ich lasse mal solche Möglichkeiten wie ND-Verlaufsfilter und ähnliche Tricks weg) ist der Schärfebereich entsprechend groß, heißt, Vordergrund, wenn er nicht nur ein paar Zentimeter von der Kamera weg ist wie bei der Blüte da oben, und Hintergrund bleiben mehr oder weniger gleichermaßen scharf. Bei Landschaften ist das ja sowieso so gewollt, im Normalfall, somit ist das auch kein Problem.
Aber eben: es ist deshalb wichtig, da ein bisschen genauer hinzuschauen und auf Dinge zu achten, die man normalerweise ausblendet, wenn man sich eine Landschaft vor Ort als Spaziergänger anschaut. Strommasten und -kabel, Schilder, Passanten, Müll auf dem Boden, unwichtige Bauwerke sollten einen nicht erst beim Betrachten der Fotos am heimischen Rechner überraschen.
Die menschliche Wahrnehmung ist da manchmal ein Arschloch, denn so schön sie einem solche störenden Elemente vor Ort ausblendet und sie einem einen himmlischen Ausblick genießen lässt, so hervorstechend wirken diese Elemente auf einem Foto, speziell, wenn sie dort in prachtvoller Schärfe und damit Deutlichkeit festgehalten wurden. Das sollte man sich vor Ort immer mal ins Gedächtnis zurückrufen. Ich spreche da aus leidvoller Erfahrung…
Der ist wichtig. Es ist eigentlich egal, ob der nun strahlend blau ist, oder Wolken aufweist oder gar komplett bewölkt ist. Aber er sollte (außer er ist eben wolkenlos blau) etwas „Struktur“ haben. Es geht im Prinzip alles außer dunstigem Einheitsweiß oder Grau.
Ideal, natürlich, sind tief fliegende wilde Wolken unter blauem Himmel. Wenn die Sonne schön tief steht (was sie bei Gegenlicht ja meist tut, sonst müsste man ja steil in den Himmel fotografieren, um in den Gegenlichtbereich zu kommen) und Wolken von der Seite her anstrahlt, so dass die Wolken außen hell, aber nach „innen“ hin deutlich dunkel werden, weil das Licht nicht so tief hineinkommt, müssen sie nicht einmal besonders dick sein, um schöne Kontraste auszubilden. Aber auch hohe Eiswolken, die lange gleißende Lichtfäden ziehen, bringen Tiefe ins Bild.
Denn genau dafür wird ein strukturierter Himmel benötigt: um Perspektive ins Bild zu bekommen. Speziell, wenn die Luft, wie man sichs ja auch wünscht, weil dann wenig diffuses Licht stört, klar und trocken ist und deshalb die Entfernung nicht durch zunehmenden Dunst angezeigt wird.
Denn, wie gesagt: das ganze Bild wird (und gerade bei klarer Luft: soll) ja mit durchgängiger Schärfe aufgenommen werden, so dass auch kein „Verschwimmen“ des Vorder- oder Hintergrundes hilft, Perspektive zu erzeugen.
Ein wolkenloser blauer Himmel bei klarer Luft ist aber auch kein Problem, und hier gibt es einen kleinen Trick, um fehlende Tiefe ins Bild zu bekommen: Eine Vignettierung für einen Dunkel- zu Hellblau-Verlauf von außen nach innen – vgl. weiter unten dazu das Foto von Glastonbury Tor.
Das erzeugt einen Tunneleffekt, da der Himmel zu den Bildrändern hin näher erscheint als in der Bildmitte, weil er dort eben dunkler ist. Das menschliche Auge, bzw. die Wahrnehmung, interpretiert solche Helligkeitsunterschiede in Entfernungen um, aus der Seherfahrung „hinten muss ich durch mehr Dunst gucken, deshalb ist es dort kontrastärmer“ heraus – ein tiefes Blau wird als kontrastreich angesehen und wegen des Verlaufs hin zu kontrastärmerem Blau entsprechend als der Nahbereich interpretiert.
Die Objekte. Auch diese erzeugen Perspektive. Zumindest sollten sie das. Ich versuche deshalb, Motive zu finden, in denen Fluchtpunkte erkennbar sind. Also Linien, die „nach hinten“ verlaufen. Sei es eine Straße, Felsstrukturen, Baumreihen – egal was, Hauptsache, dem Auge wird etwas geboten, an Hand dessen es ins Bild hineingezogen wird und Ferne und Nähe unterscheiden kann.
Der Weitwinkelbereich hilft einem da sehr gut dabei. Eine Brennweite im Weitwinkelbereich vergrößert dabei den Fluchtbereich dramatisch. Ein ganz wichtiger Punkt. Drama ist ja genau, was wir wollen.
Das gilt jetzt natürlich nicht nur für Gegenlichtaufnahmen sondern auch ganz allgemein für Landschaften bzw. Weitwinkel- und Panoramaähnliche Aufnahmen. Für eine hochdramatische Gegenlichtaufnahme, wie ich sie hier vorhabe, ist das aber natürlich absolut essentiell.
OK, wir haben ein tolles Motiv gefunden. Jetzt kommen wir zum eigentlichen: dem
Die große Gefahr bei Gegenlichtaufnahmen ist, dass es im hellen Bereich zu Ausblutungen kommt.
Kennen sicher alle, die digital fotografieren, ob mit Handy oder Spiegelreflex: ein weißer Bereich im Bild, der sich bei der Nachbearbeitung als fetter weißer Fleck herausstellt, an dessen Randbereich, wenn man versucht, die hellen Bereiche ein wenig runter zu drehen, hässliche scharfe Ränder entstehen.
An dieser Stelle ist die Aufnahme „kaputt“, da lässt sich im Nachhinein nichts mehr aus den Aufnahmedaten heraus reparieren. Der Sensor hat es an dieser Stelle nicht geschafft, den Übergang zwischen „es blendet mich grellweiß“ und „ab hier sehe ich wieder was“ weich hinzubekommen, weil die Helligkeit des grellen Bereiches zu viele Pixel neben denen, die „weiß“ sahen, mit überladen hat und damit auch diese noch weiß aufgenommen haben, obwohl sie, wären sie nicht vom Nachbarsensorpixel mit geladen worden, schon längst eine kleine Abstufung gemessen hätten.
Irgendwann hört das Überladen durch den Nachbarpixel schlagartig auf und der erste Pixelsensor bekommt nur noch die Ladung aus der Linse und nicht noch welche vom Nachbarsensor. An dieser Stelle entsteht dann diese hässliche Kante, da eigentlich schon einige Pixel daneben auch schon nicht mehr nur weiß durch die Linse gezeigt bekommen hätten.
Um diesen Effekt möglichst zu vermeiden, richte ich die Belichtungsmessung meines Bildes möglichst nach dem hellsten Bereich des Bildes aus.
Damit jetzt nicht wirklich alles andere schwarz wird, nutze ich für den Rest meist die Matrixmessung, lasse also für die Berechnung des Belichtungsmessers das gesamte Bild berücksichtigen. Die modernen Sensoren sind nämlich zwar dümmer als das menschliche Auge, aber schon lange nicht mehr so dumm, dass sie da nun gar nichts könnten.
Wenn ich die Sonne im Bild habe ist die Wahl des hellsten Bereiches relativ einfach, eben nahe der Sonne. Nicht direkt, natürlich, sondern in ihrer Nähe. Bei diffusem Gegenlicht, das durch z.B. hohe Eisschleier am Himmel oder auch Dunst tiefer verursacht wird, muss man dagegen schon manchmal etwas genauer hinschauen – ein Blick auf die Belichtungsmessung bzw. die vorgeschlagene Belichtungszeit ist da hilfreich.
Viele Kameras ermöglichen es, die Belichtungsmessung mit einem einfachen Knopf und Drehen am Einstellrad zu manipulieren, so dass man der Kamera sagen kann, dass sie ihre Einstellungsvorschläge (vor allem auch auch die automatischen Einstellungen, wenn man mit im P, A oder S-Modus fotografiert) auf einen dunkleren Zielwert hin kalibriert.
Bei der Nikon ist das ein +/-, den man drückt und je nachdem die Belichtungsmessung um den Faktor -0,5, -0,7 oder sogar -1 unterbelichten lässt. Extremes Licht bekommt man so etwas besser in den Griff, gerade bei Weitwinkelaufnahmen mit viel hellem Himmel ist das etwas, das ich sehr oft nutze.
Eine weitere Möglichkeit ist, den „AE-Lock“ zu nutzen, wenn vorhanden, also die Kamera auf den hellen Bereich zu richten, mit dem entsprechenden Knopf diese Belichtungseinstellung zu fixieren und dann erst so aufs Motiv zu schwenken, dass der gewünschte Ausschnitt im Sucher zu sehen ist und das Bild somit mit den vorher fixierten Belichtungseinstellungen aufzunehmen. Viele Kameras haben sowas, es lohnt sich, mal danach in den Bedienungsanleitungen zu suchen.
Ich habe also jetzt ein Motiv gefunden und stelle fest, dass es im Gegenlicht steht, weil z.B. eine tiefstehende Sonne oder eine andere helle Lichtquelle entweder direkt im Bild ist oder an dessen Rand, oder etwas eine solche Lichtquelle reflektiert (besagte Eiswolken, z.B.). Dieses Licht kann man oft nutzen, indem man es zum (tragenden) Teil des Motivs erklärt. Dabei kommt es jetzt ein wenig darauf an, in welchem Winkel diese Lichtquelle ins Objektiv fällt.
Wenn die Lichtquelle direkt vor mir steht, also „geradaus“ direkt auf den Sensor fällt, haben wir bei der Sonne ein Problem: das ist im Normalfall (wenns nicht Sonnenuntergang ist, der das Licht der Sonne schon deutlich runterdimmt, weil ihr Licht viel mehr Atmosphäre durchdringen muss, als wenn sie noch etwas weiter über dem Horizint steht bzw. der Planet schon einen Teil des Lichtes abschattet) schlicht zu hell, um noch irgendetwas drumherum vernünftig zu belichten.
Zumal das auch nicht wirklich gesund für den Sensor der Kamera ist, wenn Sonnenlicht wie durch ein Brennglas durch die Linse auf einen kleinen Bereich des Sensors gebündelt wird.
Also: niemals direkt in eine grelle Sonne gucken. Faustregel: was ich nicht mit den Augen hinbekomme ohne sie durch Zukneifen oder einen Filter zu schützen sollte man auch nicht einer Kamera zumuten.
Ich habe da jetzt dennoch verschiedene Möglichkeiten. Ich kann so eine direkte Lichtquelle mit einem Objekt im Vordergrund abdecken. Das ergibt bei sehr hellem Licht einen Silhouetten-Effekt, der sehr dramatisch wirken kann.
Wenn ich jetzt die Lichtquelle noch ein kleines bisschen hervorspitzen lasse, dann bekomme ich den Effekt wie bei dem Bild vom Glastonbury Tor: es überblendet etwas die Kante und durch die Linsenbrechung entsteht ein Stern aus Lichtstrahlen.
Ein Objekt im Vordergrund muss die Lichtquelle aber nicht unbedingt komplett verdecken. Es kann auch reizvoll sein, wenn die Lichtquelle zum Beispiel von einen Baumstamm, von Zweigen oder auch nur einem Blütenstängel nur teilweise verdeckt wird. Je nach Helligkeit umstrahlt das Licht diesen Vordergrund und löst ihn sogar teilweise auf, wie das beim Foto „Schwarzwald“ passiert.
Dieses Foto ist absolut nicht ideal belichtet, ich würde heute noch etwas besser darauf achten, das leider sehr starke Ausbluten zu verhindern, aber trotzdem verfehlt es seine Wirkung nicht, weil das Licht und die Schatten, die es wirft, ein dominanter Teil des Bildes ist, der durch seine zentriert auf einen Punkt hinlaufenden Linien die vertikalen Linien der Bäume kontrastiert – die Lichtstrahlen sind also nicht weniger Motivbestandteil wie die festen Objekte.
Oder man bekommt einen „Halo“-Effekt um die Objekte im Vordergrund, wie bei der Blüte weiter oben, die die Abendsonne halb abdeckt. Hier sieht man auch schön, was ich oben über den Sonnenuntergang schrieb: die Leuchtkraft der Sonne ist abends so weit herunter gedimmt, dass sie nicht mehr alles mit grellem Licht totschlägt, so dass es möglich ist, sie recht direkt anzuvisieren, ohne an dieser Stelle reines Weiß zu erhalten wie auf den Bildern, auf der sie noch höher steht und mit voller Intensität leuchtet.
Eine weitere Möglichkeit, Licht in ein Bild einzubauen, ist es, den Umstand zu nutzen, wie Objektive aufgebaut sind. Licht, das schräg in die Linse einfällt, wird in den inneren Linsen gespiegelt, so dass es Lichtstreifen oder Punkte, Flares, an Stellen erzeugt, an denen eigentlich gar kein Licht in einem Motiv auftaucht.
Das kann oft stören, weshalb es ja die Aufsätze für Objektive gibt, die das bis zu einem gewissen Grad verhindern sollen. Manchmal kann man sich das aber auch zu Nutze machen, indem man das Objektiv soweit zur Lichtquelle hindreht, bis sie nicht mehr vollständig von der Gegenlichtblende abgeschattet wird.
Oder man nimmt die Lichtquelle gleich ins Bild hinein. Wenn man die Sonne am Bildrand positioniert und sie so ihr Licht nicht mehr direkt geradeaus sondern in einem Winkel ins Objektiv wirft, verliert sie genug Energie, um sie auf diese Weise tatsächlich ins Bild aufnehmen zu können. Gewollte Linseneffekte inklusive.
Ich habe hier jetzt zum Ende noch ein Beispiel – klick aufs Bild öffnet ein größeres Bild in einem neuen Tab – in dem ich einige der oben genannten Überlegungen umgesetzt habe. Es ist fast direkt in die Sonne fotografiert, mit einem Motiv, das die Sonne verdeckt.
Wie man sieht, ist die Sonne dennoch grell genug, dass sie, obwohl sie komplett verdeckt wird, noch so grell ist, dass sie in ihrem Bildbereich eine deutliche Überbelichtung verursacht. Lightroom zeigt den Bereich, der Bildinformationen enthält, die außerhalb des angezeigten Dynamikbereiches liegen, rot an, so dass ich weiß, wie ich die Lichtbereiche des Histogrammes verschieben muss, damit ich diese Bildinformationen in den sichtbaren Bereich zurückdrehen kann.
Deutlich auch zu erkennen: der abgeschattete Bereich ist sehr dunkel im Vergleich zu Himmel und den Bereichen der Umgebung, auf die Licht fällt.
Man kennt das natürlich von Fotos so, aber wer einmal bewusst in einer solchen Situation darauf achtet, was und wie sie/er mit eigenen Augen eine solche Situation wahrnimmt, weiß, dass man dort sehr wohl Strukturen, Farben und Helligkeitsunterschiede sehen kann.
Wie gesagt: nur, weil dort Schatten ist, ist es dort ja nicht wirklich dunkel, es ist ja immerhin heller Tag. Wäre der Himmel komplett bewölkt, also dieser Schatten überall, wäre es ja auch nicht stockfinster.
Logisch, eigentlich also, dass ich diesen Bereich wieder aus dem Schatten herausholen will. Ich will ja auf dem Bild zeigen, was ich sah. Und nicht, wie ein Foto es nicht schafft, dies darzustellen…
Ansonsten habe ich in dem Bild auf verschiedene Symmetrien und Verhältnisse geachtet, die es erlauben, Entfernungsunterschiede einzuschätzen. Und die freilich auch den Bildaufbau bestimmen, indem eben die vertikale mittige Symmetrie in Wahrheit durch Diagonale aufgebaut wird, während in der Horizontalen dem Auge durch eine Fünfer-Aufteilung von Bereichen (breit, schmaler, sehr schmal, schmaler, breit) verschiedene Entfernungsebenen zur Orientierung angeboten werden.
Ich habe als erstes dann die Belichtung justiert. Ich war recht erfreut, dass ich vor Ort offenbar „richtig“ belichtet hatte, denn ich konnte die Schattenbereiche aufhellen, ohne am Belichtungsregler etwas ändern zu müssen. Wenn die dunklen Bildbereiche eines solchen Bildes zu dunkel sind muss ich manchmal die Belichtung etwas höher setzen, was es schwieriger macht, die hellen Lichtbereiche im Griff zu behalten. Das geht dann meist auf Kosten des möglichen Kontrastes.
Wie man sieht: ich habe die Lichter komplett runter gedreht und auch die hellen Mitten etwas zurück – keine roten Stellen mehr. Im dunklen Bereich dagegen reichte es, deutlich Schatten herauszunehmen. Farbkontrast habe ich über Dynamik und etwas Sättigung, die durch etwas Kontrast verstärkt wurden, eingebracht. Mittels Präsenz arbeite ich die Konturen und Strukturen heraus.
Für den endgültigen Kontrast habe ich dann noch etwas die Gradationskurve bearbeitet. Dabei rutschen im Schattenbereich ein paar kleine Stellen aus dem sichtbaren Bereich (die blaue Markierung), aber ich bin ja noch nicht fertig.
Die Belichtung stimmt jetzt, aber durch die starken Sättigungs- und Kontrasteinstellungen habe ich jetzt noch recht unnatürliche Bonbonfarben. Dazu kommt, dass ich keinen Polfilter benutzt habe.
Um also das Bild jetzt noch etwas dem anzupassen, was ich vor Ort wirklich gesehen habe, justiere ich die einzelnen Farbbereiche nach.
Speziell – wie gesagt: kein Polfilter – der Blau- und Cyanbereich benötigt ein paar Korrekturen. Dadurch, dass ich Aquamarin komplett entsättige und die Blautöne etwas abdunkle und ebenfalls etwas entsättige, bekomme ich ein natürlicheres Blau bzw. auch die natürliche Farbe der Felsen zurück.
Dass diese dadurch wieder deutlich dunkler geworden sind, gleiche ich durch Aufhellung des Aquamarinbereiches aus. Den Strand drehe ich über Orange auch wieder ein wenig in den Schatten zurück, ohne andere Bildteile damit zu verändern. Und das durch die Abdunklung der Blautöne mit betroffene im Schatten liegende Grün drehe ich wieder etwas heller.
Achja, und für die Dramatik noch eine leichte Vignettierung, die dem Bild die letzte fehlende Würze verpasst.
Et voilá…
Ich bin ja inzwischen doch schon ein bisschen älter und stieß deshalb bereits in der ersten Hälfte der Neunziger Jahre auf dieses „Internet“. Gegenüber damaligen „early adoptern“ relativ spät, ich bin zwar jemand, der irgendwie jeden Scheiß mitmachen muss, aber meist bekomme ich den Scheiß erst mit, wenn die, die jeden Scheiß mitmachen müssen, ihn schon eine gute Weile mitmachen. So auch beim Internet. Natürlich, als „Computerfreak“ seit den Achtigern und schon immer technikinteressierter Mensch seit frühester Kindheit, habe ich lange Zeit vor meinem eigenen Einstieg ins Internet schon von „Datenfernübertragung“ gelesen, von Akustikkopplern und von vernetzten Computern, Hacker waren schon in den frühen Achtzigern Themen meiner Lieblingsfilme und -bücher. Und ich hatte Freunde, die nerdig genug waren, da schon weit früher als ich aktiv mitzumischen.
Vom Zuschauer zum Akteur aber wurde ich erst Anfang/Mitte der Neunziger. Als das „WWW“ bedienungsfreundlich genug geworden war, so dass auch ich einen Zugang in diese Welt finden konnte. Diese Dings-Boxen, die über irgendwelche lokalen Einwahlknoten erreichbar waren, die man aber irgendwie abonnieren musste, abholen, hinschicken, mit Terminal-Eingabezeilen und all sowas – da konnte ich nichts mit anfangen. Jens hat sich da letztens ja mit Oliver drüber unterhalten, das empfand ich als unendlich kompliziert. Ich habs ja schon mal gesagt: ein klassischer „Nerd“ bin ich nie gewesen.
An der Technik, wie ich sie da kennenlernte, hat sich bis heute nicht viel geändert. Die gewachsene Bandbreite, der billige Speicher und die leistungsfähigen Geräte ermöglichen mehr Geschwindigkeit für aufwändigeren Inhalt, aber wenn mans rein funktional betrachtet gibt es da viel weniger Unterschiede als man vielleicht denkt: ich habe Mitte der Neunziger auf der Babylon5-Seite die Trailer und Reviews zu den aktuellen Folgen angesehen, als im deutschen TV noch mit einem Jahr Verzögerung die Folgen der vorangegangenen Staffel ausgestrahlt wurden, wie ich heute in Dr. Who oder andere Serien reinschaue, bevor sie überhaupt auf einem heimischen Sender zu sehen sind, wenn sie es da denn überhaupt sind. Der Unterschied, Bandbreite und Datenmenge, ermöglicht das als Stream in hoher Auflösung und komplette Filme anstatt in kurzen Videos von einer Minute in 360 Pixeln breit, für die man dennoch eine halbe Stunde brauchte, sie runter zu laden. Ähnliches gilt für fast jede „Netztechnik“ – erinnert sich noch wer an „Quicktime VR„? Die Technik ist jetzt ziemlich genau 20 Jahre alt. Androids „Photo Sphere“ ist nichts anderes. Geändert haben sich Bandbreite, Speicher und Rechenpower. Aber nicht die grundsätzliche technische Funktionalität.
Wenn Feuilletonisten, Marktschreier, Politiker, Aktivisten, Maschinenstürmer und was weiß ich noch alles heute über „das Internet“ schreiben, reden oder reflektieren wundere ich mich deshalb oft sehr. Immer wieder geht es um ein „neues Medium“ (Merkels „Neuland“-Zitat letztes Jahr war da ein Höhepunkt einer langen Liste) und dessen wahlweise „Potentiale“ oder „Gefahren“, alles so neu und deshalb unabsehbar wie dennoch mit der Sicherheit des Unfehlbaren entweder in den totalen Untergang oder in das Paradies führend.
Das Internet rettet die Welt. Verdummt alle. Nicht. Doch. Nein. Doch. Ach. weiterlesen
Wer möchte mein eineinhalb Jahre „altes“ Samsung Galaxy Note II
(Android 4.3, Farbe titanium grey)?
Wer zuerst „hier“ schreit bekommt es für 280 Euro, komplett mit Ersatzakku, Akkuladestation, passenden Halter für die Windschutzscheibe und einem weißen Wechselcover, inklusive Versand. Selbstabholer sparen sich einen Zehner.
Weg isses
Seit der Meldung, dass Facebook WhatsApp gekauft hat, schießen die Anmeldezahlen bei alternativen Messengern in die Höhe, das scheint also zumindest bei einigen Leuten irgendwas getroffen zu haben. Und allüberall werden jetzt Alternativen diskutiert, und Gründe, warum man wechseln sollte oder warum das doch egal sei – und vieles, was eigentlich gar nichts miteinander zu tun hat, in einen Topf geworfen. Ich versuche das deshalb hier mal von einer anderen Seite her aufzudröseln.
Vornweg: Ich gebe zu, ein bisschen amüsiere ich mich ja auch darüber, dass WhatsApp-Nutzer jetzt wechseln, weil sie facebook misstrauen, als ob WhatsApp vorher nicht auch schon alle ihre Daten mitgeschnüffelt hätte, teils deutlich dreister und mehr als Facebook oder Google das tun – in den letzten Jahren gab es ja nun wirklich zur Genüge Berichte über scheunentorgroße Sicherheitslücken und über die immense Neugierde der WhatsApp-Betreiber und dennoch wurde das Teil installiert und sogar zum Versenden wirklich privater Fotos und ähnlichem genutzt.
Nichtsdestotrotz wird dieser Einkauf natürlich tatsächlich Folgen haben bezüglich der persönlichen Privacy. Wie immer aber kommt es halt auch drauf an. Shooting Messengers weiterlesen
Ich hab ja das Gefühl, derzeit, ich komm‘ zu nix.
Was aber wahrscheinlich am Wetter liegt. Ich bin ja extrem Lichtabhängig, und längere Zeit trübes Wetter trübt auch schnell mein Blickfeld ein.
Weil – eigentlich mach‘ ich ja grade gar nicht wenig:
Auf Arbeit bin ich seit dem letzten Herbst sehr viel stärker eingebunden in Messebranding und -produktionen, was stellenweise extrem anstrengend ist, andererseits aber auch mehr Spaß macht, weil man selbst organisatorisch wie inhaltlich mehr in der Hand hat und nicht mehr nur Hingeworfenes abarbeitet. Die „Stoßzeiten“ sind dadurch allerdings wirklich richtig heftig geworden, ich hoffe, dass mit steigender Routine und Durchsetzung mancher von uns neu eingeführten Methodiken da die Stresskurven wieder etwas weniger steil werden.
Dann: Ich habe mit meiner Band Singvøgel seit einiger Zeit schon ein Crowdfunding laufen, das in drei Tagen beendet sein wird (ich hoffe, ihr schaut vorher noch mal rein und falls euch gefällt, was ihr seht und hört, unterstützt es und sagt es noch rechtzeitig weiter), um das ich mich gekümmert habe.
Für ebenjenes Album bastle ich am Artwork und organisiere die CD-Pressung und was da noch alles so dazu gehört bzw. noch dazu gehören wird.
Wenn das Crowdfunding fertig, das Artwork erstellt, die CD gepresst, die Pledge-Goodies fertigproduziert und an die Unterstützer verschickt und das digitale Album in den Downloadshops verteilt, dann war das ein Projekt, das von den Kompositionen über die Aufnahmen bis zur Finanzierung und Produktion über ein Jahr in Anspruch nahm.
Ich arbeite seit September im Rahmen meiner begrenzten Möglichkeiten im Verwaltungsrat der C3S mit, damit wir so schnell wie möglich eine GEMA-Alternative zum Laufen kriegen. Auch, wenn andere dort sehr viel mehr Zeit und Arbeit investieren (können) und meine paar kleinen Möglichkeiten dagegen wirklich mickrig aussehen, hoffe ich, dass auch das bisschen, das ich beitragen kann, ein wenig hilft, das Projekt zum Ziel zu führen.
Dann ist ja derzeit FAWM, wo ich auch dieses Jahr wieder mitmache, das lasse ich mir nicht nehmen, auch wenn ich auch dieses Jahr kaum die Chance haben werde, wirklich 14 Songs abzuliefern. Aber das ist mir egal, letztes Jahr waren es 8, da ist mein persönliches Ziel, diese zu toppen. (Was hinter FAWM genau steckt könnt ihr hier in Karans und meinem Artikel beim musikpiraten e.V. lesen)
Allerdings habe ich mir dafür wahrscheinlich das falsche Thema rausgesucht, denn ich versuche mich diesmal in Filmmusik. Man kann die beiden bisherigen Stücke dazu als Studien begreifen, ich probiere da Dinge aus, Prinzipien wie Spannungsaufbau, Stimmungserzeugung etc. – also die Umsetzung von „Funktionalitäten“ von solchen Soundtracks.
Das Fotografieren ist da derzeit mangels Zeit und Gelegenheit ein wenig ins Hintertreffen geraten, aber ich denke, dass sich das spätestens dann ändert, wenn zum einen die CD „raus“ ist und zum anderen auch das Wetter wieder etwas mitspielt.
So, und das war jetzt mal gut, das hier runterzuschreiben, einfach nur, um mir selbst zu zeigen, dass dass tretmühlige Gefühl zwar tatsächlich seinen Grund in „viel zu tun auf vielen Baustellen gleichzeitig“ hat, aber das damit zusammenhängende Gefühl des „ich komm zu nix, es geht nicht voran“ täuscht und beileibe nicht bedeutet, dass nichts passieren würde.
Das Gegenteil ist der Fall, und ich freue mich schon darauf, wenn die ersten Rückmeldungen der Welt auf die vielen Sachen, die ich da grade rausfeuere, eintrudeln werden.
Ich hoffe nur, dass die Welt nicht allzu lange wartet damit, denn ich könnte schon mal wieder so langsam einen Rücklauf gebrauchen, der mir nicht nur sagt, dass ich schon irgendwie das richtige mache und erst mal weitermachen soll, wird schon. Sondern mehr auch mal so in Richtung Ergebnis, auf dem man jetzt was weiteres aufbauen kann – oder zur Abwechslung vielleicht sogar eins, auf dem sich Dinge auch mal ohne ständigen Marathonlauf ein wenig weiterentwickeln.
Irgendwann würde ich nämlich auch gerne einfach mal wieder einen Moment durchschnaufen und die Aussicht genießen.
[Es gibt einen Nachtrag]
Ich habe lange überlegt, ob ich diesen Artikel schreibe, denn ich habe ein bisschen Angst davor, dass man ihn als Rant oder gar Publikumsbeschimpfung missversteht, denn beides soll es nicht sein. Es geht um etwas, in das ich direkt involviert bin, und genau das lässt mich etwas zögern, da ich nicht den Eindruck erwecken will, nur, weil ich da direkt betroffen bin jammere ich da jetzt rum. Ich schicke das Ding trotzdem ab, in der Hoffnung, dass meine Intention, persönliche Eindrücke und Beobachtungen aufzuzeigen und auch ein bisschen zum Nachdenken ganz allgemein über diese und ähnliche Thematiken (das selbe könnte ich für Literatur oder Film schreiben, in die ich aber keine erste-Hand-Einblicke habe, mir aber denke, dass es nicht groß anders ist) anzuregen.
Ich bin da ein bisschen frustriert.
Wenn ich mich mit Leuten über Musik unterhalte, speziell über die Musik, die „erfolgreich“ ist, also die, die im Radio läuft und ja auch offenbar mit 5-6-stelligen Verkaufszahlen glänzt, höre ich immer und überall die selben Klagen: Der Mainstream sei langweilig, Texte nichtssagend, Kompositionen und Arrangements stromlinienförmig ohne Brüche und Überraschungen und „die Industrie“ verkaufe ausschließlich „gefälliges“, ohne jegliche Provokation oder Denkanregung.
Es sei keine „Message“ mehr in der Musik, „früher“TM gab es mehr Nachdenkenswertes und provokatives selbst im einfachsten Pop-Bereich, heute würden nur noch völlig austauschbare „Gesichter“ gecastet, die irgendwelche Industrie-Produktionen verkaufen sollen und wenn das Gesicht nach einem halben Jahr Dauerpräsenz ausgelutscht ist käme einfach ein neues, das mit der finanziellen Marktmacht der Konzerne in alle Kanäle gedrückt wird, bis man auch diese nicht mehr sehen und hören könne.
Dann erzählen mir Leute, dass dieses „Internet“ das alles ja ändern würde, Von der Schwierigkeit, Musik ohne Industrie-Budget zu promoten weiterlesen
Irgendwie kam ich in den letzten Jahren ja nie dazu, diesen Fragebogen durchzugehen, weiß auch nicht, Jahreswechsel sind bei mir traditionsgemäß meist eine hektische Zeit und wenn es dann irgendwann wieder etwas ruhiger ist, ist es meist schon so spät im neuen Jahr, dass mir so ein Rückblick nicht mehr passend erschien. Jens macht das schon 10 Jahre lang regelmäßig und genauso regelmäßig fange ich ebenfalls an, diesen Blogartikel zu schreiben, der dann irgendwann halbfertig in den Entwürfen rumlungert, bis ich ihn dann irgendwann im März oder April lösche. Mal sehen, wie weit ich diesmal komme…
Meine Band Singvøgel hat wieder ein sogenanntes „Crowdfunding“ gestartet, um unser neues Album zu finanzieren. „Westwind“ wird es heißen und ich denke, dass das richtig toll werden wird. Wir haben das ja schon im Frühjahr dieses Jahres 2 Wochen am Stück lang aufgenommen, in einem abgelegenen Ferienhaus auf der dänischen Nordseeinsel Rømø, das heißt, wir hatten richtig Zeit und Muße, an den 12 Songs zu schrauben.
Das war richtig klasse, weil wir wirklich von morgens bis abends arbeiten konnten, ohne Ablenkungen und ohne Stress, der durch beengte Räume oder Hin- und Herfahrereien bedingt den „Flow“ unterbrechen hätte können. Und durch die Nähe zum Meer und die wunderschöne Umgebung war es auch wunderbar inspirierend.
Die frische Seeluft – der stetige Westwind vor allem – sorgte auch für ideale Bedingungen zum Singen, vor allem Karan hat ja auf dem Kontinent stark unter Pollen und Luftverschmutzung zu leiden, was für eine Singstimme alles andere als ideal ist, und dort gab es solche Probleme dank der guten Luft überhaupt nicht.
Die Investition hat sich also mehr als gelohnt, aber auch wenn diese 2 Wochen finanziell weit günstiger waren als auch nur eine Woche „echtes“ Studio anzumieten kostete das natürlich dennoch ein bisschen Geld. Deshalb möchten wir bei diesem neuerlichen Crowdfunding versuchen, neben den Presskosten für die CD auch ein paar dieser zusätzlichen Kosten wieder reinzuholen. Mit Erreichen der 100% wären diesmal also die CD-Pressung und die Mietkosten dieses Ferienhauses drin, das sind alles zusammen so rund 3000 Öcken.
Supertoll wäre es allerdings, wenn wir diesmal deutlich über die 100% kämen, unser Wunschziel wäre, wenn wir es schaffen könnten so an die 200er Marke ranzukommen. Einfach, damit wir über reine Basiskosten hinaus noch etwas mehr ins Album stecken könnten und zum Beispiel wieder ein Video zu einem der Songs drehen könnten. Wir sind dankbar, dass wir die Unterstützung guter und lieber Freunde haben, die uns für wenig bis gar nichts tolle Dinge zaubern, aber auf Dauer kann das ja nicht sein – wir regen uns selbst (zu Recht) auf über die Verhältnisse auf dem „Markt“, die uns fast nur noch Auftritte ohne Gage anbieten, oft sogar „pay to play“, also, dass man selbst zahlt, um wo auftreten zu „dürfen“, können aber denen, die uns mit viel Zeit, Kreativität und Kraft unterstützen, selbst nichts zahlen?
Ja, genau das, das ist eine direkte Folge dieser Tendenz, denn wenn Veranstaltern es kein Geld „wert“ ist, dass Bands bei ihnen spielen, bringt die Musik nichts ein, wenn sie nichts einbringt ist auch wenig da, das man wieder in sie investieren kann. Ich habe das alles ja schon mal ausführlich hier in diesem Artikel beschrieben.
Und genau deswegen wäre es einfach großartig, wenn wir diesmal eben deutlich mehr als die nackten „Sachkosten“ reinbekämen, die wir schon von unserem Gesparten in dieses Album gesteckt haben. Es ist nun mal leider so, dass „Wert“ in unserer Gesellschaft auch in Geld bemessen wird. Darum bitte ich euch: wenn euch Musik, unabhängig von „Industrie“ und Mainstream, wenn euch unsere Musik, der man, denke ich, das Herzblut anhört, das wir da reinstecken, anhört, wenn euch unsere Songs gefallen und berühren und mehr geben als nur etwas Hintergrundgeräusch – dann unterstützt uns.
Wir haben, denke ich, einige sehr schöne Pakete und Angebote über das reine Album, digital oder auf CD, hinaus zusammengestellt – es ist ja nicht so, dass wir Almosen wollen, zum „Wert“ gehört ja auch, dass man was bekommt fürs Geld. Neben Postern, Postkarten und ähnlichem haben wir ein Songbook zum Album, einen Kalender mit einigen der besten meiner und Karans Fotos (Ihr wisst ja, dass ich leidenschaftlich gern fotografiere), den wir natürlich noch in diesem Jahr verschicken, auch wenn das Crowdfunding noch ins nächste Jahr hineinreichen wird. Wir haben einen Satz Kaffeetassen mit dem Westwind-Motiv, nur eine kleine Handvoll und nur während des Crowdfundings zu haben, die wird es nirgends wann und woanders geben. Und man kann uns buchen, deutlich günstiger als zu den normalen Konditionen, unplugged und sogar einmal mit allem Rotz und Rödel.
Ich selber biete auch wieder einen Cajon-Workshop an, der kam beim letzten Mal ja auch schon gut an. Diesmal geht es um „Rock auf dem Cajon“ – da mich schon einige Leute darauf ansprachen, dass es sehr ungewöhnlich sei, wenn (und wie) ich das Cajon (auch) für sehr rockige Stücke einsetze, wo man dieses Instrument doch eigentlich eher als „sanftes“, loungiges Hintergrundinstrument kenne, und man überrascht sei, wie gut man damit auch klassische „Rockdrums“ spielen könne, dachte ich mir, dass ich speziell das einmal anbiete: Das Cajon als Rhythmusinstrument für Gelegenheiten, wo ein Schlagzeug zu groß und laut ist, aber man dennoch die Wirkung eines Schlagzeuges erzielen möchte: zentral, „laut“, treibend. Damit man am Lagerfeuer oder auf der Party mehr als die üblichen Verdächtigen spielen und mit dem ein oder anderen Rockklassiker überraschen kann.
Könnte aber auch für Drummer interessant sein, die sich bislang noch nicht (zu)trauten, ihren Part auf einem Cajon zu spielen oder einfach (noch) keinen richtigen Plan haben, wie sie Rockpatterns und vor allem -Stimmung auf diese kleine Holzkiste umsetzen könnten.
Ich hab dazu auch mal ein kleines Video gebastelt – nein, was da zu sehen und zu hören ist sind nicht die Singvøgel sondern meine „Zweitband“ Lutz Walter Experience, mit denen ich hier in meiner Gegend hin und wieder schmutzige kleine Cover-Gigs spiele. Und man verzeihe mir die Qualität, ich bin nunmal kein Profi wie George, der unsere Bandvideos dreht 🙂
Da diese Workshops Einzelworkshops sind, werde ich sie inhaltlich aber natürlich komplett auf die/denjenigen ausrichten, die/der einen bucht. Von Anfänger bis fortgeschritten geht alles, und wenn jemand überhaupt erst einmal die Basics lernen möchte geht das natürlich auch. Der Schwerpunkt „Rock“ ist da ein Angebot, kein Muss 🙂
Was es alles gibt haben wir hier auch nochmal in ganz ausführlich beschrieben.
Dann habe ich noch eine Bitte an all meine Freunde und Bekannten, die auch bloggen, twittern oder auf diversen Socialmedia-Portalen aktiv sind:
Ich würde mich unglaublich freuen, wenn ihr euren Lesern über unser Crowdfunding erzählt. Selbst wenn unsere Mucke vielleicht nicht ganz 100%ig euren Geschmack trifft. Wir haben leider keine PR-Maschinerie im Rücken und kein Label mit großem Marketing-Budget und sind deshalb dringend auf Mund-zu-Mund-Propaganda angewiesen.
Wenn dieses Internet, von dem immer alle reden, die große Chance für dieses „Independent“ und „Graswurzel“ abseits der Big Player sein soll, wie man es ihm so gern nachsagt, wäre das eine Gelegenheit, das zu beweisen. Und meine unendliche Dankbarkeit wäre euch überdies sicher 🙂
Leute erzählen mir, sie wüssten nicht, was sie wählen sollen, weil die Unterschiede speziell zwischen den sogenannten „etablierten“ Parteien nur noch kaum wahrnehmbare Nuancen seien. Dann lese ich hier und da, dass Leute ihre Wahlentscheidung tatsächlich an solchen Nuancen festmachen: 99% eines Programmes wird ignoriert, man hängt sich an einem kleinen Punkt auf und bläst ihn bis zu einem „unwählbar“ auf. Manchmal nicht einmal an einen Punkt im Wahlprogramm selbst sondern eine Äußerung irgendeiner Einzelperson, die zufällig einen Mitgliedsausweis irgendeiner Partei hat.
Selten, so scheint es, war es schwieriger, aus einem Wust von Klein- und Kleinstinformationen und minimalen Unterschieden eine Entscheidung zu treffen, wen oder was man unterstützen oder ablehnen möchte.
Wenn angesichts eines Haufens echter Probleme, Herausforderungen und Entscheidungen für eine Gesellschaft, in der wir in Zukunft gern leben würden, Stinkefinger, Halsketten, „Veggie-Days“ und Frisuren von den Medien zu Wahlkampfthemen gehypet werden, während die wirklichen Probleme Intransparenz, Lobbyismus und Korruption, Überwachungsstaat, Sozialabbau und Verarmung breiter Bevölkerungsschichten, Energiewende, Entdemokratisierung mit Hilfe der „Eurokrise“, Kriege und deren humanitäre Herausforderungen, in den Medien als Wahlkampfthemen entweder gar nicht auftauchen oder nur am Rande und manche Themen inzwischen fast nur noch in den Feuilletons behandelt werden, weil offenbar das der letzte Ort ist, an dem sich Intellektuelle noch halbwegs unzensiert äußern können, so dass dort an manchen Tagen das genaue Gegenteil von dem steht, was im Rest eines Blattes als Leitlinie zu finden ist (Bei der FAZ fällt mir das regelmäßig auf. Offenbar denkt man sich in den Verlagen „das liest ja eh keiner“ – oder es liest dort eh keiner), dann konstatiere ich auch ein Medienversagen, das umso schwerer wiegt, weil es ja genug Themen gäbe. Ich habe die Wahl weiterlesen
Dieser Artikel wird wahrscheinlich sehr lang. Seit Monaten, lange bevor Edward Snowden der Welt sagte, wie weit fortgeschritten die globale Überwachung unser aller Kommunikation tatsächlich schon ist, sofern sie nicht Aug in Aug im Funkloch des tiefen Waldes stattfindet, drehe und wende ich Elemente dieses Artikels in meinem Kopf, überlege, wie ich dieses komplexe Thema angehe, das ja eigentlich gar nicht so kompliziert ist, aber eben doch so komplex, dass es immer wieder dazu kommt, dass – manchmal offensichtlich beabsichtigt, manchmal aus Versehen, weil jemand Dinge nicht überblickt oder mit der gebotenen Trennschärfe betrachtet – Dinge in Zusammenhang gesetzt werden, die nichts oder wenig miteinander zu tun haben oder schlicht nicht wirklich verstanden werden. Nicht nur seitens „der Leute“ sondern auch seitens derer, die „den Leuten“ von diesen Dingen erzählen. Politiker, Medien, Firmen, whatever.
Da ich mich teilweise schon seit Jahren darüber ärgere, wenn ich miterleben muss, dass Dinge offenbar bewusst durcheinander geworfen werden, meist tun dies Politiker, um irgendwas zu rechtfertigen, das, quod erat demonstrandum, offenbar mit einer korrekten Darstellung nicht zu rechtfertigen wäre, versuche ich also erst einmal, ein paar Dinge auseinander zu dröseln, bevor ich daran gehe, sie so wieder zusammen zu setzen, wie ich denke, dass es zum Verständnis dessen, was wir alle heute erleben, notwendig ist. Ich beginne also mal mit dem Grundrecht, das in den letzten Jahren vom Bundesverfassungsgericht am häufigsten angeführt wurde, wenn es mal wieder allzu dreiste Überwachungsgesetze verschiedenster Parteikoalitionen in die Rundablage beförderte.
Informationelle Selbstbestimmung
Xxxxxxxx ist doch heutzutage kein Eingriff in die informationelle Selbstbestimmung mehr, jeder gibt doch heutzutage freiwillig schon viel mehr persönliche Daten Preis als noch vor 15 Jahren
Ein gern genommenes „Argument“, um die Erhebung oder Speicherung irgendwelcher Daten gegen meinen Willen zu rechtfertigen ist, es gleichzusetzen mit dem, was Menschen im Rahmen ihrer Aktivitäten vorzugsweise im Internet selbst von sich preisgeben. Meist kommt dieses Argument dann zum Tragen, wenn eine Verletzung der informationellen Selbstbestimmung verschleiert oder relativiert werden soll. Ich hatte dieses „Missverständnis“ im Rahmen der Volkszählung 2007 schon einmal hier im Blog.
Wie gut dieser ärgerliche Spin vom „normalen Volk“ internalisiert wurde kann man leider fast täglich in diversen Kommentaren auf Facebook, unter Medienartikeln oder auch manchen Blogartikeln lesen oder in Gesprächen mit Leuten feststellen, wenn kein Unterschied gemacht wird zwischen der allumfassenden Datensammelei der Geheimdienste und den „bösen“ Datenkraken Google, facebook & Co. (vorzugsweise amerikanische Konzerne, egal, ob ein Aufruf der web.de-Startseite meine Ghostery-Browsererweiterung nicht mehr damit aufhören lässt, einen Trackingdienst nach dem anderen, der dort implementiert ist, aufzuzählen).
Dabei ist es gerade sehr wichtig, diesen Unterschied zwischen freiwilligen Angaben, die ich bei der Nutzung von Internetdiensten mache und Daten, die der Staat von mir einsammelt zu machen.
Ich weiß ziemlich genau, was ich Diensten wie Facebook, Google-Diensten, Instagramm, Twitter, ipernity und was auch immer ich sonst nutze, von mir erzähle, und ich mache da teilweise auch sehr bewusst verschiedene Angaben, so dass diese Dienste am Ende teilweise sehr unterschiedliche „Profile“ von meiner Person haben. Auch, weil ich verschiedene Dienste zu verschiedenen Zwecken nutze und diese unterschiedlichen Informationen dem jeweiligen Dienst tatsächlich helfen, ihn diesen Zwecken anzupassen.
Und es gibt Sachen, die ich keinem dieser Dienste sage, denn es gibt Dinge, die ich tatsächlich als „privat“ erachte und für mich deshalb nicht zu der Persönlichkeit, die ich in der Öffentlichkeit darstelle(n möchte), gehören.
Ich betrachte „das Internet“ als einen mehr oder weniger „öffentlichen Raum“, und so, wie ich mich wasche, saubere Klamotten anziehe und mir die Haare kämme, bevor ich aus dem Haus gehe und mich z.B. in die Straßenbahn setze, achte ich auch darauf, wie ich mich in der Öffentlichkeit „Internet“ präsentiere. Das Stichwort dabei ist aber immer: Freiwilligkeit. Überlegungen zum Thema Überwachungsstaat weiterlesen
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